So wollte man es in Stuttgart nicht haben: In Berlin patrouillieren seit Jahren bullige Männer durch Freibäder – in Stuttgart setzte man in diesem Sommer auf junge Zweierteams mit jeweils einer Frau dabei. Man wollte nicht abschrecken, sondern war um Deeskalation bemüht. Foto: dpa

Diesen Sommer war auch in den Stuttgarter Freibädern erstmals ein privater Sicherheitsdienst im Einsatz. Viel zu tun gab es für die privaten Aufseher allerdings nicht, die Bäderbetriebe sind dennoch zufrieden.

Stuttgart - Der erstmals eingesetzte Sicherheitsdienst in den städtischen Freibädern hatte in dieser Saison weniger zu tun als erwartet. Nach Angaben von Lars Mühlig, Bäderleiter bei den städtischen Bäderbetrieben, lag es vor allem am schlechten Wetter, dass es nicht so heiß herging. Man habe nicht so viele Gäste gehabt wie erwartet, sagte er unserer Zeitung.

Aufpassen auf Flüchtlinge

Die städtischen Bäderbetriebe hatten diesen Sommer erstmals einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, und zwar die Karlsruher Firma B. I. G. Hauptgrund für die Entscheidung war der Flüchtlingszustrom, durch den man mehr Badegäste und auch mehr Konflikte erwartete. Das Aufsichtspersonal sollte sich auf die Schwimmbecken konzentrieren können, auch um Badeunfälle ungeübter Flüchtlinge zu verhindern, der Sicherheitsdienst Stress auf den Liegewiesen verhindern.

An 22 Tagen im Einsatz

Der Vertrag mit der Sicherheitsfirma war so gestaltet, dass die privaten Helfer nach Bedarf engagiert werden konnten – wenn absehbar war, dass es in den Freibädern voll werden könnte. Dies war angesichts des Wetters nach Angaben von Bäderleiter Mühlig gerade mal an 22 Tagen in der knapp viermonatigen Freibadsaison der Fall. Ein Zweierteam der Firma pendelte dann ab der Mittagszeit zwischen den Freibädern auf dem Killesberg (Höhenfreibad) und in Untertürkheim (Inselbad), das andere lief in den Freibädern von Möhringen und Vaihingen Streife.

Kosten in fünfstelliger Höhe

Die vorläufige Bilanz des Projekts ist laut Lars Mühlig positiv: „Es hat sowohl unseren Gästen als auch unseren Mitarbeitern ein Sicherheitsgefühl gegeben“, sagte er. Allerdings habe das Ganze auch Geld gekostet. Mühlig spricht von einer Summe im unteren fünfstelligen Bereich, die Endabrechnung der Firma liege noch nicht vor. Wenn die Abrechnung vorliegt, wollen sich die Verantwortlichen der Bäderbetriebe mit dem Sicherheitsdienst und der Stuttgarter Polizei zusammensetzen und über die gesammelten Erfahrungen sprechen. Erst danach soll entschieden werden, ob man auch in der nächsten Freibadsaison einen privaten Sicherheitsdienst engagiert.

Reden statt Einschüchtern

Laut Mühlig waren die privaten Sicherheitsleute in den Freibädern für jedermann als solche erkennbar. „Sie haben Präsenz gezeigt, und das hat auch eine entsprechende Wirkung gehabt“, so der Bäderleiter. Die Mitarbeiter seien bei Bedarf auch auf bestimmte Gruppen zugegangen und hätten mit ihnen geredet. Auf Abschreckung hat man laut Mühlig aber bewusst verzichtet. „Wir wollten keine Drohkulisse aufbauen“, sagte er. So habe man bewusst keine großen, bulligen Typen in schwarzer Sicherheitskleidung in die Bäder geschickt, sondern junge Menschen, die zum Teil Migrationshintergrund haben. In den Zweierteams sei auch stets jeweils eine Frau dabei gewesen.

Drei Strafanzeigen wegen sexueller Übergriffe

Gravierende Vorfälle habe es nicht gegeben. „Der Plan ist aufgegangen“, so Lars Mühlig. Zuvor hatte bereits die Stuttgarter Polizei unserer Zeitung auf Anfrage gesagt, dass der Sommer in den Freibädern relativ ruhig verlaufen sei. Was zum Beispiel das Thema sexuelle Übergriffe durch Flüchtlingen angehe, habe es in der gesamten Freibadsaison gerade mal drei Strafanzeigen gegeben.