Marode, aber historisch bedeutend: Ensemble am Ludwigsburger Kaffeeberg. Foto: Kraufmann

Ein Nobelhotel mit einem Traumblick aufs barocke Residenzschloss – mit dieser Idee hat der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec lange geliebäugelt. Trotz Übernachtungsrekord gibt es für den Kaffeeberg andere Pläne.

Ludwigsburg - Ein Nobelhotel mit einem Traumblick aufs barocke Residenzschloss – mit dieser Idee hat der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec lange gelieb-äugelt. Befeuert wurden die Gedanken an eine Luxusherberge in Top-Lage durch die stetig wachsenden Übernachtungszahlen.

Seit dem Jubiläumsjahr 2003 haben sich die in Ludwigsburg nach einem Bett suchenden Gäste fast verdoppelt, jetztvermeldete das Rathaus mit einem Zuwachs von 6,4 Prozent erneut einen Rekordwert. Insgesamt 268 679 Besucher stiegen im vergangenen Jahr in einem Hotel der Barockstadt ab. Und selbst in den für die Branche traditionell schwierigen Monaten Januar, Februar und März verzeichnet die Statistik stattliche Steigerungsraten.

Um so verwunderlicher ist bei der Erfolgsbilanz, dass die einst favorisierte Ansiedlung eines Vier-Sterne-Hauses an der Schlossstraße zumindest vorerst wieder im Papierkorb verschwunden ist. Der für Bau und Betrieb der Nobelherberge ins Auge gefasste Investor hatte 2011 das Handtuch geworfen, weil er im Windschatten der Finanzkrise keine zahlungskräftigen Partner für sein Projekt finden konnte. Statt sich auf die Suche nach einem neuen Hotelbetreiber zu machen, knüpfte das Rathaus den Kontakt zu der Immobilienfirma Immovation AG – und verkaufte das historische Ensemble am Kaffeeberg im Januar 2013 kurzerhand.

Verkauft wurde der historische Bau an die vom Salamander-Areal bekannte Immovation aus Kassel

Das in Kassel sitzende Unternehmen ist in der Region Stuttgart durch sein Engagement bei der Revitalisierung des Salamander-Areals in Kornwestheim bekannt. Und ganz offenbar hat die Arbeit der Nordhessen für die Industriebrache in der Nachbarstadt auch die Ludwigsburger überzeugt. Die Stadt hatte das Eckhaus an der Schloss-straße aus privater Hand erworben, den so genannten Grafenbau, ein Rokokopalais aus dem Jahr 1724, und den ebenfalls streng denkmalgeschützten Gesandtenbau sicherte sich Ludwigsburg vom Land. Hinter dem bröckelnden Putz der zwei stark sanierungsbedürftigen Gebäude war bis 2008 die Ludwigsburger Polizeidirektion untergebracht.

Welche neue Nutzung die Immovation AG in der Gebäudereihe verwirklichen will, ist noch unklar. Beim Kauf des Ensembles war von Wohnen und Gewerbe die Rede, neben Büroflächen könnte sich der Investor auch Galerien und Gastronomie vorstellen – in dem Gebäude eröffnete Julius Lazaro 1725 schließlich das erste Ludwigsburger Kaffeehaus. Laut Peter Mutscher von der Projektgesellschaft soll im April ein städtebaulicher Wettbewerb für das 4000 Quadratmetergroße Areal ausgeschrieben werden. Erste Ergebnisse erwartet er unter dem Arbeits-titel „Höfe am Kaffeeberg“ im September: „Wir machen es anders als üblich: Ein Ziel des Wettbewerbs ist eine Antwort auf die Frage, welche Nutzung sinnvoll ist“, sagt er. Ein Hotel aber ist für Mutscher „vom Tisch“.