Vor 66 Jahren wurde das MAN-Stahlhaus an der Oberwiesenstraße aufgestellt. Jetzt hat sein Abbau begonnen – für die Versetzung ins Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall-Wackershofen. Foto: Eveline Blohmer

Die Zukunft des MAN-Stahlhauses in Sillenbuch war ungewiss. Jetzt ist klar: Das Kulturdenkmal wird künftig im Freilandmuseum in Wackershofen stehen. Zu Beginn der Abbauarbeiten wurden noch einmal die Querelen um das Haus thematisiert.

Sillenbuch - Die Tage des MAN-Stahlhauses sind endgültig gezählt – zumindest die etwa 24 000, die es an der Oberwiesenstraße zugebracht hat: Seit Mittwoch wird es in transportgerechte Stücke zerlegt, um es für seine Versetzung ins Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall-Wackershofen vorzubereiten.

Bis Mitte September soll in Sillenbuch nichts mehr von dem vor 66 Jahren dort errichteten Haus übrig sein. Nach seiner Restaurierung wird es dann bis August 2017 im Freilandmuseum wieder aufgebaut. Dort soll es den Besuchern von 2018 an mit entsprechender Einrichtung das Wohnen der 50er-Jahre vermitteln. 600 000 Euro wird der Ortswechsel kosten, 65 Prozent davon übernimmt die Landesstelle für Museumsbetreuung, der Rest kommt vom Freilandmuseum, laut Leiter Michael Happe „mit Schützenhilfe von Singer Wohnbau“.

Zum Auftakt der Arbeiten hatten die Beteiligten zur Informationsrunde in das 1950 errichtete Kulturdenkmal geladen. Um der Presse Auskunft zu geben über die Versetzung an sich und über ihre Gründe, hatten sich Vertreter der Unteren Denkmalschutzbehörde, des Freilandmuseums, der Landesstelle für Museumsbetreuung, der Eigentümergesellschaft und der für die Translozierung, also der Gebäudeversetzung, verantwortlichen Firma JaKo Baudenkmalpflege eingefunden. Mit dabei war außerdem der ehemalige Geschäftsführer des Diakonie-Klinikums Volker Geißel, der mit seinen beiden Geschwistern in dem Haus aufgewachsen ist.

Transparenz bei Translozierung

Mit der betonten Transparenz in Sachen Translozierung sollten offenkundig auch die Wogen geglättet werden, die in jüngster Zeit um das stählerne Fertighaus aufgekommen waren. So wurde wiederholt unterstrichen, dass es für das Haus keine Zukunft mehr gegeben hätte an seinem ursprünglichen Standort in Sillenbuch: Damit das seit 2011 leer stehende Einfamilienhaus wieder bewohnt werden könnte, wäre eine Sanierung nötig. Durch diese verliere es aber die Denkmalwürdigkeit, lautete der Tenor. Deshalb sei die Abrissgenehmigung überhaupt erteilt worden, erläuterte Ellen Pietrus von der Unteren Denkmalschutzbehörde, allerdings mit hohen Auflagen für den Eigentümer, die inzwischen alle erfüllt seien.

Außerdem sei die Denkmaleigenschaft erst erkannt worden, als die ursprünglichen Besitzer, die laut Volker Geißel ebenfalls nichts davon gewusst haben, schon verkauft hatten. Pietrus führte zudem die Nachverdichtung ins Feld, die man in Stuttgart nicht aus den Augen verlieren dürfe. Das Vorgehen der Denkmalschützer war wie berichtet von einem benachbarten Ehepaar stark kritisiert worden – zuletzt mittels Petition beim Landtag. „Es wurde Mauschelei unterstellt. Das ist alles Kokolores. Hier sitzen nur anständige Menschen am Tisch“, wehrte sich Gert Clement erneut gegen die Vorwürfe. Clement ist Geschäftsführer der Singer Wohnbau GmbH aus Sillenbuch, die gemeinsam mit der Gräber Bau- und Betreuungsgesellschaft mbH vier Gebäude mit 16 Eigentumswohnungen auf betreffendem Grundstück und einem weiteren an der Eduard-Steinle-Straße errichten möchte. Noch in diesem Jahr soll mit den Arbeiten für die Wohnungen mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 6500 Euro begonnen werden.

Das MAN-Stahlhaus wird dann in der Restaurierungshalle der Firma JaKo in Rot an der Rot sein. Dort werden fehlende Teile ergänzt oder rekonstruiert. Den letzten Schritt vom Einfamilienhaus zum Museumsexponat vollzieht es dann nach seinem Wiederaufbau in Wackershofen: Versehen mit zeitgemäßen Einrichtungsgegenständen wird es den Traum vom Wohnen in den 1950er darstellen, erklärte der Museumsleiter Michael Happe. Vielleicht bleibt ja auch eines der Star-Poster aus Volker Geißels Jugend erhalten.

Webcam zeigt Abbau

Weitere Informationen und einen Blick auf die Abbauarbeiten via Webcam gibt es hier.