In Wilfried Zehles Atelier stapeln sich die Aquarelle und Skizzen, von denen einige demnächst im Bürgerhaus zu sehen sind. Foto: Sabine Schwieder

Wilfried Zehle bereitet eine Ausstellung mit Aquarellen und Schnittbildern für das Bürgerhaus vor. Es gibt vier Themenbereiche auf vier Etagen.

Möhringen - Manchmal entsteht aus einer Krise etwas Anderes, manchmal schneidet ein Künstler seine Aquarelle in Streifen und setzt sie zu neuen Bildern zusammen. Für den Möhringer Wilfried Zehle gilt beides: Als ein Unfall seiner Leidenschaft für Skirennen ein Ende setzte, hatte er fortan mehr Zeit für seine zweite Leidenschaft – das Malen. Und einige seiner schönsten Arbeiten sind der Schere zu verdanken. Vom 9. Oktober bis zum 15. Dezember wird unter dem Titel „Kontraste“ eine Auswahl seiner Werke im Bürgerhaus zu sehen sein, in dem die Mitglieder des Kunstkreises Möhringen abwechselnd ausstellen.

Der erzwungene Abschied vom Leistungssport fiel Wilfried Zehle nicht leicht. „Ich habe meine Psyche durch das Malen wieder in Ordnung gebracht“, sagt er. „Erst im Nachhinein habe ich gemerkt, dass ich so die innere Freiheit und Freude wiedergewonnen habe.“ Die dunklen, pessimistischen Farben aus der Zeit nach dem Unfall sind mehr und mehr strahlenden Landschaften gewichen, die überwiegend in seinem Lieblingsreiseland Frankreich entstanden sind. Momentan ist Wilfried Zehle damit beschäftigt, die rund 70 für die Ausstellung vorgesehenen Arbeiten auszuwählen und zu sortieren.

Vier Ausstellungsräume und vier Themen

Reise-Impressionen aus Frankreich

Jeder der vier Ausstellungsräume soll einem anderen Thema gewidmet werden. Im unteren Foyer werden Farb- und Formabstraktionen zu sehen sein, deren Titel nicht immer darauf schließen lassen, was der Künstler ausdrücken wollte. „Kontraste 1“ beispielsweise stellt geordnete – wie vom Computer erschaffene – Formen der scheinbaren Unordnung von aufgeklebten Linien entgegen. Als verbindendes Element ist eine Menschenkette zu sehen. Eine „Spirale der Evolution“ zeigt die Entwicklung aus Erde, Luft und Wasser in bewegten Formen. „Wenn sich die Kreise übereinanderschieben, dann haben wir den Idealzustand erreicht.“

Raum für Goethes Osterspaziergang

Die Aquarelle, die der Künstler von seinen Reisen ins Hochgebirge des Allgäus und des Mont-Blanc-Massivs mitgebracht hat, erschließen sich schneller. „Das bin ich alles mit den Skiern abgefahren“, seufzt Wilfried Zehle.

Ein anderer Raum ist seinen Reisen in die Bretagne und in die Normandie gewidmet. Von dort bringt Wilfried Zehle regelmäßig farbenfrohe Aquarelle mit, die er zum Teil in seinem Atelier am Friedrichsberg in schmale Streifen schneidet. Zu neuen Landschaften zusammengesetzt scheinen diese sogenannten Schnittbilder das spezielle Licht Frankreichs noch besser und plastischer wiederzugeben als die Originale.

Themenbereich widmet sich Johann Wolfgang von Goethe

Der letzte Themenbereich widmet sich Johann Wolfgang von Goethes „Osterspaziergang“ aus dessen Drama „Faust I“. Mit diesen chronologisch angeordneten 18 Bildern wurden jeweils zwei Zeilen eines Zitats in abstrakte Formen übersetzt. Auch die Farbauswahl ergab sich zum Teil aus dem Text. Die Sonne, so heißt es nämlich bei Goethe, duldet kein Weißes: „Überall regt sich Bildung und Streben, alles will sie mit Farben belegen.“