Die Gewerkschaft Verdi will gegen die Freistellung der Mitarbeiter von Mann Mobilia in Mannheim rechtlich vorgehen. Foto: dpa

Sie wollten arbeiten gehen und standen vor verschlossenen Türen: Das Möbelhaus Mann Mobilia in Mannheim hat rund hundert Mitarbeiter ohne Begründung freigestellt. Die Gewerkschaft Verdi will gegen das Unternehmen rechtlich vorgehen.

Mannheim - Rund hundert Mitarbeiter von Mann Mobilia in Mannheim konnten am Montagmorgen nicht wie gewohnt ihre Arbeit aufnehmen. Das Möbelhaus sperrte die Beschäftigten aus und stellte sie ohne Vorankündigung frei. Verdi will nun rechtlich gegen das Unternehmen vorgehen.

Betroffen sind alle Mitarbeiter aus dem Bereich der Auftragssachbearbeitung. Laut Wolfgang Krüger vom Verdi-Landesfachbereich Handel in Baden-Württemberg wurde den Mitarbeitern die spontane Freistellung “von jetzt auf nachher“ und ohne jegliche Begründung mitgeteilt. Ein Sicherheitsdienst hätte die Angestellten vor den Türen des Zentrallagers abgefangen und jedem ein Schreiben ausgehändigt, in dem sie über den Schritt informiert wurden.

Verdi will rechtlich gegen den Schritt vorgehen

„Das kommt völlig unerwartet“, sagt Krüger und weist auf eine Betriebsvereinbarung über eine Standortsicherung hin, wonach die Arbeitsplätze eigentlich bis Ende 2016 erhalten bleiben sollten. „Das Unternehmen zieht das jetzt in Zweifel“, sagt Krüger. Die Voraussetzungen für eine Sicherung seien entfallen. „Solange es aber die Betriebsvereinbarung gibt, kann es keine Entlassungen geben“, ergänzt Krüger. Auf eine Anfrage der Stuttgarter Zeitung bei XXXL, sagt ein Pressesprecher: „Die Standortsicherung war an die Erfüllung gewisser Leistungskriterien geknüpft. Dem Betriebsrat ist seit geraumer Zeit bekannt, dass diese Kriterien trotz erheblicher Anstrengungen nicht eingehalten werden konnten.“

Verdi will nun mit einer einstweiligen Verfügung rechtlich gegen diesen Schritt vorgehen. Das Unternehmen, so Krüger, hätte den Betriebsrat im Vorfeld informieren müssen: „Ohne Einbeziehung des Betriebsrates ist es nicht möglich, dass ein Arbeitgeber solche Maßnahmen durchführt. Das ist ein massiver Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz.“

Die Betroffenen haben Angst

Das Unternehmen teilte in einer Pressemitteilung mit, dass die Freistellungen aufgrund einer Umstrukturierung nötig seien. Die rund hundert Mitarbeiter sollen an den Hauptsitz des Unternehmens in Würzburg verlegt werden, wo laut Angaben 60 neue Stellen entstehen sollen. „Die Auftragsbearbeitung ist eine zentrale Aufgabe, die am effizientesten am zentralen Unternehmenssitz erledigt werden kann, wo beispielsweise auch unser Einkauf tätig ist“, äußert sich Helmuth Götz, Sprecher der Geschäftsführung der XXXL Unternehmensgruppe Deutschland in der Mitteilung. Löhne und Gehälter der Mitarbeiter würden weiterhin gezahlt, bis sich das Unternehmen mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan und Interessenausgleich geeinigt hätte. Kündigungen seien bisher nicht ausgesprochen worden.

Am Dienstagmorgen – dem Tag nach den Freistellungen – trafen sich die 99 Betroffenen zu einer Versammlung. Bei den Mitarbeitern herrsche „große Wut, dass sich ein Arbeitgeber auf diese Weise einfach über Gesetze hinwegsetzen kann. Viele Mitarbeiter haben nun materielle Ängste und wissen nicht, wie es weiter geht“, berichtet Krüger aus dem Treffen. Man hoffe, dass die Mitarbeiter bald wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können.