Oréjon, Inka-Adliger, Peru, Inka-Kultur, Imperiale Phase, 15.-16. Jh. n. Chr., mit Coca-Blättern Foto: Frank Dahlmann

 „Inka – Könige der Anden“ ist europaweit die erste Schau, die sich der Kultur der Inka widmet. Am Dienstagabend traf die Kultur des 11. Jahrhunderts auf die des 21. Jahrhunderts.

Stuttgart - Um kurz vor 19 Uhr stehen rund ein Dutzend Besucher im Foyer des Linden-Museums. Der Altersschnitt der Gäste dürfte etwas niedriger als sonst liegen und alle Besucher tippen tief in Gedanken versunken auf den Displays ihrer Handys herum. Es scheint als hätten sie etwas vergessen, müssten noch schnell eine Nachricht schreiben, etwas mitteilen.

Doch das gehört zum Prinzip des Abends. Das erste Mal veranstaltete das Museum anlässlich seiner aktuellen Ausstellung „Inka – Könige der Anden“ am Dienstagabend eine Twitter-Führung.

Und das bedeutet: Nicht nur Kuratorin Doris ‎Kurella, die die Führung persönlich übernahm, teilte den Gästen etwas mit. Sondern die 15 Gäste teilten ihre Eindrücke gleich mit der ganzen Welt. Zumindest mit den Leuten, mit denen sie über den Kurznachrichtendienst Twitter vernetzt sind. 

Dazu gehörte zum Beispiel Johannes Pfeffer. Der Kulturmanagement-Student aus Stuttgart folgt der Kuratorin in den ersten Raum der großen Ausstellung, die erstmals 260 Objekte der wenig erforschten Inka-Kultur zeigt. Im Halbdunkel leuchten die Vitrinen, in denen goldene Kelche schimmern, und die Displays der Telefone - die heute ebenso im Mittelpunkt stehen. Kuratorin Doris Kurella führt durch die Geschichte des indigenen Volkes, erklärt Kultur, Verkehrswesen und Religion.

Der 25 Jahre alte Student fotografiert und sendet die Bilder sofort ins Netz. Die anderen stellen ihren Followern Fragen. Das funktioniert erstaunlich gut. Für richtigen thematischen Tiefgang bleibt aber wenig Zeit. Es hätte an einigen Stellen etwas langsamer laufen können. So urteilt zumindest der Student Pfeffer nach der Führung. "Es war eine tolle Gelegenheit diese Schau mal kennenzulernen, die sehr gelungen ist", sagt er. Und er sei schon sehr gespannt die Timeline, die Zusammenfassung aller veröffentlichter Nachrichten zum Thema, nachzulesen. "Es war toll, aber das nächste Mal könnte man vielleicht einige Aspekte mehr hervorheben. "

Der Initiator des Abends, Martin Otto-Hörbrand, zeigte sich begeistert. "Es ist eine tolle Möglichkeit auch Leute an der Schau zu beteiligen, die nicht vor Ort sind", sagt der 42 - Jährige. Er wolle ähnliche Projekte auch gerne für die Zukunft etablieren.

Nachdem Kuratorin Kurella letzten Fragen beantwortet hat und auch auf Fragen aus dem Netz eingegangen ist, stehen die Teilnehmer wieder im Foyer. Es gibt südamerikanische Bier und Pisco Sour, ein Nationalgetränk. Von einer Twittererin lässt sich die Kuratorin das Prinzip Twitter auf dem Smartphone erklären. Sie, sagt Doris Kurella, hat ‎selbst nämlich kein Smartphone.