Gudrun Keller, Ursel Kaus und Anne Franke (von links) werden künftig den Literarischen Salon im Haus Rohrer Höhe gestalten. Foto: Sabine Schwieder

Drei ehemalige Deutschlehrerinnen gestalten den Literarischen Salon im Haus Rohrer Höhe in Vaihingen-Rohr. Am 2. Mai beginnt die Reihe mit einem Buch, das einen Einblick in eine Zeit gibt, die wir so nicht kennen.

Rohr - Der Zufall wollte es, dass künftig drei ehemalige Deutschlehrerinnen den Literarischen Salon im Haus Rohrer Höhe gestalten. Eine Deutschstunde im Sinne von „Pädagogen dozieren über ein Buch, und dann gibt es noch Noten“ soll es nicht werden, wenn Gudrun Keller, Ursel Kaus und Anne Franke am Dienstag, 2. Mai, 19 Uhr, zu ihrer ersten Veranstaltung einladen. Die drei lesebegeisterten Frauen haben den Austausch unter Gleichgesinnten im Sinn. Sie hoffen auf eine rege Diskussion und auf Anregungen für die künftige Lektüre des Literarischen Salons.

Drei Nachfolger für Susanne Martin

Zusammengebracht hat die drei Stephanie Kany, die Leiterin der städtischen Begegnungsstätte im Hans-Rehn-Stift, zu dem das Haus Rohrer Höhe gehört. Sie war auf der Suche nach Nachfolgern für Susanne Martin von der Vaihinger Schiller-Buchhandlung, die nach fast fünf Jahren und 44 Buchbesprechungen dieses Ehrenamt aus zeitlichen Gründen aufgeben musste. Mit den drei Neuen hat die Begegnungsstätte nun engagierte Leserinnen gefunden, die sich als Team für die Förderung von Lesespaß verstehen. Was als gutes Buch durchgeht und warum, das beurteilen sie mitunter unterschiedlich. Gerade darin sehen sie die Bereicherung, die ein Literarischer Salon mit sich bringt.

Ein Angebot für jedes Alter und den ganzen Stadtteil

Das Angebot richtet sich – wie alle der Begegnungsstätte – an Interessierte jeden Alters und an alle Bewohner des Stadtteils und darüber hinaus. „Eine Herausforderung“, meint das Terzett: Die im Literarischen Salon vorgestellten Bücher sollen nicht nur für ältere oder nur für weibliche Leser – die bislang in der Mehrzahl waren – attraktiv sein.

„Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler

Im Mittelpunkt des ersten Abends steht der Roman „Ein ganzes Leben“ des österreichischen Autors Robert Seethaler. Ein Buch, so sagen die drei übereinstimmend, das jedes Alter anspricht. Es liegt in einer schön lesbaren Taschenbuchausgabe des Goldmann-Verlages vor und hat es bereits auf die Shortlist für den Man Booker International Prize (2016) gebracht. Ein schmales Buch, das ein ganzes Leben in der Tiroler Bergwelt zur Zeit der Industrialisierung und des aufkommenden Tourismus mit all seinen Auswirkungen auf Mensch und Natur umfasst. „Das Buch vermittelt einen Einblick in eine Zeit, die wir nicht so kennen“, sagt Gudrun Keller, und ihre Kollegin Anne Franke fügt hinzu: „Um ins Gespräch zu kommen, gibt es keinen besseren Titel. Es führt dazu, das eigene Leben zu überdenken.“

Vorschläge aus dem Teilnehmerkreis

Für die Auswahl der im Literarischen Salon vorgestellten Bücher ist eine verständliche Sprache wichtig. Im Fall von Seethaler ist sie auch bilderreich. Die drei Organisatorinnen haben Textstellen ausgewählt, die gemeinsam gelesen werden, und es gibt eine Hörbuchversion, vom Autor selbst gelesen, die herangezogen werden könnte.

Bei der Buchauswahl für die folgenden Termine (13. Juni und 18. Juli) hat sich das Terzett jedoch fest vorgenommen, Wünsche aus dem Teilnehmerkreis aufzugreifen. „Das kann ein Buch sein, dass mich so berührt hat, dass ich mit jemandem darüber reden möchte“, erläutert Ursel Kaus. Zwar wollen die drei Fachfrauen Hintergrundwissen zu den jeweiligen Autoren und zu deren zeitlicher Einordnung parat haben, doch im Mittelpunkt soll die Diskussion stehen. „Auch gerne kontrovers“, betonen die drei Damen. Sie freuen sich darauf, künftig mit Erwachsenen über Literatur zu sprechen. Ohne pädagogischen Anspruch und völlig frei.

Termin
Das Begegnungszentrum des Hans Rehn Stiftes lädt am Dienstag, 2. Mai, um 19 Uhr zu einem Literarischen Salon ein. Veranstaltungsort ist das Haus Rohrer Höhe, Musbergerstraße 52. Die Teilnehmer treffen sich im Foyer. Zur Diskussion steht der Roman „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler. Die nächsten Termine sind der 13. Juni und der 18. Juli, bevor es nach einer Sommerpause in eine weitere Runde geht.