Ein Mann und sein Flügel: Udo Jürgens Foto: Deiner

Udo Jürgens hat im Ludwigsburger Schlosshof den Abgesang auf den Sommer intoniert.

Stuttgart - Nein, er wurde keineswegs 75 Jahre alt, im September 2009 – Udo Jürgens, der am Samstagabend vor 5000 Zuhörern im Hof des Ludwigsburger Residenzschlosses seinen „Soloabend“ gibt, sieht das anders: „Ich wurde zum dritten Mal 25“. So lautet auch der Titel eines der vielen Stücke, die er an diesem Abend für sein begeistertes Publikum spielt: eine nahezu umfassende Werkschau, wie man das von Jürgens gewohnt ist, unterbrochen von neuerem und neustem Material.

Wir waren mit der Kamera dabei!

„Der ganz normale Wahnsinn“ heißt ein Stück, das der Mann am Klavier später am Abend vorträgt, und er erklärt, er habe es erst vor wenigen Wochen geschrieben. Es handelt, wie könnte es anders sein, von falschem Käse auf der Pizza und vielen anderen Ungereimtheiten des modernen Lebens.

Udo Jürgens ist, was er immer war: ein ungemein selbstbewusster Mahner im vornehmen Anzug, eine Stimme, die mal zart, mal wütend klingt, ein Schwerenöter außerdem. Selbst mit nunmehr 76 Jahren will er es nicht lassen, hin und wieder ein „unmoralisches Lied“ zu singen. Den braven Biedermann – nein, den will er auch im Rentenalter nicht geben.

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Das Ludwigsburger Residenzschloss indes gibt eine wunderbare Kulisse ab, für diesen Auftritt: unwirkliche Farben bestrahlen die barocke Schlossfront, wechseln von Grün zu Blau, und das Bild des Entertainers schwebt über der Bühne, auf einer Leinwand, die von funkelnder Sternenpracht umrahmt wird. Man blickt auf die schwarzen und weißen Tasten, die Udo Jürgens mit Temperament bearbeitet, man kann die Emotion, die er in seine Lieder legt, von seinem Gesicht ablesen.

„Soloabende“ gibt Udo Jürgens mittlerweile seit einem Dutzend Jahren. Der Entertainer, Komponist (er schrieb einst ein Stück für Sammy Davis Jr.) und Sänger, Deutschlands Schlagerstimme Nummer eins seit rund 50 Jahren, pflegt seit jeher auf der Bühne eine nahezu intime, bekenntnisreiche Stimmung und solch ein Abend, alleine am Flügel, gibt ihm dazu beste Gelegenheit.

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Ganz im Vordergrund steht dabei Jürgens’ Persönlichkeit, seine Lieder, sein Klavierspiel. Alleine allerdings bleibt er nicht zur Gänze, an diesem Abend, auf der Bühne: wie immer lässt er schließlich den Gitarristen Francis Coletta auf die Bühne kommen, im zweiten Teil des Konzertes außerdem dem afrikanischen Sänger und Perkussionisten Billy Kudzoe.

Coletta legt seine gekonnten Soli über Jürgens’ Klavierspiel – bei „Ein ehrenwertes Haus“, einem Lieblingssong des Publikums, begleitet er akustisch, und Ludwigsburg klatscht den Rhythmus. Gemeinsam mit Kudzoe singen Jürgens und Coletta „Der Schrei des Löwen“. Und in der Zugabe erlebt man Udo Jürgens dann wieder solo, mit seinem Medley – und hört Stücke, die man schon sein ganzes Leben kennt: „17 Jahr, blondes Haar“ und: „Merci, Chérie“.