Mattias Filbinger wird künftig nicht mehr im Bezirksbeirat sitzen. Foto: Rüdiger Ott

Matthias Filbinger holte die zweitmeisten Stimmen im Ort, trotzdem warfen ihn die Grünen raus. Das hat den Lokalpolitiker sehr enttäuscht.

Vaihingen - Was wird es wohl gewesen sein? War er zu erfolgreich, er, der Quereinsteiger bei den Grünen, und gleich so ein Durchstarter? Mochten ihn einige nicht, weil er sehr bestimmend sein kann, wenn er etwas will, sicher und einnehmend im Auftreten, überheblich gar? War es seine ausgesprochene Wirtschaftsfreundlichkeit, die manchen aus dem Fundiflügel gegen den Strich ging? Vermutlich war es eine Kombination. Natürlich half auch nicht, dass er bei der entscheidenden Abstimmung fehlte und seine Bewerbung nur per E-Mail eingereicht hatte. Bei der Gemeinderatswahl im Mai hatten stadtweit noch 45 000 für Matthias Filbinger gestimmt. Am 21. Juli, in der Mitgliederversammlung der Vaihinger Grünen, waren es dann nur noch drei von zwölf.

Damit war er raus. Die Grünen im Ort wollten ihn nicht mehr im neuen Bezirksbeirat haben, der sich nächste Woche zum ersten Mal trifft. Keine Frage, damit setzten sie auch einen Mann vor die Tür, der sich in den vergangenen 15 Jahren – erst bei der CDU, später dann im Namen der Ökopartei – durch seine Kompetenz und seinen Einsatz für die Vaihinger ausgezeichnet hat. Die Lücke dürfte schwer zu schließen sein. „Das hat mich sehr enttäuscht“, sagt Filbinger. Er dachte, er hätte sich einen Posten in dem lokalpolitischen Gremium verdient, schließlich hatte er nach Anna Deparnay-Grunenberg die zweitmeisten Stimmen in Vaihingen für die Grünen geholt. „Und meinen Stimmen haben sie den vierten Sitz im Bezirksbeirat zu verdanken“, sagt er.

Die Schwabengalerie war ein spannendes Thema

Insgesamt saß er 15 Jahre in dem Gremium, „die ersten neuneinhalb Jahre bei der CDU“. Das passte auch, schließlich war der Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger in leitender Funktion bei einem IT-Unternehmen beschäftigt. Später machte er sich als Unternehmensberater selbstständig. Aber er sei eben auch mit einem ökologischen Bewusstsein erzogen worden. „Irgendwie war ich immer der grüne Schwarze in der Fraktion.“

Als er 1999 ganz frisch dabei war, stand der Bau der Schwabengalerie an. „Das war ein spannendes Thema“, sagt Filbinger. „Und wir haben das kritisch begleitet, weil es nicht das wurde, was man uns versprochen hat.“ Viele hatten den Eindruck, im Vaihinger Ortskern würde so etwas wie die Stuttgarter Markthalle entstehen. Als nächstes verbiss er sich, wie viele Vaihinger damals über alle Parteigrenzen hinweg, in die Pläne der Stadt, den Zentralen Omnibusbahnhof vom Hauptbahnhof nach Vaihingen zu verlegen. Doch waren die Christdemokraten im Gemeinderat für die Verlegung – und Filbinger brach mit ihnen.

Einen Platz im Gemeinderat lehnte er ab

Von 2009 an saß er für die Grünen im Bezirksbeirat – ohne der Partei anzugehören. Erst 2011 trat er bei. Schnell merkten die Stuttgarter Grünen, dass da jemand gut Politik kann und sich auf Wirtschaft versteht. Dazu passte, dass er seit Anfang 2014 auch der Vorsitzende des Vaihinger Bundes der Selbstständigen ist und so die Vernetzung von grünen und schwarzen Themen weiter vorantreibt. Die Aufforderung aus der Parteispitze, sich auf einem aussichtsreichen Platz für die Gemeinderatswahl aufstellen zu lassen, lehnte er ab. Er wollte sich lieber vor Ort einbringen und ging auf Platz 24 ins Rennen. Stattdessen wählten ihn die Ökos eben in den Kreisvorstand.

Der Rauswurf kam völlig überraschend. Noch immer grübelt Filbinger darüber, wie das passieren konnte. Die Konsequenzen hat er gezogen. Aus dem Kreisvorstand ist er zurückgetreten. „Ich hätte dort eigentlich die Vaihinger Grünen betreuen sollen, obwohl sie mir das Vertrauen entzogen haben“, sagt er. Das kam für ihn nicht in Frage.