Die Cascaranos führen den Kiosk Olga 120, unterstützt von Monika Leili. Foto: Nina Ayerle

Giuseppe und Peter Cascarano sind mit ihrem „Kiosk und Caffee Olga 120“ eine Institution im Heusteigviertel. Seit sieben Jahren ist der Kiosk im Besitz der Cascaranos. Vor allem die Außengastronomie und der Mittagstisch lockt viele aus dem Viertel an.

S-Süd - Seit genau sieben Jahren haben Peter und Giuseppe Cascarano den kleinen Kiosk an der Olgastraße. Vom verflixten siebten Jahr kann bei den beiden keine Rede sein. „Ach Quatsch“, sagt Peter Cascarano. Im Gegenteil: im Sommer wurde der neu gestaltete Falbenhennenplatz eingeweiht, seitdem läuft es noch besser für die Betreiber. „Wir haben jetzt eine spektakuläre Außengastro“, betont der 51-jährige Peter Cascarano. In der warmen Jahreszeit sei das Flair am Platz nun anders. Jetzt können sie damit natürlich nicht punkten. Da muss Giuseppe „Josh“ Cascarano mit seinem Essen überzeugen. Weil es in dem Kiosk wenig Platz hat, muss er die Gerichte in einem anderen Restaurant vorbereiten. Sitzen können die Gäste im Kiosk auch nicht, deshalb sind alle Gerichte „to go“.

Der Kiosk bietet nun auch Kaffee und warme Mahlzeiten an

Früher – unter der Vorbesitzerin – war der Kiosk am Falbenhennenplatz tatsächlich nur das, was sein Name eben sagt. Es gab Zigaretten, Zeitschriften und „Kiosk-Gedöns“, wie Peter Cascarano es nennt. Seit 2007, seitdem der Kiosk Olga 120 ihm und seinem Partner gehört, sei es eher eine Espresso-Bar, deshalb haben sie auch das Wörtchen „Caffee“ in dem Namen eingefügt. „Ich hasse es, wenn jemand Kiosk sagt, aber natürlich sind wir leider einer“, sagt Cascarano. Und sein Mann Giuseppe nickt. Er spricht nicht viel. Als ausgebildeter Koch ist der 46-Jährige für die Küche zuständig, Peter für den Rest. Die Rollenteilung ist klar.

Gestartet sind sie aber mit einem gemeinsamen Ziel: Sie wollten der kommunikative Mittelpunkt des Viertels werden. „Ich glaube, das haben wir auch geschafft“, sagt Peter Cascarano. Für viele im Heusteigviertel sind sie längst eine feste Institution aber – sehr zum Leidwesen der beiden Betreiber – weder als Kiosk noch als Espresso-Bar. Bekannt sind sie schlicht als „’sLädle“.

Den Grund, warum sich die Menschen so gerne bei ihnen treffen, sieht Peter Cascarano darin, dass sie mit ihrem Kiosk nicht so elitär sind wie manch andere Einrichtungen im Viertel. „Bei uns treffen sich schwäbische Nachbarn mit den sogenannten Hipstern“, sagt er. Das Essen bezeichnet er als „ehrlich und bodenständig“. Der Odenwälder Kartoffeltopf nach einem Rezept aus Peter Cascaranos Heimat laufe „wie Bolle“. Auch das italienische Gulasch nach einem Rezept aus Giuseppes Heimat Apulien, „spezzatino“ genannt, würden die Kunden lieben.

Die beiden sind nicht nur beruflich im Süden zu Hause, sondern auch privat. Sie wohnen keine zwei Häuser von ihrem Kiosk entfernt. „Das ist auch praktisch für uns“, sagt Peter Cascarano. Denn während sein Mann Giuseppe für die Kunden kocht, arbeitet Peter noch in seiner kleinen Werbeagentur. Die ist ebenfalls in Stuttgart-Süd. Dort sind die beiden fest verwurzelt. Nicht nur beruflich sind sie Partner, sondern auch privat. „Wir waren das erste schwule Paar, das in Stuttgart geheiratet hat“, erzählt Peter Cascarano stolz und korrigiert: „Eingetragene Lebenspartnerschaft nennt sich das ja.“

Seit mehr als 30 Jahren sind die beiden in Stuttgart zu Hause. Peter Cascarano kam nach seinem Abitur aus dem Odenwald in die schwäbische Landeshauptstadt. Giuseppe Cascarano ist gebürtiger Italiener. Im Jahr 1996 liefen sich die beiden über den Weg. „Das war am 5. Februar“, sagt Giuseppe Cascarano, bevor er wieder schweigt. Kennengelernt haben sie sich in einer Kneipe. Den Wunsch nach einer eigenen hatte Giuseppe Cascarano schon immer, lange war er als Koch in verschiedenen Restaurants in Stuttgart tätig, vor allem bei Rauschenberger.

Der Kiosk ergänzt die Gastronomie im Quartier

Als ihre Vorgängerin den Laden verkaufte, schlugen die beiden zu. Seitdem ist das Häuschen in ihrem Besitz, der Grund gehört nach wie vor der Stadt. Inzwischen habe man eine wunderschöne Nachbarschaft und die umliegenden Gastronomiebetriebe fügten sich perfekt zusammen. Das findet zumindest Peter Cascarano. Mit Zauberküche, Alaturka, dem Klutsch, der Smoothie-Bar The Green Stream und natürlich dem eigenen Kiosk sei der Falbenhennenplatz nun endlich eine interessante Gastro-Ecke geworden. Allerdings wünscht sich der Kiosk- und Café-Betreiber noch eines: etwas mehr Leben am Platz.