Bis zu acht Meter hoch aufgeschichtet werden die Blöcke für die Sandskulpturen. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie. Foto: Peter Petsch

Die spektakulärsten Sandburgen der Republik sind in diesem Sommer weder auf Norderney noch auf Sylt zu sehen. Statt am Strand wird auf der Ludwigsburger Bärenwiese die „Sand-Welt 2013“ aufgebaut. Künstler aus neun Ländern fertigen 16 vergängliche Skulpturen an.

Ludwigsburg - Für den Bau einer Sandskulptur braucht es nicht nur Schäufelchen und feine Pinsel. Hinter dem Bauzaun auf der Ludwigsburger Bärenwiese jedenfalls prägen momentan ganz andere Werkzeuge das Bild. Mit schwerem Gerät wie einem Schaufelbagger wird tonnenweise Sand zu meterhohen Quadern aufgeschichtet, mit aus dem Straßenbau bekannten motorgetriebenen Rüttlern verdichten die Akteure das in Holzkästen gefüllte Material.

Noch ist Tobias Reisenhöfer zuversichtlich, dass die Aufbauarbeiten bis zum geplanten Eröffnungstermin abgeschlossen sind. „Wir sind mit der Vorbereitung etwas in Verzug, aber das wird schon hinhauen“, erklärt der Chef der Stuttgarter Eventagentur Sevencity. Bis zum 29. April soll der schon jetzt von zahlreichen Schaulustigen verfolgte Aufbau abgeschlossen sein, zwei Tage später öffnet die Sand-Welt auf der Bärenwiese auch fürs zahlende Publikum.

Der Aufwand für die fünfmonatige Schau unter freiem Himmel ist enorm: Mehr als 1000 Tonnen Grubensand hat der technische Leiter Peter Streibel auf das Areal zwischen Forum am Schlosspark und dem Blühenden Barock karren lassen. Das Baumaterial für die bis zu acht Meter hohen Sandskulpturen stammt aus der Nähe von Ulm und ist mit Sand vom Nordseestrand wahrlich nicht zu vergleichen. Statt durch besondere Riesel-fähigkeit zeichnet sich der Rohstoff für die traumhaften Märchenschlösser, skurrilen Kunstfiguren und detailgenau aus dem Sand gearbeiteten Szenerien durch einen Lehmanteil von etwa 18 Prozent aus. Ist der Sand erst mal verfestigt, wird er steinhart – und hält auch waschechte Wolkenbrüche aus.

„Der Standort auf dem Weg zum Blühenden Barock ist für uns ideal“

„Mit Regen haben wir kein Problem, die Tropfen perlen buchstäblich ab“, weiß der Chef der Veranstaltungsagentur. Für die Verschalung der pyramidenförmig aufgeschichteten Sandhaufen braucht es auf der Bärenwiese an die 2500 laufende Meter Holzbalken, außerdem sorgen 900 Quadratmeter Plattenmaterial für die notwendige Stabilität. Die in der Fachsprache als Carver bezeichneten Modelleure schälen aus dem Sandblock mit Grabschaufel und Maurerwerkzeug erst die grobe Kontur ihrer Sandskulpturen aus. Dann geht es mit Malerspachtel und Pinsel an die Feinarbeit.

Die Kunstwerke sollen bis Ende September von einer sechsstelligen Besucherzahl bewundert werden. Wenn das Wetter passt, rechnet Sevencity-Geschäftsführer Tobias Reisenhöfer mit bis zu 200.000 Gästen. „Der Standort auf dem Weg zum Blühenden Barock ist für uns ideal“, denkt er bereits jetzt über eine Wiederholung der Ausstellung in Ludwigsburg nach. Vor drei Jahren war eine ähnliche Schau schon auf dem Stuttgarter Killesberg zu sehen. Bis aufs Engagement von Technik-Chef Peter Streibel hatten die Sandkunstwerke aber nichts mit der jetzt verantwortlichen Eventagentur zu tun.

Während die Resonanz auf die vergäng-lichen Kunstwerke in der Landeshauptstadt ausgesprochen positiv war, blies Sevencity in Ludwigsburg allerdings erst mal der Wind ins Gesicht. Bereits Wochen vor dem Start der Aufbauarbeiten verteilten Anwohner einen schriftlichen Aufruf gegen die auf der Bärenwiese aus ihrer Sicht drohende Party-meile. Auf dem Flugblatt war von Lärm und Bierzelt-Stimmung die Rede. Die Kritik der Nachbarn veranlasste sogar die Stadt, dem Veranstalter den Rücken zu stärken: „Wir freuen uns, dass wir die Sandwelt-Besucher von der Attraktivität unserer Stadt über-zeugen können“, betonte Rathaussprecher Peter Spear. Von einer Partymeile mit großer Lärmbelästigung könne bei maximal dreieinhalb Stunden Live-Musik auf der Bärenwiese keine Rede sein – die Bühne werde nur am Donnerstag fürs Feierabendbier und am Sonntagmorgen zum Weißwurstfrühstück bespielt. Um 22 Uhr sei ohnehin Schluss.