Für die Niederflur- und die Stadtbahn (links und Mitte) gibt es bereits Untersuchungen für die Strecke Remseck-Markgröningen. Berechnungen für einen Schnellbus (rechts) liegen noch nicht vor. Foto: afp, factum, NTA

Noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung fallen, ob die Stadtbahn von Remseck über Ludwigsburg bis nach Markgröningen erweitert wird. Drei Systeme stehen dabei für Ludwigsburg zur Wahl.

Ludwigsburg - Irgendwann in der langen Ratsdebatte im Bauausschuss hat der Baubürgermeister Michael Ilk den entscheidenden Satz gesagt: „Wir wollen uns wieder den Hut aufzuziehen.“ Zwar sei der Landkreis zuständig für den Schienenverkehr, aber schließlich seien das Landratsamt und der für den Nahverkehr zuständige Dezernent Jürgen Vogt derzeit mit der Flüchtlingskrise beschäftigt: „Da kann er sich nicht mit der nötigen Intensität um das Thema kümmern.“ Man wolle es wieder mehr an sich ziehen, so Ilk.

Das Thema ist die Systemfrage. Stadtbahn, Niederflurbahn oder Schnellbusse? Der Landrat Rainer Haas dringt auf eine rasche Lösung und darauf, das Netz der Stuttgarter Straßenbahnen SSB mit den Stadtbahnen einfach weiter in den Kreis Ludwigsburg auszudehnen. Vertreter aller Ratsfraktionen haben am Donnerstag noch einmal klar gestellt, dass ihre Präferenz aber bei einer „Insellösung“ liegt: Straßenbahnen mit niedrigen Einstiegen – oder eben Schnellbusse.

Vor allem die letzte Variante, die auch in Straßburg bei einer Informationsfahrt des Gemeinderates am Freitag besichtigt wurde, soll nun mit bis zu 250 000 Euro untersucht und so mit Argumenten unterfüttert werden.

Neue Gutachten werden erstellt

Denn bislang hat das Landratsamt nur eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Ausweitung der Stuttgarter Stadtbahn und für ein Niederflur-Straßenbahnsystem angestellt. Bis Juni will das Rathaus per Gutachten nun exakt die anfallenden Kosten für ein alternatives Schnellbussystem in Ludwigsburg auflisten.

Damit stünden dann drei Systeme zur Wahl, zwischen denen sich der Gemeinderat entscheiden muss. Die Stadtbahn-Variante wäre mit 145 Millionen Euro am günstigsten, sie fordert mit 7,9 Millionen Euro auch die wenigsten Unterhaltskosten pro Jahr. Allerdings sind die Kosten für den Betrieb mit 1,3 Millionen Euro hoch.

Bei der Niederflur-Straßenbahn müssten 192 Millionen Euro investiert werden, schließlich muss ein neues System ohne Anbindung und Unterstützung an die SSB etabliert werden. „Wir könnten nicht auf Werkstätten und Ersatzwagen der Stadtbahn zurückgreifen“, räumt Ilk ein. Dafür sind die jährlichen Kosten niedriger.

Beide Varianten scheinen jedenfalls wirtschaftlich. Dafür wird der sogenannte Kosten-Nutzen-Faktor berechnet – liegt dieser über dem Wert von 1,0, gilt das Projekt als rentabel. Das sind beide, die Stadtbahn allerdings etwas weniger.

Neue Hoffnung: Schnellbusse?

Nun ist man gespannt, ob das Bus-System vielleicht sogar noch einmal deutlich günstiger wird – schließlich müssten dafür keine Schienen erreichtet werden. Im Herbst soll die Entscheidung fallen. Noch im Juni werden die Bürger im Forum Ludwigsburg über das Thema informiert.

Wie lange schon über die Bahnlinie zwischen Remseck und Markgröningen diskutiert wird, zeigt eine Wortmeldung des CDU-Stadtrats Reinhold Noz: „Ich begleite das Thema seit dem Jahr 1990, als in Markgröningen in der Kelter zum ersten Mal darüber diskutiert wurde.“ Seit 2003 wurden zehn Gutachten in Auftrag gegeben, damals war man noch von einer regulären Zugverbindung ausgegangen. Seit 2006 ist die Stadtbahn als Variante im Spiel. Auch der grüne Fraktionschef Markus Gericke sagt: „Wir diskutieren seit Jahren.“

Eine Fülle von Varianten wurde erörtert, bis nach Schwieberdingen oder über Möglingen wurden Linienführungen diskutiert, die Anbindung an den Bahnhof untersucht, oder die Frage, wie die Bahn durch das jetzt schon enge Nadelöhr Schillerdurchlass kommen könnte.

Und eine Seilbahn? Die solle allenfalls eine Ergänzung sein, heißt es unisono. Der SPD-Stadtrat Dieter Juranek sagt etwa: „Als Skifahrer nutze ich Seilbahnen permanent. Sie sind aber nur geeignet, viele Personen von A nach B zu bringen.“ Dennoch wollen alle Fraktionen daran festhalten – bis auf die Freien Wähler. Sie sind generell skeptisch gegenüber neuen Nahverkehrslösungen. Der FW-Rat Andreas Rothacker erklärt: „Wir werden nie erleben, dass eine Bahn durch Ludwigsburg fährt.“