Der Komponist Mark Andre Foto: Promo

Kammerkonzert der Oper Stuttgart mit Musik von Robert Schumann, Mark Andre, Helmut Lachenmann und Gérard Grisey

Feste Formen bieten Halt. Und wer sie benutzt, hat selbst für Radikales gute Gründe. Ein Kanon zum Beispiel oder eine Fuge dringen, wenn man sie streng nach den Regeln durchführt, geradezu auf harmonische, melodische oder auch rhythmische Extreme, und wenn die Formen Kanon und Fuge wie am Mittwochabend im Mozartsaal den Inhalt eines ganzen Konzertes prägen, dann ergeben sich Verbindungen und Gleichklänge sogar zwischen sehr unterschiedlichen Werken und Zeiten.

So gelang es Musikern des Staatsorchesters spielend, einen roten Faden durch ein Programm zu ziehen, das zwischen Robert Schumanns kaum bekannten Sechs Fugen über B-A-C-H op. 60 und Werken des in Berlin lebenden französischen Komponisten Mark Andre aufgespannt war. Auf Andres Musiktheater „Wunderzaichen“, das am 2. März uraufgeführt wird, arbeitet die Oper Stuttgart auch mit diesem Kammerkonzert hin, und aufmerksam machte dieses jetzt auch auf die Faszinationskraft von Andres sehr persönlichem Stil. Zwei stille Stücke zeugten von ihm: „E2“ für Cello und Kontrabass und „ . . . als . . .I“ für Bassklarinette, Cello und Klavier. Das zweite Stück, dessen (typischer) Titel bezeichnend ist für Andres tastendes Suchen, fordert von seinen Zuhörern viel, man muss sich einlassen wollen auf die langen, zarten Blicke, welche die drei Instrumente in ihr Inneres wie auf das weite Feld zwischen Klang und Geräusch werfen.

Stücke von Lehrern Andres – Helmut Lachenmanns Suche nach neuen Arten von Schönheit und Ausdruck in „Pression“ für Cello solo, Gérard Griseys Klangstudie „Anubis/Nout“ für Kontrabassklarinette solo – beleuchten die Wege, auf denen Andre auch gegangen ist. Die Begegnung mit Schumanns Fugen für Pedalflügel in einer neuen Bearbeitung Xaver Paul Thomas für zwei Streichquartette und Kontrabass ist reizvoll, weil hier der vermittelnde Ton, die Farben und Techniken der Streicher für Mehrwert sorgen. Und für Momente der Irritation: Auch Schumanns Werk, ist Neue Musik.