Entwischte einen Tag nach seiner Ankunft in Asperg: Mischlingshund Fiodor Foto: StN

Tödliche Schüsse auf entlaufenen Hund werden für Polizei wohl ein Nachspiel haben.

Ludwigsburg - Der Tierschutzverein Ludwigsburg hat Anzeige gegen den Polizisten erstattet, der einen freilaufenden Hund erschossen hat. Die Mitglieder rufen auf der Homepage des örtlichen Tierheims dazu auf, die Polizei nicht pauschal zu verurteilen: "Es handelt sich hier um einen Einzelfall", schreibt Leiterin Ursel Gericke. "Es ist nicht üblich, dass kleine, ängstliche Hunde von der Polizei abgeknallt werden."

Der Fall liegt mehrere Tage zurück. Der sieben Jahre alte Mischlingshund Fiodor war am Mittwoch vor einer Woche aus seinem neuen Zuhause in Asperg entwischt. Tagelang irrte der Rüde umher - auch in der Nähe der Autobahn. Als zig Anrufe bei der Polizei eingingen und Autofahrer "von gefährlichen Bremsmanövern auf der A 81 wegen eines Hundes" berichteten, rückte die Polizei mehrfach aus. Es gelang ihr jedoch nicht, den Vierbeiner einzufangen. "Weil Gefahr für Leib und Leben der Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn bestand", entschied ein Hundeführer, das Tier zu erschießen.

"Sinnlos,  insgesamt Polizei zu verdammen"

Mitarbeiter des örtlichen Tierheims, die auch alarmiert wurden, kritisierten den Einsatz und sprachen von "einer bestialischen Hinrichtung". Der Tierschutzverein Ludwigsburg erstattet deshalb Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Da es inzwischen viele Reaktionen auf den Vorfall gibt, appelliert das Tierheim Ludwigsburg an alle Hundebesitzer: "Es ist sinnlos, jetzt insgesamt die Polizei zu verdammen", erklärt Leiterin Ursel Gericke. "Viele Polizisten bringen regelmäßig Hunde zu uns, die sie sorgfältig eingefangen haben."

Die Polizei Ludwigsburg ist überzeugt, "dass der Einsatz gerechtfertigt war", sagt Sprecher Peter Widenhorn. "Der Kollege ist ein erfahrener Hundeführer. In einer solchen Situation muss innerhalb von Minuten eine Entscheidung getroffen werden."

Alle Zeugen sollen befragt werden

Die Polizei hat angekündigt, den Vorfall intern noch einmal zu prüfen. In den nächsten Tagen sollen alle Zeugen befragt werden. "Wir überlegen, ob wir eine öffentliche Stellungnahme dazu abgeben, aber erst nach Abschluss der internen Untersuchung", sagt Widenhorn.

Dass die Polizei bei entlaufenen Hunden zur Waffe greift, kommt selten vor. Im Oktober 2007 wurde bei Denkendorf ein Vierbeiner erschossen, der auf der A 8 umherirrte. Auch damals hatten die Beamten vergeblich versucht, das Tier einzufangen.

Ein Angestellter des städtischen Vollzugsdienstes in Stuttgart wurde 2006 zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er einen kranken Hund erschossen hatte. Gegen das Urteil legte er aber erfolgreich Widerspruch ein.