Ein Rettungswagen mit eingeschaltetem Blaulicht (Symbolbild). Foto: dpa

Zwei Männer filmen sich bei einer Fahrt mit Blaulicht und Martinshorn durch Stuttgart. Kurz darauf sind sie ihre Jobs los. Das Video sorgt bei Facebook derweil für Furore.

Stuttgart - Was man so macht, wenn die Langeweile zuschlägt? Eine Serie gucken, kochen, spazieren...vielleicht sogar aufräumen? Eine ganz andere Idee hatten offenbar zwei junge Männer in Stuttgart: mit Blaulicht und Sirene fuhren sie in einem Rettungswagen durch die Stadt. Die beiden Mitarbeiter eines Rettungsdienstes filmten sich bei der Aktion und streamten das Video live auf Facebook.

Im Video ist zu sehen, wie die zwei im Führerhaus des Rettungswagens sitzen. Der Beifahrer filmt sich und seinen Kollegen. Beide Gesichter sind gut zu erkennen – auch der Name eines Mannes ist auf Facebook öffentlich zu sehen. Kurz nach Beginn des Videos schalten sie das Martinshorn ein und lachen. „Scheeeeiße, der hat es einfach gemacht“, sagt der Beifahrer, als die Sirene wieder abgestellt ist.

Die Beiden sind in Arbeitskleidung eines privaten Rettungsdienstes zu sehen – bei dem sie bis zu dem Vorfall Mitarbeiter waren. Denn die Konsequenz der Facebook-Fahrt war die Kündigung der Männer. „Wir haben uns sofort von beiden Mitarbeitern getrennt. Des Weiteren werden rechtliche Schritte eingeleitet“, schreibt der Arbeitgeber auf Facebook. Während die Männer ihre Aktion offenbar ziemlich witzig finden, hagelt es auf Facebook böse Kommentare. „Das wird hoffentlich ein gewaltiges Nachspiel geben, null Verständnis für solche – sorry – ‚Affen’“, schreibt ein User. Eine andere Userin meint: „...einfach nur sehr asoziales Verhalten“. Auch Screenshots aus dem Video, auf denen die Gesichter der Männer gut zu erkennen sind, werden geteilt.

Nach Angaben der Polizei werde noch geprüft, ob eine Ordnungswidrigkeit vorliegt. Auch ob das Video wirklich in Stuttgart gefilmt wurde, sei nicht zweifelsfrei zu sehen. In Rettungsdienstkreisen sorgt das Video für großen Unmut. Es würde ein schlechtes Bild auf die gesamte Branche werfen. Ein Rettungsdienstmitarbeiter will nach eigenen Angaben Strafanzeige gestellt haben – der Staatsanwaltschaft liegt bisher aber noch keine Anzeige vor.

Reaktion des Fahrers

Der Fahrer des Rettungswagens äußert sich auf Anfrage dieser Zeitung schriftlich. Es seien sehr schlimme Dinge, „da stimmt nichts, was uns da vorgeworfen wird, die haben es sich schön zurecht geschnitten“, schreibt er in einer kurzen Nachricht. Dann bittet er darum, die weitere Kommunikation mit seinem Anwalt zu führen. Auch sein Anwalt Sammy Urcun äußert sich nur knapp. Es sei noch nicht klar, ob überhaupt Ermittlungen aufgenommen würden. Nach aktueller Sachlage sehe er eine mögliche Ordnungswidrigkeit – aber keine Straftat. Sein Mandant sei von den Reaktionen auf Facebook „total überrumpelt“ gewesen. Auch, weil die möglichen rechtlichen Folgen in keinem Verhältnis zu den Reaktionen auf Facebook stünden. Für missbräuchlich verwendetes Blaulicht und Martinshorn, ein Verstoß gegen § 38 der Straßenverkehrsordnung, sieht der Bußgeldkatalog eine Strafe von 20 Euro vor.

Auf Facebook äußert sich auch der ehemalige Arbeitgeber der Männer und kündigt rechtliche Schritte an. „Geschockt und erschrocken haben wir dieses Video zur Kenntnis genommen. Wir als SAG Ambulanz können und werden ein solches Verhalten nicht akzeptieren geschweige denn tolerieren. (...) Sehr schade fänden wir es wenn, jetzt alle unsere Mitarbeiter auf eine solche Qualität herunter reduziert werden würden; da dies in keinem Fall der Wahrheit entspricht“. Für den Nachmittag ist eine Pressekonferenz angekündigt. Heikel an der Geschichte ist auch, dass es sich bei einem der beiden Männer um den Neffen der Geschäftsführung handeln soll. Das schreibt der Rettungsdienst auf Facebook.