Neues Ensemblemitglied in Stuttgart: Sebastian Kohlhepp. Foto: Julia Wesely

Der Tenor Sebastian Kohlhepp, neues Ensemblemitglied der Oper Stuttgart, hat sich mit einem Liederabend im Opernhaus vorgestellt. Das Ergebnis war unbefriedigend.

Eine schöne Stimme macht noch keinen guten Liederabend. Das Kunstlied verlangt nach feinsinniger Textausdeutung, nach blitzschnellem Verändern der Stimmfarbe und fein abgestufter dynamischer Durchgestaltung. Sonst kommt es im Publikum schon bald zum großen Gähnen.

Sebastian Kohlhepp, seit dieser Spielzeit fest im Ensemble der Oper Stuttgart, hat eine schöne Stimme. Aber der Tenor blieb in seinem Konzert im Foyer des Hauses ganz der Opernsänger, den der intime Rahmen eines Liederabends nervös macht und der dann mit den Lautstärkegraden nicht mehr angemessen haushaltet, geschweige denn die innere Ruhe zur minutiösen Gestaltung findet.

Nichts als Routine

Ob Romantisches von Mendelssohn Bartholdy (Felix und Fanny), ob Benjamin Brittens hierzulande selten zu hörende „Purcell Realizations“ – die Lieder reihten sich gleichförmig aneinander. Auch im Zusammenspiel mit dem Pianisten Andreas Frese offenbarte sich nichts als Routine, jedenfalls keine gemeinsam erarbeitete Interpretation. Ob romantischer Elfenzauber in Felix Mendelssohns „Neuer Liebe“ oder barocke Totenbeschwörung in Purcells „Music for a while“: Unterschiedliche Stimmungen und Gefühlslagen wollten sich nicht wirklich klar unterscheiden, ganz zu schweigen von etwaiger Ironie in Mendelssohns Heine-Vertonungen. Auch die Textverständlichkeit ließ besonders in Brittens Purcell-Bearbeitungen zu wünschen übrig.

Aber es gab ja noch einen zweiten Teil, in dem Kohlhepp sich dann profilieren konnte: mit geistlicher Vokalmusik. Darin ist der Tenor als Konzertsänger versiert.

Es gab zwei Kantaten von Georg Philipp Telemann, begleitet von fünf Staatsorchestermusikern. Arien im Einheitsaffekt liegen Kohlhepp mehr als das Lied, und auch die Rezitative brachte er schön geschmeidig, höhensicher und gut verständlich zum Erklingen.

Geiger mit Blockflöte

Jetzt erklärte sich auch das merkwürdige Motto des Abends. „Schwachheitsspuren“ ist ein Zitat aus Telemanns Kantate „Durchsuche dich, o stolzer Geist“, in dem Diethelm Busch, eigentlich Geiger im Staatsorchester, den Tenor mit quicklebendigem, erfrischendem Blockflötenspiel kontrapunktierte. Selbiges gelang auch der Geigerin Alexandra Taktikos in Telemanns Kantate „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“, wobei ihr quietschrosa Kleid noch für zusätzliche Farbkontraste sorgte.