Die vom Stromkonzern EnBW geplante Aufstockung beim Mannheimer Energieunternehmen MVV wird vom Bundeskartellamt geprüft. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Klein gegen Groß: EnBW will bei der Mannheimer MVV aufstocken. Aus rein finanziellen Gründen, wie Deutschlands drittgrößter Stromkonzern betont. Die kleinere MVV wehrt sich - und hofft auf das Kartellamt.

Karlsruhe - Das Bundeskartellamt prüft intensiv die vom Stromkonzern EnBW geplante Aufstockung beim Mannheimer Energieunternehmen MVV. „Das Hauptprüfverfahren läuft“, sagte ein Sprecher der Behörde. Das Bundeskartellamt will sich bis Anfang November Zeit nehmen, um das Marktumfeld zu analysieren oder mögliche wettbewerbliche Bedenken zu prüfen.

Das „Handelsblatt“ berichtete, MVV Energie habe in einem Schreiben an das Bundeskartellamt massive wettbewerbsrechtliche Bedenken angemeldet. EnBW überschreite nicht nur formal die 25-Prozent-Anteilsschwelle, sondern erweitere auch materiell die Einflussmöglichkeiten auf die strategische und operative Geschäftstätigkeit von MVV erheblich.

„Rein finanzielle Beteiligung“

Deutschlands drittgrößter Stromkonzern EnBW hatte im März angekündigt, seinen Anteil an der MVV ausbauen zu wollen - von jetzt 22,48 auf 28,76 Prozent. Das nahezu vollständig in öffentlicher Hand befindliche Karlsruher Unternehmen betont: „Es handelt sich um eine rein finanzielle Beteiligung.“

Die Karlsruher hätten damit aber eine Sperrminorität und so ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen. Das will die MVV offenbar verhindern. Offiziell hieß am Mittwoch von MVV dazu nur: „Unsere bisherige Unternehmensstruktur hat sich für unsere unternehmerische Entwicklung und für unsere Rolle in der Energiewende bewährt.“

Die MVV Energie gehört mehrheitlich der Stadt Mannheim und gilt als eines der einflussreichsten Stadtwerke-Netzwerke. Sie setzte im vergangenen Jahr mit rund 6000 Mitarbeitern 4,1 Milliarden Euro um. Die EnBW ist mit mehr als 20 000 Mitarbeitern und 19 Milliarden Euro Umsatz ungleich größer.

MVV-Anteil über Jahre aufgebaut

Sie hat den MVV-Anteil über mehrere Jahre aufgebaut. Zwischenzeitlich wollten sich die Karlsruher auch von der Anteilen trennen. Im März teilten sie mit, den 6,28-Anteil vom französischen Energieunternehmen ENGIE SA abzukaufen. Einen ersten Antrag beim Kartellamt hatte die EnBW nach eigenen Angaben in Abstimmung mit dem Bundeskartellamt zurückgezogen.

Am 5. Juli wurde ein neuer Antrag eingereicht. „Das war ein üblicher Vorgang, um dem Bundeskartellamt mehr Zeit für eine umfangreiche Prüfung inklusive der Erhebung neuer Marktdaten zu ermöglichen“, sagte eine EnBW-Sprecherin am Mittwoch. Die Behörde prüfe die Marktsegmente Strom/Gas und Entsorgung.

Die EnBW kann die MVV-Bedenken nicht nachvollziehen und betont: „Wir sind auch weiterhin an einer vertrauensvollen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der MVV interessiert.“