Samtene Stimme, fester Glaube: LIzz Wright Foto: Festival

Samtene Stimme, fester Glaube: Die US-Sängerin Lizz Wright war zu Gast im Stuttgarter Jazzclub Bix. Der Auftritt bereitet Lizz Wright sichtlich Freude, schon weil das Publikum von ­Anfang an richtig mitgeht.

Stuttgart - Das Herz des Jazz-Open-Festivals schlägt im Bix. Seit Wochen ist das Konzert von Lizz Wright ausverkauft. Dicht gedrängt stehen die Besucher und sind froh, dass sie nach der Hitzewelle einen kühleren Abend erwischt haben. Eingeheizt wird ihnen trotzdem – musikalisch.

Die afroamerikanische Sängerin aus dem tiefsten Süden der USA hat wieder ihre Vier-Mann-Band mitgebracht, mit der sie seit Jahren auftritt. „Ich bin halt ein treues Mädchen“, sagt sie lächelnd und singt „Old Man“ von Neil Young. Pfirsichweich, samten und rund klingt ihre Stimme. Es ist eine Stimme, in der große Kraftreserven schlummern.

Völlig unangestrengt füllt sie den Raum, während Kenny Banks mit schmachtenden Orgeltönen einen warmen Klangteppich ausbreitet, Chris Rosser mit seiner Akustikgitarre entspannt die Harmonien auffächert, der Bass von Nicholas d’Amato unmerklich, aber spürbar pulsiert und das dominante Schlagzeugspiel von Brannen Temple den Takt vorgibt. Die Band ist voller Spielfreude, hervorragend eingespielt und setzt ihre musikalischen Mittel ökonomisch und sehr effektiv ein.

Der Auftritt bereitet Lizz Wright sichtlich Freude, schon weil das Publikum von Anfang an richtig mitgeht. Sie singt bei ihrem Song „Trouble“ vom Ärger, der in der Luft liegt, einem Ärger, den sie nicht haben will, aber doch atmen muss, und bittet den „Lord“, ihr beizustehen. Ihre Glaubwürdigkeit verdankt die 35-jährige Ausnahmevokalistin ihrem festen Glauben, der sich auch in vielen ihrer Liedern manifestiert.

Musik wurde ihr in die Wiege gelegt. Der Herr Papa war Pfarrer und musikalischer Leiter einer Dorfkirche in Kathleen, Georgia, in einer Gegend, wo Rassismus alltäglich ist. Lizz Wrights Haltung und ihre Stimme ist geprägt von Gospel, Blues, Soul und Jazz. In ihr sind Sehnsucht und Schmerz, Glück und Leid aufgehoben, dunkle Süße und der Geschmack von Tränen. Eine Stimme wie aus Honig und Salz.

Aber Wrights Ausstrahlung, die völlig ungekünstelt erscheint, steckt mit ihrer Fröhlichkeit an. Wenn sie die zu Herzen gehende Ballade „Speak My Heart“ singt, lauschen die Menschen im Jazzclub gebannt – darunter auch OB Fritz Kuhn mit seiner Frau Waltraud Ulshöfer –, um bei der knackig-saftigen Nummer „My Imagination“ auf die Zwei und die Vier zu klatschen, sich im Takt zu wiegen und am Ende in den höchsten Tönen zu jubeln.

Soulmusik rockt den Club. Die Orgel seufzt und stöhnt, während Lizz Wright auf einer Djembe trommelt und den Refrain singt: „Keeping On, Keeping On“. „First Time“, ein Liebeslied, ist eine zärtliche Hommage an Soul-Ikone Sam Cooke.

Auf Wrights neues Album „Freedom & Surrender“, das im Herbst erscheint und von dem sie im Bix einige starke Nummern und ein paar süße Stückchen vorgestellt hat, dürfen die Fans sich freuen. Wenn das begeisterte Stuttgarter Jazz-Open-Publikum ein Gradmesser wäre, müsste ihm Erfolg beschieden sein.