Schüler und Kindergartenkinder sollen sich gesund ernähren. Darum hat Ludwigsburg jetzt verbindliche Qualitätsstandards für das Mensaessen festgeschrieben. Foto: dpa

Der Ganztag in Schulen und Kindertagesstätten hat nicht nur das Leben von Kleinkinder und Schülern verändert, er ist zu einem wichtigen Wirtschaftszweig der Stadt Ludwigsburg geworden. Jetzt hat sich die Stadt zu Qualitätsstandards für gesundes Essen verpflichtet.

Ludwigsburg - Der Ganztag in Schulen und Kindertagesstättenhat nicht nur das Leben von Kleinkindern und Schülern verändert, er ist zu einem wichtigen Wirtschaftszweig der Stadt Ludwigsburg geworden. „Allerdings einer, bei dem wir draufzahlen“, sagt der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried. Denn zum Ganztag gehören Mensen, und deren Betrieb ist sehr personalintensiv. Inzwischen sind täglich 55 Personen allein mit der Ausgabe von Essen beschäftigt, im Fachbereich Bildung und Familie musste die Stelle einer hauswirtschaftlichen Betriebsleitung geschaffen werden. Jetzt hat die Stadt ein Handbuch aufgelegt, in dem Qualitätsstandards für gesundes Essen festlegt werden.

Gesund und frisch

Noch bis 2005 sei die Essensverpflegung in Kindergärten ein eher banales Thema gewesen, sagt Seigfried: „Es war doch sehr überschaubar, wo überhaupt mittags gegessen wurde.“ Etwas mehr als zehn Jahre später werden in Kindertagesstätten täglich 627 und an Schulen 1709 Mittagessen ausgegeben. Tendenz steigend.

In den meisten Einrichtungen sei die Sache mittlerweile professionalisiert. Der klassische Hort, an dem ein Koch oder eine Köchin speziell für eine oder zwei Gruppen kochen könne, sei damit aber auch vom Aussterben bedroht. „Das gibt es nur noch dreimal in der Stadt“, sagt Renate Schmetz, die Leiterin des Ludwigsburger Fachbereichs Bildung und Familie.

Um eine gleichbleibend hohe Qualität anbieten zu können, habe man sich auf die Ausgabe von Essen im Cook-and-Chill-System geeinigt. Das heißt, das bereits gekochte Menü wird gekühlt angeliefert und kurz vor der Ausgabe in Spezialgeräten wieder heiß gemacht. „Es war gar nicht so leicht, dafür geeignete Caterer zur finden“, sagt Thomas Albrecht vom Fachbereich Schule. Aber damit ließe sich weitgehend ausschließen, dass die Kinder ein völlig verkochtes Mahl serviert bekämen. Erklärtes Ziel sei es, gesundes statt billiges Essen anzubieten. Darauf hätten sich Verwaltung und Gemeinderat im Grundsatz geeinigt.

Um die Eltern zu überzeugen, sei es nötig, möglichst viele Bioprodukte anzubieten – das Handbuch schreibt einen Anteil von mindestens acht Prozent vor, während es den kleinen Essern selbst viel wichtiger sei, dass man ihnen etwa Erbsen und Möhren separiert serviere. „Sonst essen die Kinder das nicht“, sagt Albrecht. Die Versorgung der Unter Dreijährigen sei die größte Herausforderung. In diesem Bereich seien die Vorschriften am strengsten.

120 Seiten starkes Handbuch

An dem Handbuch, das jetzt in einem Umfang von 120 Seiten erschienen ist, wird seit Dezember 2014 gearbeitet. „Wir sind die erste Kommune, die so ein ganzheitliches Qualitätsmanagement macht“, sagt Schmetz. Zum Qualitätsstandard soll künftig auch gehören, dass mindestens 20 Prozent des Fleisches aus artgerechter Tierhaltung und mindestens 80 Prozent des Fisches aus artgerechter Fischerei stammen müssen. Jeder Anbieter von Speisen dürfe diese Kennziffern gern überbieten, sagt Seigfried. „Wir betrachten sie als einen ersten Einstieg.“ Noch strenger wollte man fürs Erste nicht sein, da die Mittagessen bei einem Preis von 3 Euro schon jetzt stark subventioniert seien.

Seigfried bedauert, dass die städtische Kantine aus der Versorgung der Kindergärten aussteigen musste, weil sie an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen ist. Caterer, die den Zuschlag bekommen, werden für drei Jahre verpflichtet. Zurzeit sind es sechs verschiedene Unternehmen. Allerdings werde alljährlich kontrolliert, ob die Qualität noch stimme, sagt Schmetz.