In der Rotationsmaschine: die Stuttgarter Offensivspieler Berkay Özcan, Takuma Asano, Alexandru Maxim, Julian Green und Josip Brekalo (von links oben) Fotos:Baumann (1), Getty (3), dpa (1) Foto:  

Möglichkeiten gibt es genug. Doch noch hat sich keine Offensivkraft beim VfB Stuttgart auf der linken Seite festgespielt. Für die Fürth-Partie am Samstag ist das Rätsel schon gelöst, aber Trainer Hannes Wolf hält die Spannung hoch.

Stuttgart - Die Bank drückt. Josip Brekalo dribbelt und schießt im Training, was das Zeug hält, um sich wieder für die Anfangself zu empfehlen. An Berkay Özcans Fleiß und fußballerischer Begabung gibt es ebenso wenig etwas zu meckern. Und selbst der Ballstreichler Alexandru Maxim wähnt sich wieder näher an der Startformation – nach Wochen auf der Tribüne und zuletzt einem Teileinsatz.

Sie alle wollen Julian Green und Takuma Asano auf der linken Offensivseite aus dem Team des VfB Stuttgart drängen. Dabei können sich die beiden Bochum-Starter aber ihrerseits nicht sicher sein, am Samstag (13 Uhr) bei der SpVgg Greuther Fürth wieder von Anpfiff an am Ball zu sein. Dazu müsste Green dem Trainer Hannes Wolf schon mehr anbieten als ein paar geschmeidige Bewegungen und nette Aktionen am Ball. Und Asano sollte sich nicht nur auf seine Schnelligkeit verlassen. Mehr Sprints in die Tiefe des Raumes oder Torgefahr würden da schon eher für die Unantastbarkeit des Japaners sprechen.

Fünf Spieler für diese zwei Positionen auf links gibt es. Mehr als doppelt gut besetzt ist der Bereich also seit Beginn der Rückrunde. Ein Luxusproblem dank der Edeljoker. Doch da Wolf ein Trainertyp ist, der nichts ausschließt und alles für möglich hält, hat er auch schon Argumente gefunden, um Jean Zimmer auf den linken Flügel zu stellen. Aber das nur nebenbei, denn in erster Linie geht es um die anderen. „Dass wir in diesem Bereich viel rotiert haben, liegt daran, dass die Spieler von ihren Leistungen her eng zusammen liegen“, sagt Wolf.

So hat sich keiner aus dem Quintett von den anderen absetzen können. Trotz ihrer Qualitäten. Doch Green sucht nach Jahren als Trainingstalent beim FC Bayern noch seinen Wettkampf-Rhythmus; und bei Asano findet der Ball zu selten den Weg ins gegnerische Tor. Zwei Treffer hat der 22-Jährige erst erzielt – aber auch schon fünf vorbereitet.

Für und Wider, hin und her. Wolf lotet die Optionen ständig neu aus. Was der Grundüberzeugungen des jungen Coaches entspricht: Eine Stammelf gibt es nicht. Die personellen Veränderungen sind andererseits aber auch kein Selbstzweck, sondern nur Teil eines Spieltagprojekts – dabei wird eine Partie weitgehend für sich betrachtet.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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Hannes Wolf macht vor großen Name nicht Halt

Wer also gegen Bochum aufgelaufen ist, muss nicht zwangsläufig in Fürth auf dem Platz stehen, nicht einmal im Kader. Da gibt es ja noch die Wolf’schen Aufstellungsfaktoren Trainingsleistung und Matchplan. Im Extremfall kann diese Praxis so weit gehen wie bei Özcan. Am 23. Spieltag zählte er in Braunschweig zur Startelf. Am 24. Spieltag gehörte er aber gar nicht dazu und wurde zur U 19 beordert.

Hart ist das für ein 19-jähriges Talent. Und der Hinweis, dass der Trainer in den 18 Zweitligaspielen, die er für den VfB verantwortlich ist, erst zweimal die Mannschaft unverändert gelassen hat, ist in dem Moment ein schwacher Trost. Doch so funktioniert für Wolf das System Profifußball. Sportlich ist es ein knallhartes Auswahlverfahren, menschlich versucht er den Spielern, seine Überlegungen darzulegen.

Sehr offen und sehr direkt macht das der 35-Jährige. So offen und direkt, dass sich der ein oder andere Spieler wohl schon mal gewünscht hat, dass es der Trainer nicht ganz so deutlich hätte ausdrücken müssen. Als „Hannes Gnadenlos“ hat ihn die „Bild“-Zeitung deshalb schon betitelt und das Gegenbild zum netten Herrn Wolf mit seinem jungenhaften Lächeln gezeichnet.

Beide Seiten gehören zum VfB-Trainer, der vor allem aber ein Überzeugungstäter ist. Einer, der sich nicht scheut, Nationalspieler wie Florian Klein, Alexandru Maxim oder Hajime Hosogai auf die Tribüne zu schicken, nur weil ein Konflikt droht. Einer, der sich nicht unter Druck setzen lässt, nur weil die Öffentlichkeit gerne Daniel Ginczek in der Startelf sehen will. Er ist auch keiner, der zögert, einen Spieler (Anto Grgic) nach einer halben Stunde vom Feld zu holen. Nur um diesen zu schützen.

Dennoch ist beim Rotieren noch kein Spieler durchgedreht, weil Wolf jedem, der herausfällt, das Gefühl gibt, auch wieder reinkommen zu können. Deshalb ist der Trainer vor allem einer, der über personelle Gestaltungsmöglichkeiten verfügt. „Wir haben gute Optionen und ich schon eine Idee, wie wir es in Fürth angehen“, sagt der Trainer. Er kann Asano losschicken, Brekalo von der Leine lassen oder Green Auslauf geben. In jedem Fall kann er davon ausgehen, dass auch die Spannung beim Gegner groß sein wird, welcher Wirbelwind diesmal auf ihn zukommt. Gleich oder später.

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