Kleine Pause im Grünen: Viele Studenten sind in Ludwigsburg eingeschrieben, aber sie wohnen woanders. Die Erstwohnsitzkampagne sollte das ändern. Foto: factum/Archiv

Ludwigsburg ist nicht Göttingen. Die Hochschulen locken zwar Zehntausende Studenten an, aber wohnen wollen sie in der Barockstadt nicht. Eine Erstwohnsitzkampagne sollte das ändern – aber sie ist gescheitert.

Ludwigsburg - Lange sah es nur nach Startschwierigkeiten aus, doch jetzt haben die Ludwigsburger die Hoffnung aufgegeben: „Heimvorteil“, die Erstwohnsitzkampagne für Studenten, wird zum Jahresende auslaufen. Das hat der Schulausschuss am Mittwoch beschlossen. Die Aktion sei weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, sagte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried. Der finanzielle Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Erfolg. Nun sollen sich Mitarbeiter der Bereiche Bürgerdienste und Stadtmarketing eine alternative Strategie ausdenken.

Die Vorteilskarte war im März 2012 eingeführt worden. Die Stadtverwaltung wollte damit Studenten dazu bewegen, ihren ersten Wohnsitz in Ludwigsburg anzumelden. Im Gegenzug sollten die Karteninhaber in den Genuss von diversen Vergünstigungen kommen: Die Heimvorteilkarte stand für Ermäßigungen bei der Miete, beim Einkauf sowie bei Besuchen von Fitnessstudios oder Kultureinrichtungen. Bis zum Ende 2016 sind jedoch nur etwa 1600 Rabattkarten ausgestellt worden.

1156 Euro pro Einwohner

Über den Länderfinanzausgleich bekommen Kommunen pro Bürger 1156 Euro im Jahr ausgezahlt – sofern diese mit dem Erstwohnsitz gemeldet sind; ein Nebenwohnsitz bringt der Stadt dagegen gar nichts ein. „Auch diese Leute profitieren von der kommunalen Infrastruktur, die wir zur Verfügung stellen“, sagte Seigfried. Aber die finanzielle Gegenleistung fehle.

Zwar gebe es eine leichte Zunahme bei den Anmeldungen mit Erstwohnsitz, sagte der Bürgermeister. „Aber wir sind nicht so vermessen zu sagen, dass das auf die Heimvorteilkarte zurückzuführen ist.“ Ein Instrument, mit dem man das zweifelsfrei ermitteln könne, gebe es nicht. Bei den letzten Umfragen hatten nur 20 Studenten angegeben, sich wegen der Rabattkarte in Ludwigsburg angemeldet zu haben. Auch das ist gewiss keine verlässliche Aussage, aber damit allein hätte die Stadt lediglich etwa 23 000 Euro eingenommen. Die Kosten für die gesamte Aktion beliefen sich jedoch mittlerweile auf gut 300 000 Euro, berichtete Jürgen Schindler, der städtische Fachbereichsleiter für Bürgerdienste.

Studenten wohnen bei den Eltern

Wäre der Wohnungsmarkt nicht so angespannt, hätte die Aktion möglicherweise erfolgreich sein können, meinte Claus-Dieter Meyer. So aber gebe es zu wenige preiswerte Wohnungen in der Stadt. „Außerdem dürfen wir die Regionalität mehrerer Hochschulen nicht vergessen“, sagte der CDU-Stadtrat. „Die sind für die Studenten gut von zu Hause aus zu erreichen.“ Es sei gut, die Kampagne zu beenden, meinte auch Elfriede Steinwand (Grüne). Die Stadt solle sich stattdessen künftig mehr auf Veranstaltungen für Erstsemester konzentrieren. Gabriele Moersch schlug vor, attraktive Gewinne auszuloben. Mit Laptops oder einer kräftigen Unterstützung bei der Miete ließen sich sicher viele Studenten überzeugen, glaubt die FW-Stadträtin. „Aber es muss im finanziellen Rahmen bleiben.“

Die „Heimvorteil“-Idee habe wohl nicht gezündet, weil das Wohnen zu teuer ist, sagte auch Johann Heer (FDP). „In diesem Fall hat Ludwigsburg wohl nicht inspiriert“, meinte Eberhard Daferner (SPD) in Anspielung auf die neue Imageformel der Stadt. „Wenn man anfängt, zu studieren, wird man mit Flyern überschüttet“, sagte Oliver Kube (Ökolinx). „Ich habe alles weggeschmissen.“ Wer zu den Studenten durchdringen möchte, müsse etwas bieten, über das die Studenten auch reden: „Das muss sich einfach rumsprechen.“