Die Große Moosjungfer Foto: Michael Kast

Libellen sind die einzigen Insekten, die rückwärts fliegen können. Und sie sind schneller als der aktuelle Rekordhalter im 100-Meter-Sprint. Auch auf den Fildern schwirren viele Arten durch die Lüfte. Die Körsch gilt unter Libellenbeobachtern als Geheimtipp.

Filder - Sie sind die heimlichen Könige der Lüfte und Wundertiere. Auch auf der Filderebene schwirrten sie dieses Jahr zahlreich: Libellen sind die einzigen Insekten, die rückwärts fliegen können. Bei ihren Beutezügen nach kleinen Insekten über Seen und Tümpeln bieten sie mit 50 Kilometer pro Stunde Bestleistungen auf. Das ist schneller als der aktuelle Rekordhalter Usain Bolt im 100-Meter-Sprint. Mit ihren schillernden, bunten Farben faszinieren sie die Menschen. Mehr als 50 Libellenarten sind in Deutschland beheimatet.

Flusslibellen an der Körsch

Kurt-Heinz Lessig kennt sie alle. Der Naturkundler vom Fasanenhof ist ehemaliger Hauptnaturschutzwart des Schwäbischen Albvereins. Regelmäßig beobachtet er die Libellen rund um den Fasanenhof, in Vaihingen und in Möhringen. Dieses Jahr konnte er in der Gegend vor allem die Mosaikjungfer, die blutrote Heidelibelle und die gebänderte und die blauflügelige Prachtlibelle entdecken. „Libellen lieben Wärme. Solange die Sonne noch so schön scheint, kann man die Tiere gut beobachten“, sagt Lessig.

In Vaihingen bilden das am Rand gelegene Naturschutzgebiet Büsnauer Wiesental und der Feuersee in der Nähe des Hallenbades Vaihingen ideale Lebensräume für die kleinen Tiere. In Möhringen werden Naturfreunde am Probstsee fündig. Für Hohenheimer empfiehlt Lessig die Hohenheimer Gärten neben der Universität. Ein Geheimtipp, so Lessig, sei aber die Körsch. Der Fluss beginnt in Möhringen und fließt am Fasanenhof vorbei und zwischen Hohenheim und Plieningen durch. Dort findet man auch viele Flusslibellen.

Libellen gab es schon zu Dino-Zeiten

Libellen gelten als Indikatoren für eine gute Wasserqualität, weil ihre Larven nur in sauberen Gewässern überleben. „Das Wasser der Körsch hat sich über die Jahre deutlich verbessert“, berichtet Lessig. Inzwischen siedeln an den Ufern immer mehr gebänderte und blauflügelige Prachtlibellen. Besonders stolz ist der Hobbyforscher dieses Jahr aber auf den Fund eines südlichen Blaupfeils. „Er ist sehr selten und kommt eigentlich nur im Süden vor“, erklärt Lessig. Aber weil es immer wärmer werde, ziehe es die Libellenart auch nach Stuttgart. In Deutschland stehen Libellen unter Artenschutz, viele Exemplare sind gefährdet. Dabei teilten sich die ersten Libellenarten bereits vor 250 Millionen Jahren mit den Dinosauriern die Erde. Libellen können bis zu fünf Jahre als abgelegte Larven im Wasser leben, bis sie sich für ein paar Monate in die ausgewachsenen, fliegenden Insekten verwandeln. Entgegen eines weit verbreitenden Irrtums: Stechen können sie nicht.

Langsam wird es an den Gewässern auf der Filderebene ruhiger. In vier Wochen, so schätzt Lessig, ist die Libellensaison wohl endgültig vorüber. Dann werden sich an den Hängen so nah am Wasser nur noch Grashüpfer tummeln – auf der Suche nach den letzten warmen Sonnenstrahlen vor dem Winter.