Im Flößerhaus im Waldmühleweg ist einst das aus dem Welzheimer Wald herangeschaffte Holz verwaltet und vermessen worden. Foto: Eppler

Ein Kulturdenkmal muss nicht groß sein. Das beweist ein kleines Fachwerkhaus an der Rems, das Flößerhaus. Es erinnert an die Zeit, als der Fluss als Transportweg für Holz aus dem Welzheimer Wald genutzt wurde.

Waiblingen - Die Stadt Waiblingen hat deutlich ältere und stattlichere Fachwerkgebäude zu bieten. Dennoch ist das auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkende Häusle im Waldmühleweg an der Rems mit seinen gerade einmal zwei Zimmern eine Besonderheit. Denn es erinnert an eine Zeit, als die Flößerei eine wichtige Rolle im Landkreis spielte. Das Flößerhäusle, das Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Königlichen Holzverwaltung war und einst unmittelbar vor den Toren der Stadt stand, ist ein Überbleibsel aus dieser Zeit und als Kulturdenkmal klassifiziert und geschützt.

„Das Haus war wohl bis in die 1950er- oder 60er-Jahre bewohnt“, sagt Michael Gunser vom städtischen Hochbauamt. Von wem, sei allerdings nicht bekannt. An den Hauptraum mit kleiner Küche wurde später noch ein weiteres Zimmer angebaut. Im Jahr 1843, zur Zeit seiner erstmaligen Erwähnung im Gebäudekataster der Stadt, lebte ein sogenannter Holzmesser dort. Dessen Aufgabe war es wohl unter anderem, den staatlichen Holzgarten zu betreuen, sprich: das auf der Rems herangeschaffte Holz zu erfassen, zu messen und vermutlich auch zurechtzusägen. Ein Wörterbuch aus der Zeit bezeichnet den Holzmesser jedenfalls als eine „verpflichtete Person, welche das Brennholz in das gehörige Klaftermaß setzet“.

Tafel soll aufmerksam machen

Das eingeschossige, weiß verputzte Haus mit dunklem Gebälk ist nach den Recherchen von Birgit David von der städtischen Presseabteilung im Jahr 1880 in den Besitz der Gärtnerei Haug übergangen, die dort bis vor einigen Jahren in ihren Gewächshäusern Blumen und Gemüse produzierte. Das rund 10 000 Quadratmeter große Grundstück in bester Lage verkaufte die Familie Haug vor rund sechs Jahren an einen Fellbacher Investor, der dort im Neubaugebiet Gerbergärten vorwiegend Mehrfamilienhäuser errichtet. Das Flößerhäusle solle nach seiner Sanierung als Lager- und Abstellraum für die Bewohner der benachbarten Häuser dienen, sagt Michael Gunser, der erst durch das Bauvorhaben so richtig auf das denkmalgeschützte Häusle aufmerksam geworden ist.

Gunser ist froh, dass der Bauträger offenbar ein Herz für das historische Haus hat, an dem es einiges auszubessern gab, so etwa die Holzverschalung am Giebel oder Stützbalken im Inneren. Das Dach wird mit Biberschwanz-Ziegeln gedeckt, um dem Gebäude ein möglichst authentisches Aussehen zu verleihen. Damit das wiederentdeckte Flößerhaus von Passanten künftig nicht mehr übersehen wird, planen die Stadt und der Heimatverein Waiblingen, an seiner Fassade eine Tafel mit Hinweisen auf seine Vergangenheit anzubringen.