Der Gemüseanbau in Kongoussi wird forciert und ein für die Region lebenswichtiger See stabilisiert. Foto: privat

Besucher aus dem afrikanischen Kongoussi berichten von verheerenden Folgen des Klimawandels. Aus Anlass der seit zehn Jahren bestehenden Partnerschaft mit Burkina Faso waren Delegationen von dort und aus Montbéliard zu Gast.

Ludwigsburg - Eigentlich sollte am Wochenende nur gefeiert werden: Und zwar das zehnjährige Bestehen der Dreieckspartnerschaft zwischen Ludwigsburg, Montbéliard und der Stadt Kongoussi in Burkina Faso. Doch der Ausblick in die nächste Zukunft fällt für die Gäste aus dem afrikanischen Land sehr sorgenvoll aus. Der Klimawandel zeigt erste direkte Auswirkungen: „Wir befürchten eine Hungersnot im nächsten Jahr“, sagte Oscar Sawadogo, der Präsident des Förderkreises Burkina Faso.

Schon seit Freitag hielten sich die Delegationen aus Montbéliard, Kongoussi und dem benachbarten Zimtanga (in dem sich Montbéliard schon länger engagiert) in Ludwigsburg auf. Der feierliche Höhepunkt war ein Festakt am Samstagabend in Kulturhaus MIK (Museum, Information, Kunst). Der Rückblick auf die zehn Jahre währende Kooperation gab Anlass für Lob, Stolz und Dankbarkeit.

Erfolgreiche Kooperation

Während der Oberbürgermeister Werner Spec an die ersten Ideen für dieses gemeinsame Engagement der dienstältesten deutsch-französischen Partnerstädte Montbéliard und Ludwigsburgund deren ersten Antreiber Otfried Ulshöfer erinnerte, freute sich die in der Stadt Montbéliard für die Partnerschaft zuständige Annick Ambert darüber, dass einzelne vor Ort realisierte Projekte inzwischen so weit gediehen seien, dass der Staat Burkina Faso mit eingestiegen ist. „Das ist ein großer Fortschritt“, sagte Ambert. „Unsere Zusammenarbeit hat erste Früchte getragen.“

In den vergangenen zehn Jahren sind in Kongoussi mit Unterstützung von Deutschen und Franzosen eine Berufsschule, ein Krankenhaus und eine Nähschule aufgebaut worden. Außerdem gab es eine Baumpflanzaktion, um einen für die Region lebenswichtigen See vor der weiteren Verlandung zu retten sowie Projekte zur Trinkwasseraufbereitung. Augenblicklich gelte das Augenmerk dem Bau von Brunnen und Latrinen, sagte Saliou Gueye, der seit Jahresbeginn für Ludwigsburg die Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika koordiniert. Dafür hat inzwischen auch die Bundesregierung 400 000 Euro an Fördermitteln beigesteuert.

„Wir haben Probleme mit dem Trinkwasser und mit der Hygiene“, sagte Salifou Macaire Quedrago, der Bürgermeister von Zimtanga. Er sei bei der Bohrung des ersten Brunnens dabei gewesen, erzählte er. „Und ich bin in Tränen ausgebrochen.“ Denn es gebe viele Dörfer in der Region, die überhaupt kein Trinkwasser hätten.

Dank einer neuen Bewässerungsanlage konnte nun auch der Gemüseanbau angekurbelt werden. „Da arbeiten jetzt 200 Frauen“, sagte er, „die können damit ihre Familien ernähren.“ Das habe deren Leben und deren Selbstwertgefühl völlig umgekrempelt. „Die haben jetzt sogar Telefone, die sind jetzt privilegiert“, sagte Quedrago.

Hilfe vor Ort

Sein Engagement sei von einer Aussage des Zukunftsforschers Franz Josef Radermacher geprägt, sagte Spec: „Er hat bereits im Jahr 2000 gesagt, entweder lösen wir die Probleme Afrikas vor Ort, oder die Afrikaner kommen nach Europa.“ Mittlerweile lägen Montbéliard und Ludwigsburg mit ihrer Kooperation in Afrika voll auf der Linie der Vereinten Nationen, sagte Spec. So dankbar er für die schon erwiesene Hilfe sei, so inständig bitte er nun um weitere Hilfe für das nächste Jahr, sagte Oscar Sawadogo. „Ich appelliere an Sie, helfen Sie uns!“ 2018 werde aller Wahrscheinlichkeit nach ein Krisenjahr für Burkina Faso.

Die Ursache: Im diesem Jahr hat es kaum geregnet, und an einem Tag so heftig, dass es schlimme Überschwemmungen gab: „Das Wasser ist knapp, die Ernte schlecht.“ Außerdem litten viele Menschen unter Malaria und Dengue-Fieber, sagte Jérémie Bambara, der die Hilfe für Zimtanga koordiniert. Die Krankheiten seien wahrscheinlich von der extremen Trockenheit ausgelöst worden. Beides sei in Burkina Faso bisher unbekannt gewesen.

Spec versprach, sich für weitere Hilfen im Kampf gegen den Hunger einzusetzen.