Angewandte Ethnologie: Darth Vaders Äußeres hat durchaus reale Vorbilder. Foto: dpa

Was viele Star-Wars-Fans vielleicht nicht wissen: George Lucas hat einst Ethnologie studiert und diese Erkenntnisse in seine Filme einfließen lassen. Das Linden-Museum zeigt bei der Star-Wars-Nacht Ahnen von Darth Vader und Co. sowie stilechte Kostüme.

S-Mitte - Ein Selfie im Arm von einem Stormtrooper? Oder lieber eines beim Posieren mit zwei Tusken-Räubern, den Sandleuten aus „Star Wars“? Im Linden-Museum marschieren am 20. Juni etliche Figuren aus dem George Lucas’ Epos auf, denn zum zweiten Mal beteiligt sich das Museum an den Dragon Days, die bis zum 20. Juni dauern. Dass das Personal aus Star Wars ausgerechnet im Museum für Völkerkunde aufmarschiert, hat einen speziellen Grund: Lucas bezog die Ideen für seine Figuren wie Darth Vader aus fremden Kulturen.

Bevor er zum Kultregisseur avancierte, hatte Lucas selbst mehrere Semester Ethnologie studiert. „Es gibt durchaus Analogien zu den Masken in unserem Haus“, sagt Martin-Otto Hörbrand vom Linden-Museum. „Wir versuchen immer wieder Verknüpfungen zu finden, sonst würden wir nicht an dem Festival teilnehmen.“ Im vergangenen Jahr waren dies der Voodoo- und Zombiekult aus Haiti, dieses Mal sind es die Verbindungen zwischen archaischer Kultur und futuristischer Fantasy-Welt.

Catwalk für die Star-Wars-Kostüme.

Genau dies scheint besonders viele „Dragon Days“-Besucher zu interessieren, denn die Führung, die sich mit der Inspiration durch afrikanische Masken beschäftigt, ist ausgebucht. Aber die „Star-Wars-Nacht“ im Linden-Museum hat noch weitere Höhepunkte zu bieten. Zum Beispiel den Catwalk für die Star-Wars-Kostüme. In die kommen die Models nur mit Kneifzange und damit sie nicht pausenlos Schweißausbrüche bekommen, ist in mancher Verkleidung sogar ein Ventilator versteckt. Wie die Kostüme angefertigt werden und in welchen Ländern der Erde es die einschlägigen Materialien zu kaufen gibt, verrät Tobias Frisch (20.30 Uhr). So gibt es einen bestimmten Stoff nur in Marokko zu kaufen. Wie er die Kostüme anfertigt, verrät er bei der Präsentation seiner 20 imperialen Star-Wars-Kostüme. Frisch ist Spieleentwickler in Ludwigsburg und Mitglied der 501st Legion. Anschließend an seinen Vortrag können die Besucher mit dem imperialen Personal beim Fotoshooting posieren.

Auch der Star-Wars-Comiczeichner Ingo Römling plaudert aus dem Nähkästchen (21.45 Uhr) und wird dem Publikum live seine Zeichenkunst vorführen. Römling gehörte zu den erfolgreichsten Illustratoren Deutschlands und hat neben eigenen Comics auch Werbemaskottchen und Illustrationen für Schulbücher entworfen. Seit November 2014 gehört er zum Team der Star-Wars-Rebels.

„Jedi“ kommt vom japanischen Wort „Jidai-geki“

Der Filmwissenschaftler und Publizist Marcus Stiglegger geht in seinem Vortrag (21 Uhr) den engen Verflechtungen zwischen japanischer Philosophie, Ikonografie und Mythologie mit dem Star-Wars-Universum nach. 1956 drehte der japanische Regisseur Akira Kurosawa den Abenteuerfilm „Die verborgene Festung“, in dem eine Prinzessin verkleidet durch Feindesland flieht, begleitet von einem draufgängerischen Samuraikämpfer und zwei trotteligen Deserteuren. Als Lucas 20 Jahre später mit dem ersten Star-Wars-Film Filmgeschichte schrieb, hatte er sich bei dem Figurenarsenal (transformiert in zwei junge Kämpfer und zwei linkische Roboter) und bei den Schlüsselszenen des Klassikers bedient. Außerdem hatte er die zen-buddhistische Philosophie der Samurai in sein Konzept der Jedi-Ritter einfließen lassen. So leitete er den Begriff „Jedi“ vom Japanischen Wort „Jidai-geki“ ab, was dort den Historienfilm bezeichnet.

Im Anschluss gibt der Spezialist für visuelle Effekte an der Filmakademie Ludwigsburg, Andreas Feix, Einblicke in das „Making of“ des Star-Wars-Fanfilms „Threads of Destiny“ (21.30 Uhr).