Bei Feinstaub-Alarm soll es ab Januar günstige Tickets geben, um den Umstieg vom Auto auf dem Nahverkehr zu fördern Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ab Januar soll es in Stuttgart im Testbetrieb bei Feinstaubalarm wegen hoher Schadstoffwerte preisreduzierte VVS-Tickets geben. Dadurch gehen dem Verbund Einnahmen im Millionenwert verloren.

Stuttgart - Von 2018 an soll es in Stuttgart bei Überschreitungen der Feinstaub- und Stickoxid-Grenzwerte verbindliche Fahrverbote für einen Teil der Autoflotte geben. Zuvor wollen OB Fritz Kuhn und Verkehrsminister Winfried Hermann vor allem die Pendler aus der Region mit Appellen zum freiwilligen Umstieg auf Bus und Bahn bewegen. Zur Übung soll es ab Januar Rundfunkdurchsagen bei absehbaren Überschreitungstagen im Kessel geben.

Als Bonbon für die Umsteiger haben Kuhn (Grüne) und Horst Stammler, einer der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS), preisreduzierte Tickets vorgesehen. Erwachsene sollen in der Testphase nur die Hälfte zahlen, also ein Kinderticket aus dem Automaten ziehen können. Inzwischen hat der Verbund den täglichen rechnerischen Verlust ermittelt. Die Einnahmen aus dem so genannten Gelegenheitsverkehr, also aus Einzel- und Tagestickets, liegen im VVS bei 400 000 Euro. Mit dem halben Preis, der an den Tagen mit Feinstaubalarm für alle gilt, würde der Verbund täglich rechnerisch 200 000 Euro verlieren. Vergangenes Jahr wurden die Grenzwerte beim Feinstaub an 64 Tagen gerissen. Das wäre ein Verlust von 12,8 Millionen Euro. Ein Teil könnte durch die Umsteiger ausgeglichen werden.

Millionen-Hochrechnung fehlt in der VVS-Vorlage

Die 200 000 Euro präsentiert die Geschäftsführung an diesem Mittwoch dem VVS-Aufsichtsrat. Die Millionen-Hochrechnung ist in der Vorlage nicht vorhanden, allerdings wird von „sehr großen Bedenken“ der Verkehrsunternehmen gesprochen. Busfirmen, die defizitäre Stuttgarter Straßenbahn (SSB) und die von der Bahn AG betriebene S-Bahn sind nicht bereit, derartige Einnahmeverluste hinzunehmen.

Deutlich wird der Verbund, dessen Aufsichtsrat Kuhn vorsitzt, bei der Laufzeit. Nach zwei Jahren soll es keinen Feinstaub-Rabatt mehr geben. Durch die Fahrverbote folge automatisch der Zwangsumstieg.

Bis zum Test im Januar ist nicht mehr viel Zeit

Wie die 12,8 Millionen Euro ausgeglichen werden sollen lässt das Papier offen. Klar sei, dass die Stadt Stuttgart nicht die Fahrten der Pendler aus der Region subventionieren könne, die die Probleme mit verursachten. Außerdem kann an Alarmtagen im gesamten Verbundgebiet zum halben Preis gefahren werden, der Nutzen läge also auch außerhalb der Stadtgrenze. Und da das Land das Fahrverbot fordere, müsse es auch den Verlust mit ausgleichen.

Angesichts der gewaltigen Summe werde man der Geschäftsführung am Mittwoch voraussichtlich aufgeben, die Sache weiter zu untersuchen, heißt es im Aufsichtsrat. Bis Januar ist nicht mehr viel Zeit dafür.