Die Puppe der Ashanti ist viel mehr als ein Reiseandenken. Foto: Lg/ Oliver Willikonsky

Für Bernd Möbs ist die Holzpuppe aus Ghana ein Symbol für sein größtes Abenteuer in seiner Jugend.

Stuttgart - Die Holzpuppe, die bei Bernd Möbs auf dem Fensterbrett ins Tal blickt, hat in mehrfacher Beziehung eine lange Tradition. Ethnologisch betrachtet ist die Akuabaspuppe der ghanaischen Volksgruppe der Ashanti ein Fruchtbarkeitssymbol. Frauen, die schwanger werden wollen, tragen sie auf dem Rücken und umsorgen sie wie ein richtiges Baby. Die federleichten, geschnitzten Puppen sind heute das Reiseandenken aus Ghana schlechthin. „Das ist etwa wie wenn man aus Stuttgart eine Packung Maultaschen mitbringt“, frotzelt ihr Besitzer.

Ghana statt Italien

Aber der literarische Stadtführer und gelernte Ingenieur war nicht als Tourist in Ghana, sondern hat dort ein Jahr lang gelebt und in der Verwaltung eines Krankenhauses gearbeitet. „Für mich ist die Puppe ein Symbol für meinen damaligen Aufbruch und den Versuch, die eigenen Träume zu verwirklichen“, erzählt er. Nach dem Studium wollte er ursprünglich ein Jahr nach Italien, bekam aber Anfang der 1990-iger Jahre durch sein Engagement in einem Asylarbeitskreis in Köln, Kontakte nach Afrika. „Nach Italien kommst Du immer, aber nicht nach Afrika“, habe er sich gesagt. „Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und habe es gewagt.“

Gruß in der Landessprache

Heute ist er froh über seine Erfahrungen auf dem Schwarzen Kontinent. „Als Weißer war ich im Ort außerdem etwas Besonderes. Jeder wollte etwas mit mir zu tun haben“, erinnert er sich. Und wenn sich hier Afrikaner in der Straßenbahn in der Ashantisprache unterhalten, kann es schon sein, dass Möbs sie verblüfft, weil er ihnen einen Gruß in ihrer Landessprache zuruft.