Die Trümmer eines Daches begruben in Hamburg ein Paar unter sich. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät. Foto: dpa

In dem heftigen Unwetter, das am Dienstagabend Norddeutschland heimgesucht hat, ließ in Hamburg ein junger Mann sein Leben. Seine hochschwangere Freundin wurde schwer verletzt. Das Baby kam aber gesund zur Welt.

Hamburg - Eine hochschwangere Frau, deren Freund bei dem schweren Unwetter in Hamburg erschlagen worden war, hat einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Die 25-Jährige sei außer Lebensgefahr, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Sie habe aber schwere Verletzungen am Rücken und am Kopf erlitten.

Entgegen ersten Berichten war das Paar aus Hamburg nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß am Fischmarkt unterwegs. Als das Unwetter am Dienstag einsetzte, stellten sich die beiden unter. Plötzlich wirbelte der Sturm Dachteile herunter. Der 26-Jährige wurde erschlagen und starb noch am Unglücksort. Die Frau wurde schwer verletzt. Der Stichtag für die Geburt war der Mittwoch.

Kleinstadt von Tornado heimgesucht

Die Kleinstadt Bützow bei Rostock wurde bei dem Unwetter am Dienstagabend von einem Tornado heimgesucht. Wie Landrat Sebastian Constien (SPD) am Mittwoch sagte, lasse sich das Ausmaß des Schadens noch nicht abschätzen. Seit den Stadtbränden Mitte des 18. Jahrhunderts habe es kein vergleichbares Unglück in der 7600-Einwohner-Stadt gegeben. Bewohner Bützows berichteten, dass der Tornado knapp zehn Minuten gewütet habe.

Durch den Sturm, der am Dienstag gegen 19.00 Uhr knapp zehn Minuten lang über der Innenstadt wütete, wurden 30 Personen meist durch herumfliegende Trümmerteile leicht verletzt. Eine Frau musste allerdings mit schweren Verletzungen in eine Rostocker Klinik gebracht werden, sagte Constien. Im Zentrum sind viele Häuser abgedeckt. Vom Dach der Stiftskirche fehlt ungefähr ein Viertel der Ziegel. Auch das Rathaus weist schwere Schäden auf.

Sellering sichert Hilfe zu

Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) machte sich am Mittwoch vor Ort ein Bild von der Lage und sicherte Hilfe des Landes zu. Zu Beginn seines Besuches in der Kleinstadt zeigte sich der Regierungschef beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Einwohner.

Noch in der Nacht wurden drei Häuser wegen akuter Einsturzgefahr evakuiert. Die Bewohner seien bei Verwandten und Bekannten untergekommen. Eine Notaufnahme in der Sporthalle musste nicht benutzt werden. An diesem Mittwoch sollten Bau- und Statikexperten die beschädigten Häuser begutachten. Noch sei nicht absehbar, wie viele Häuser einsturzgefährdet und nicht mehr bewohnbar sind. In der Innenstadt sei kein Auto heil geblieben.

Rund 130 Feuerwehrleute und andere Katastrophenhelfer hatten gleich nach dem Sturm mit den Aufräumarbeiten begonnen. Wichtige Straßen wurden so geräumt, dass zumindest die Einsatzfahrzeuge gefahrlos fahren konnten.

Stadt und Kreis bedankten sich für die Solidarität vieler Einwohner, die sich am Morgen ausgerüstet mit Werkzeug bei der Feuerwehr gemeldet hatten. Ihnen allen steht viel Arbeit bevor. Auf den kleineren Straßen und Gehwegen liegen noch Tausende Ziegel und andere Trümmerteile, viele Bäume sind umgestürzt. Die Innenstadt ist für den Durchgangsverkehr gesperrt, drei Schulen wurden geschlossen.

DWD bestätigt: Es war ein Tornado

Auch nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist ein Tornado für die Verwüstungen in Bützow verantwortlich. Darauf deuteten die Radarbilder hin und die Schäden wie umgestürzte Autos, sagte DWD-Meteorologin Linda Jäckel in Potsdam. Auch schwere Stürme könnten zwar Dächer abdecken, aber Autos stürzten eher bei einem Tornado um. „Es gibt Strukturen im Radarbild, die auf Rotationen in der Wolke hinweisen“, erklärte Jäckel.

Weshalb sich aber genau in Bützow - das von der Warnow durchflossen wird, die dort weite Auenflächen hat - ein Tornado entwickelte, sei unklar. Tornados seien schwer vorherzusagen, sagte Jäckel. Die Tornado-Forschung stecke noch in den Anfängen. Es sei völlig willkürlich, wo so etwas auftrete.