Vor allem auf Wagen der Marke Range Rover hatten es die Diebe abgesehen. Foto: dpa

Ein Mann aus Polen hat vor dem Landgericht Stuttgart gestanden, mehrere Male nach Deutschland geschickt worden zu sein, um teure Autos zu stehlen.

Stuttgart - Ja, einen der Teil der ihm in der Anklage vorgeworfenen Taten habe er begangen, lässt der 41-Jährige seinen Verteidiger vortragen. Aber nein, über seine Komplizen und vor allem über die Hintermänner werde er nichts sagen, so der Angeklagte vor der 7. Strafkammer. „Der Chef sitzt in Polen, mein Mandant wurde von ihm geschickt“, sagt Verteidiger Axel Kollbach aus Frankfurt.

Sechs Wagen im Wert von mehr als einer halben Million Euro soll der Mann zusammen mit unterschiedlichen Komplizen geknackt und über Kuriere nach Polen geschafft haben. Dabei bediente sich der offensichtlich erfahrene Mann zweier Methoden. 2014 und 2015 sei er noch mechanisch vorgegangen, später öffneten und starteten er und seine Komplizen die Luxuswagen mit der sogenannten Keyless-Go, also mit der schlüssellosen Methode, bei der die Funkwellen der modernen Autoschlüssel per Verstärker abgefangen und eingesetzt werden.

Der Angeklagte bestreitet die Diebstähle in Stuttgart

Zuerst ging der Pole aber noch handwerklich vor. Im Oktober 2014 sägte er in München ein kleines Loch in die Fahrertür eines Bentley, gelangte so ins Wageninnere, wo er das Steuergerät manipulierte und mit dem Auto verschwand. Der Wagen konnte in Polen sichergestellt werden. Auf diese Weise soll der Mann in Frankfurt, Hamburg und Bad Homburg jeweils einen Range Rover gestohlen haben. Im Januar dieses Jahres sei der Pole dann im Stuttgarter Norden gewesen, wo er einen Porsche und einen Mercedes im Gesamtwert von einer Viertelmillion Euro mit dem Abfangen der Funkwellen gestohlen haben soll. Das jedoch bestreitet er ebenso wie den Diebstahl eines Range Rover in Frankfurt.

In der Nacht auf den 5. Februar war der Angeklagte mit einem Komplizen erneut in Stuttgart unterwegs. Die Männer hatten Station beim Schwager des Polen im Kreis Esslingen bezogen und waren von dort nach Stuttgart-West gefahren, um nach Autos Ausschau zu halten, die sie mithilfe von Funkwellenverstärkern knacken können. Sie fielen einer Polizeistreife auf, die Beamten rochen den Braten und nahmen die Männer um 2.40 Uhr fest.

DNA auf einer Sturmhaube und einer Taschenlampe

Die Polizei hat in der Nähe zweier Tatorte eine Sturmhaube und eine Taschenlampe mit DNA-Spuren des Angeklagten sichergestellt. Der Mann sagt, die Sturmhaube gehöre ihm, er habe sie im Wagen eines Komplizen gelassen. Der müsse die Haube beim Diebstahl in Frankfurt benutzt haben. Die Taschenlampe habe er allerdings bei einem anderen Fischzug ebenfalls in Frankfurt am Main verloren. Da sei er tatsächlich dabei gewesen. Und die Autodiebstähle im Stuttgarter Norden? In einem seiner Navigationsgeräte sei just dieser Tatort gespeichert gewesen. „Dieses Navi hat er von seinen Hintermännern bekommen. Den Zielort hat er nicht selbst eingegeben“, sagt der Verteidiger. Man bleibe dabei: In Stuttgart habe sein Mandant keine Autos gestohlen. Der Prozess wird am 7. Dezember fortgesetzt.