Dank der Hochflurtechnik mit hochgelegten Bahnsteigen könnte bald auch eine Stadtbahn über Ludwigsburg nach Remseck fahren. Foto: Leif Piechowski

Bei der Stadtbahn im Kreis Ludwigsburg rückt das Stuttgarter Nahverkehrsmodell ins Blickfeld. Eine neue Verkehrsuntersuchung läuft.

Ludwigsburg - Für Verkehrsgutachter sind die Pläne für eine neue Schienenstrecke quer durch den Landkreis Ludwigsburg schon lange vor dem Bau eine feine Sache. Seit bald zehn Jahren sichert die Diskussion um die Stadtbahn den beauftragen Experten ein regelmäßiges Einkommen, die Honorare für die notwendigen Untersuchungen haben längst sechsstellige Summen erreicht.

Zwar ist die große Lösung mit einer Durchbindung bis in den Rems-Murr-Kreis aus Kostengründen längst vom Tisch. Doch den Traum, wenigstens eine kleine Variante über Ludwigsburg nach Remseck zu verwirklichen, haben Ludwigsburgs Landrat Rainer Haas und die beteiligten Rathauschefs noch längst nicht aufgegeben. Der Kreischef sieht in der Ost-West-Achse durch den Landkreis nämlich nach wie vor eine „Jahrhundertchance für den Nahverkehr“.

Mit einem neuen Gutachten will Haas nun noch einmal errechnen lassen, mit welchem Modell die Stadtbahn erfolgreich Fahrt aufnehmen könnte. Ins Blickfeld ist vor allem der Einsatz von Hochflur-Technik gerückt. Der Hintergrund: Schon im Jahr 2007 hatte eine positive Prognose zu Machbarkeit und Fahrgastzahlen große Euphorie in Ludwigsburg geweckt. Im Auftrag von Region und Kreis hatten die Gutachter festgestellt, dass auf der je nach Ausbaugrad zwischen zehn und 26 Kilometer langen Strecke jährlich etwa sechs Millionen Fahrgäste unterwegs sein könnten. Doch bei der detaillierten Betrachtung von Kosten und Nutzen stellte ein zweites Planungsbüro der Schienenstrecke 2010 ein deutlich schlechteres Zeugnis aus.

Schon bei der Kernstrecke aber wird mit einem Betrag von 170 Millionen Euro gerechnet

Vor allem die geplante Verlängerung nach Waiblingen wäre laut den Münchner Verkehrsexperten zu teuer, um einen Kosten-Nutzen-Faktor von mindestens 1,0 zu er-reichen. Dieser Wert ist wichtig, um Fördermitteln aus den Nahverkehrs-Töpfen von Bund und Land zu erhalten – wird die Quote verfehlt, müssten Kreis und beteiligten Orte die Investitionskosten selbst schultern. Schon bei der Kernstrecke allerdings wird mit einem Betrag von 170 Millionen Euro gerechnet – für den Abschnitt nach Waiblingen wären noch einmal 50 Millionen Euro nötig.

Wegen dieser Zahlen drohte die Stadtbahn schon aufs politische Abstellgleis zu rollen. Denn auch ohne den Waiblinger Ast taten sich die Verkehrsexperten offenbar schwer, die gewünschte Niederflur-Technik und die Investitionskosten in Einklang zu bringen. Bei einem Gedankenaustausch im Landratsamt kam deshalb schon im Juli der Einsatz des von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) in der Landeshauptstadt verwendeten Hochflur-Systems ins Gespräch. Offenbar lässt die SSB-Technik vor allem bei den Folgekosten deutliche Preisvorteile erwarten: Den Bau eines Betriebshofs für den Fuhrpark etwa könnte sich Ludwigsburg bei diesem Modell sparen, auch bei der Beschaffung des Wagenmaterials verspricht der Fahrzeugpool der Stuttgarter Straßenbahnen einen Spareffekt. Das bisher stärkste Argument für eine Beteiligung der SSB an der Stuttgarter Stadtbahn allerdings ist die Möglichkeit, die 1975 stillgelegte Strecke in einzelnen Abschnitten zu reaktivieren.

Bisher hatten die Verkehrsplaner stets vorgeschlagen , die SSB nur bis Pattonville fahren zu lassen – als Verlängerung der bei den Fahrgästen auf große Resonanz stoßenden Linie U 14 nach Neckargröningen. In Pattonville sollte ein Umsteigebahnhof entstehen, die Passagiere dort in komfortable Niederflur-Waggons steigen. Diese Technik war bisher vor allem für die Stadt Ludwigsburg selbst erste Wahl. Durch einen engeren Kurvenradius sind die Fahrzeuge nicht nur wendiger als Hochflur-Bahnen. Die Barockstadt hätte mit dem Niederflur-Modell auch auf erhöhte Bahnsteige verzichten können. Mit der Vorstellung, in die erst vor wenigen Jahren modernisierte Wilhelmstraße einen wuchtigen Gleiskörper zu legen, tun sich die Ludwigsburger schwer. Außerdem wäre mit der Hochflur-Technik wegen der beengten Verhältnisse am Ludwigsburger Bahnhof wohl keine Direktverbindung von Markgröningen bis Oßweil möglich . Am heutigen Mittwoch befasst sich der Verkehrsausschuss der Region mit den Plänen. Erste Ergebnissen der neuen Untersuchung werden aber frühestens im Frühjahr 2013 erwartet.