Eine Tasse Kaffee in luftiger Höhe gönnen sich viele Besucher des Fernsehturms. Seit der Wiedereröffnung herrscht im Panorama-Café gerade am Wochenende reger Betrieb. Foto: Eveline Blohmer

Seit der Wiedereröffnung im Januar brummt das Geschäft des Gastronomen Fabian Baur am Fernsehturm. Der Betreiber des Restaurants Leonhardts gibt sich zuversichtlich, dass der Zuspruch der Gäste anhält. Kritik an der gebotenen Qualität hält er für eine Finte der Konkurrenz.

Degerloch - Fabian Baur ist ein viel beschäftigter Mann. Nur in der Mittagszeit hat er ein paar Minuten, um den Telefonhörer in die Hand zu nehmen. Der Gastronom wirkt dennoch nicht gestresst. Auch wenn er davon spricht, dass er und seine Mitarbeiter in den vergangenen Monaten vieles mit heißer Nadel stricken mussten. „Wir hatten so viel mit dem Tagesgeschäft zu tun, dass wir bei manchen Aufgaben hinterherhinken“, sagt Baur.

Seit der Wiedereröffnung des Turms Ende Januar trägt Baur die Verantwortung für das Wohl der Gäste, die in luftiger Höhe Kaffee und Kuchen genießen oder am Boden des Bauwerks im „Leonhardts“ speisen wollen. In der Innenstadt muss er als Betreiber der Alten Kanzlei auch dort nach dem Rechten sehen. Wenig Zeit also zum Durchschnaufen. Baur wirkt dennoch wie jemand, dem ein Wagnis geglückt ist. Das Restaurant laufe besser als erwartet, im Panoramacafé stünden sich an Wochenenden die Gäste fast im Weg. Sein persönliches Experiment Fernsehturmgastronomie scheint Bauer bisher viel Freude gemacht zu haben.

Gäste aus der Umgebung

Zum Gastronomenglück gehört auch, dass Fabian Baur viele Menschen aus der näheren Umgebung zu seinen Gästen zählt. „Wir haben es geschafft, dass viele Degerlocher oder Sillenbucher bei uns essen“, sagt er. Auf eine solche Kundschaft könnten die Fernsehturmlokale auch zählen, wenn sich das schmerzliche Verlangen vieler Stuttgarter nach ihrem drei Jahre lang geschlossenen Wahrzeichen einmal abkühlen sollte. Der Fernsehturmkorb als Veranstaltungsort und Partylocation kenne ohnehin keinen vergänglichen Hype, sagt Baur. „Das ist so ein einmaliger Ort, den werden die Leute immer für ihre Feste buchen“, sagt er. Eine verlässliche Kundschaft seien auch die Fans des Fernsehturms, die sich bereits eine Jahreskarte zugelegt haben. Wer den Weg nach oben antritt, fährt eben selten wieder nach unten, ohne sich mit Kaffee und Kuchen gestärkt zu haben. Große Fluktuationen bei der Klientel, die Fabian Baur Stammkundschaft nennt, erwartet der Gastronom in Zukunft nicht.

Verdacht fällt auf Konkurrenz

Während Baur von viel Arbeit und noch mehr Kundschaft berichtet, wird in Onlineforen teilweise heftig gegen den Gastronom und seine Lokale geätzt. Das Essen sei den Preis nicht wert, heißt es in manchen Einträgen. Fabian Baur hat seine eigene Theorie, wer hinter der Kritik steht: die Konkurrenz. Er will sogar genau wissen, dass Mitbewerber aus der Branche mit falschen Namen negative Urteile im Internet über seine Lokale verbreiten. Entsetzt über solche Methoden klingt er nicht. „In unserer Branche herrscht eben ein raues Klima. Wenn von zehn neu gegründeten Betrieben nach fünf Jahren nur einer übrig bleibt, muss sich niemand wundern, wenn Konkurrenten auch versuchen, einen unter der Gürtellinie zu treffen“, sagt Baur.

Er habe dagegen viele E-Mails von Gästen bekommen, die von Küche und Service in den beiden Fernsehturmgastronomien begeistert waren. Eine Anekdote amüsiert ihn besonders: „Letztens hat ein Ehemann zu mir gesagt, er habe noch nie im Leben einen so guten Zwiebelrostbraten gegessen. Da hat seine Frau aber böse geschaut.“