Grün für mehr Schatten und frische Luft: das Grüne Zimmer am Rathausplatz hat Vorbildfunktion im Klimakonzept. Foto: Stadt Ludwigsburg

Die Ludwigsburger Verwaltung legt einen Maßnahmenkatalog zum Schutz der Umwelt vor. Viele Stadträte befürchten, das mache Entscheidungen künftig noch schwerer. Das Gremium sieht „große Zielkonflikte“ auf sich zukommen.

Ludwigsburg - Lange sei an hohen und höchsten Stellen sehr viel über den Klimawandel „geschwafelt“ worden, sagt der Freie Wähler Reinhardt Weiss, aber erst auf der Ebene der Kommunen werde das Thema endlich konkret. Die Verwaltung hat dem Gemeinderat jetzt ein Konzept zur Klimaanpassung (kurz: KliK) vorgelegt. Zugeschnitten auf Ludwigsburg und die Region zeigt es auf, welche Veränderungen zu erwarten sind und wie darauf zu reagieren ist. Das Gremium lobte den neuen Maßnahmenkatalog einhellig, viele Räte befürchten aber auch, dass damit weitere „große Zielkonflikte“ auf sie zukommen.

Das Hauptproblem sei für Ludwigsburg die Temperatur, sagte Sandra Bühler-Kölmel, die das Konzept vorstellte. „In der Region gibt es eine hohe Verwundbarkeit“, erläuterte die Mitarbeiterin des Referats Nachhaltige Stadtentwicklung. Schuld daran sei eine hohe Bevölkerungsdichte, die sowohl eine dichte Bebauung als auch einen hohen Grad der Landschaftsversiegelung nach sich gezogen habe. Falls die Klimaerwärmung andauere, werde Ludwigsburg in 50 Jahren im besten Fall ein Klima haben wie Rom heute.

„Vorsorge ist besser“

Daran sei ja nicht alles schlecht, meinte Dieter Juranek (SPD). Aber die Kehrseite des mediterranen Klimas seien natürlich neue Schädlinge und zu erwartende Unwetter. Um die nötigen Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, müsse dafür ein Bewusstsein geschaffen werden: „Bei uns hier im Gemeinderat, bei den Landwirten und den Bürgern allgemein.“ Prophylaxe sei allemal besser, als die Krankheit erst ausbrechen zu lassen, sagte Juranek: „Die Stadt wird dabei einmal wieder mit gutem Beispiel vorangehen müssen.“

Ganz oben bei den strategischen Zielen des Klimaanpassungskonzepts steht mehr Grün: auf Plätzen, Dächern und an Mauern. Wer sich in einer versiegelten Stadt bewege, so Bühler-Kölmel, habe bei einer Hitze von 30 Grad mit einer gefühlten Temperatur von 45 Grad zu kämpfen. Schattiges Grün habe einen gegenläufigen Effekt: 30 Grad fühlten sich wie 25 Grad an. Ludwigsburg verfüge über ein sehr wertvolles Gut im Kampf gegen die Erderwärmung. „Es gibt viel Wasser“, sagt die KliK-Projektleiterin. Das müsse mehr als bisher zur Kühlung herangezogen werden – in Form von Brunnen, Trinkwasserspendern oder künstlichen Seen. Bei der weiteren Bebauung müsse zudem noch mehr auf Frischluftschneisen geachtet werden.

Lubu fordert eine Baumsatzung

Es sei gut, dass sich der Gemeinderat um das Klima kümmere, sagte Klaus Herrmann (CDU), er wies aber auch darauf hin, dass das vom Freiburger Institut Faktorgrün erstellte Konzept „einige Widersprüche enthält“. Da stünden etwa Ideen für attraktives Bauen der Forderung nach weniger Flächenversiegelung gegenüber: „Wir werden wohl die Beschlüsse immer im Einzelfall treffen müssen.“ Die Grünen sehen einen klaren Handlungsbedarf. „Mit Reparaturen ist es nicht mehr getan“, sagte deren Sprecher Markus Gericke. „Wir brauchen ein grünes Freiflächenkonzept mit ortsfestem Grün, statt immer nur mit dem Grünen Zimmerherumzudoktern.“ Das Klimakonzept müsse bei allen künftigen Beschlüssen ein starkes Gewicht haben.

Elga Burkhardt (Lubu) betrachtet das Klimakonzept mit Skepsis: „Auch wenn wir es am Ende verabschieden werden, ist es ja nicht bindend.“ Sie schlug vor, in einem ersten Schritt konkret zu werden: „Wir sollten endlich eine Baumschutzsatzung beschließen.“ Dem schlossen sich auch die Grünen mit einem eigenen Antrag an.