Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat die Prognose für das nächste Jahr nach unten korrigiert Foto: dpa

Sparprogramme und neue Ideen haben der Lufthansa bislang nicht den erhofften Schub gebracht. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die Airline ihr Gewinnziel für 2015 gekappt. Ob der Plan für dieses Jahr aufgeht, hängt an den Piloten und ihrer Streikbereitschaft.

Frankfurt - Die Streiks der Piloten in diesem Jahr haben die Lufthansa 170 Millionen Euro gekostet und damit deutlich mehr, als Experten bislang erwartet hatten. Trotzdem wird die Lufthansa das für 2014 angepeilte Betriebsergebnis von einer Milliarde Euro erreichen, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen für die ersten neun Monate. Bedingung sei, dass es nicht zu weiteren Streiks komme.

Von Januar bis September verbuchte die Lufthansa ein Ergebnis von 849 Millionen Euro, 28 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für 2015 nimmt Spohr die Prognose wegen der schwierigen Lage der Weltwirtschaft und des anhaltend hohen Preisdrucks in der Luftfahrt zurück: Das Ergebnis werde nicht bei zwei Milliarden liegen, sondern nur noch „deutlich“ über dem Ergebnis von 2014. An der Börse kam das nicht gut an: Die Aktie brach zeitweise um mehr sechs Prozent ein.

Spohr bestätigte, dass man unter Leitung eines Moderators wieder mit der Vereinigung Cockpit (VC) spreche – allerdings nur über die Vergütung der Piloten. Von den 10 000 Piloten unterliegen aber nur etwa 5400 dem Tarifvertrag, über den derzeit mit der Vereinigung Cockpit gestritten wird. „Sollten wir dort vorankommen, kann das sicher auch auf die anderen Themen positiv wirken.“ Spohr stellte aber auch klar, dass die Vorruhestandsregelung in der derzeitigen Form aus Kostengründen nicht mehr tragbar sei und reformiert werden müsse. „Selbst wenn wir die Regelungen anpassen, bleibt die Versorgungslage der Piloten immer noch sehr gut, jeder kann mit 60 vorzeitig in den Ruhestand gehen.“

Spohr zufolge werde VC über kurz oder lang feststellen, dass ihre Position mehr Schaden anrichte, als Nutzen bringe. Ein Kompromiss sei unausweichlich. „Mit 50 Jahre alten Privilegien und 50 Prozent höheren Kosten als die Wettbewerber kann man nicht zukunftsfähig sein“, sagt Spohr. Trotz der wieder aufgenommenen Gespräche seien Streiks weiter möglich. „Eine Friedenspflicht gibt es nicht.“

Der Lufthansa-Chef betonte, dass die Maßnahmen zur Umsetzung des sogenannten Wings-Konzepts mit dem kostengünstigeren Einsatz von Langstrecken-Flugzeugen auf ausgewählten Strecken umgesetzt werden. Während es dort mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo bereits eine Vereinbarung über eine Senkung der Kosten um 20 Prozent gibt, steht dies mit VC noch aus. Spohr zufolge kann die Lufthansa auf den Flugzeugen auch Piloten anderer Konzerngesellschaften einsetzen, die nicht dem Tarifvertrag unterliegen.

Veränderungen seien angesichts der schwierigen Wirtschaftslage und des hohen Wettbewerbsdrucks unabdingbar. Dass der Gewinn trotzdem deutlich gesteigert werden konnte, begründet Spohr vor allem mit Kosten- und Effizienzsteigerungen und dem Erfolg des Billigablegers Germanwings. „Nach zuvor sieben Verlustjahren verbuchen wir hier 2014 im zweiten Jahr hintereinander einen Gewinn.“ Generell seien die Passagierflugzeuge aller Lufthansa-Gesellschaften im Sommer so gut ausgelastet gewesen wie nie zuvor. Die Lufthansa hält 2014 im vierten Jahr hintereinander die Zahl ihrer Flugzeuge stabil, bestückt sie zum Teil aber mit mehr Sitzen.

Während alle anderen Sparten – Fracht, Technik, Catering und IT – in den ersten neun Monaten das Ergebnis steigern konnten, ging es im Passagiergeschäft um 41 Millionen auf 473 Millionen Euro zurück, bedingt durch Einbußen bei Lufthansa und Austrian Airlines. Bei Swiss gab es ein Plus. Bei einem Umsatz von 22,6 Milliarden Euro erzielte der Konzern in den ersten neun Monaten einen Netto-Gewinn von 482 Millionen Euro, der wegen geringerer Abschreibung fast doppelt so hoch war wie im Vorjahreszeitraum. Entlastung brachte auch das deutlich günstigere Öl und damit günstigere Kerosin: Die Treibstoffkosten sanken um 270 Millionen auf 5,2 Milliarden Euro.