Der Künstler „Bahaiden“ hat in Mannheim im Wohnviertel Herzogenried die Außenfassade eines Hochhauses bemalt. Foto: dpa

Bunt auf Beton: Farbe gibt grauen Stadtteilen ein neues Gesicht. Mit Wandmalereien können sich Street-Art-Künstler austoben - ganz legal.

Mannheim - Das Gemälde an der 38 Meter hohen Südfassade des Hochhauses ist eine riesige Farbexplosion: Vor einem gelben Hintergrund sind schwarz-weiße Kreise neben knallbunten Streifen zu sehen, eine tiefblaue Fläche mit Punkten grenzt an eine grüne längliche Form, die an eine Schlange erinnert. Titel: „Kulturen in Farbe - Nationen in Frieden“.

Mannheim wird bunter

Malereien an Hauswänden, sogenannte Murals (engl. für Wandgemälde), bringen neue Farbe in Großstädte - das wirkt vor allem in sonst eher tristen Siedlungen. Ein gelungenes Beispiel ist das Hochhaus „Zum Herrenried 3“ in der Mannheimer Wohnsiedlung Herzogenried. Die Farbexplosion wertet das Gebäude stark auf. Vergleichbare Bemalungen gibt es zum Beispiel auch in Stuttgart, Heidelberg und Freiburg.

Kunst im öffentlichen Raum sei schon lange ein unverzichtbarer Bestandteil der Stadtentwicklung und Stadtkultur, sagt eine Sprecherin des Städtetags Baden-Württemberg. Vor allem die Auseinandersetzung mit der Kunst zeichne ein lebendiges Gemeinwesen aus.

Mannheim wird immer bunter. „Im Herzogenried wohnen fast 9000 Menschen aus 127 Ländern. Hier ist ein friedliches Zusammenleben besonders wichtig“, sagt Quartiermanager Michael Lapp. Die Idee hinter dem großen knallbunten Bild sei gewesen, dass Schüler abstrakt und gegenständlich über Frieden malen sollten. Der Mannheimer Künstler Bahaiden hat aus den mehr als 200 Arbeiten ein Gesamtkunstwerke entwickelt.

Das Herzogenried ist eine typische Siedlung aus den 70er Jahren, die hochgeschossigen Wohnhäuser stehen dicht nebeneinander. Der Stadtteil entstand zur Bundesgartenschau 1975 als ein Modellprojekt zum Wohnen im Grünen. Es gibt viele Bäume und Wiesen - trotzdem dominiert der Beton.

Ziel: Die Stadt als Street-Art-Museum

„Vor den Street-Art-Projekten gab es nicht viel Farbe. Es war grau, trist und eintönig“, sagt Lapp. Angefangen hat alles im Jahr 2000, als hier zum ersten Mal legal ein Graffito gesprüht wurde. Das Mural von Bahaiden ist eins von drei haushohen Kunstwerken. Sie sind spektakulär - aber die Siedlung wird vor allem dank vieler kleiner Projekten bunter: Immer wieder bemalen Kinder und Jugendliche zum Beispiel Mülleimer und Pflanzenkübel.

„Kunst schafft eine Stadtteilidentifikation. Viele freuen sich, in einem Haus zu wohnen, an dem ein schönes Gemälde ist“, sagt Lapp, der seit 2004 auch die Kunstprojekte im Herzogenried koordiniert. Unterstützt wird er dabei von der Stadt Mannheim.

„Mannheim ist eine Kulturstadt und das soll auch im öffentlichen Raum erkennbar sein“, sagt eine Stadtsprecherin. Neue Kunstprojekte würden damit unterstützt, dass Mannheim zum Beispiel die Flächen für neue Graffiti zur Verfügung stelle oder die Pflege der Kunstwerke übernehme.

Außerdem initiiert die Stadt Mannheim seit vier Jahren das Projekt „Stadt.Wand.Kunst“. Zusammen mit drei Partnern werden regelmäßig nationale und internationale Künstler aus der Graffiti-Szene eingeladen, Häuserfassaden in der Stadt zu gestalten. Bisher sind so neun Wandbilder entstanden. Ziel ist, die Stadt in ein riesiges Museum zu verwandeln. Graue Betonwände gibt es noch genug.