Ein Operator arbeitet in Kamenz (Sachsen) im Reinraum der Li-Tec Battery GmbH. F Foto: dpa

Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber favorisiert eine europäische Lösung beim Aufbau einer Batteriefabrik

Stuttgart - Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber plädiert für eine länderübergreifende Lösung beim Aufbau einer Produktionsstätte für Batteriezellen. „Deutschland und Europa müssen sich die Frage stellen, ob sie bei der Zelle den Lieferanten aus dem asiatischen Raum das Feld allein überlassen wollen“, sagte Weber unserer Zeitung. Es sei daher gut, diese Diskussion auch auf politischer Ebene mit der Regierung zu führen. Dabei geht es laut Weber um die zentrale Frage: „Reicht es zu kaufen, oder sollen wir Kräfte bündeln, um selbst eine Fertigung für Batteriezellen aufzubauen?“

Eine Produktion im großen Maßstab könne jedoch nur von Zuliefererseite oder einem Industrie-Konsortium gestemmt werden, nicht von Herstellern. „Das kann keiner für sich machen, dazu braucht man im Sinne einer Volumenbündelung mehrere Abnehmer“, so Weber. Daimler hatte vor wenigen Tagen angekündigt, die Zellproduktion bei der eigenen Tochter Li-Tec im sächsischen Kamenz bis Ende 2015 auslaufen zu lassen. Dort wurden bisher Zellen für die Elektro-Smart gebaut. Der Stuttgarter Autobauer war der einzige deutsche Hersteller mit eigener Zellfertigung. „In Zukunft werden wir die Zellen im Weltmaßstab einkaufen und damit deutlich Kosten einsparen, um Elektromobilität für unsere Kunden erschwinglicher zu machen“, sagte Weber. Zulieferer könnte der südkoreanische Elektronikkonzern LG werden. Dies wollte Weber aber nicht bestätigen.

Gleichzeitig bekenne sich Daimler zum Batteriestandort Kamenz. Dort ist auch die Daimler-Tochter Accumotive angesiedelt, bei der die eigentlichen Batteriesysteme gefertigt werden. „Wir haben aus dem Thema lediglich die Zelle herausgenommen, da deren wirtschaftliche Produktion extrem von Stückzahlen abhängig ist.“, sagte Weber.

Bei Accumotive werden etwa auch die Batterien für die Plug-in-Hybride mit Verbrennungs- und E-Motor hergestellt. Daimler will bis zum Jahr 2017 zehn solcher Modelle auf den Markt bringen und erweitert daher aktuell die Produktionskapazitäten bei Accumotive. Dort soll auch ein Großteil der 280 Li-Tec-Mitarbeiter unterkommen.

Zuvor hatte der Konzernbetriebsrat die Entscheidung von Daimler kritisiert, aus der Zellproduktion bei Li-Tec auszusteigen. „Zur Sicherung von Arbeitsplätzen brauchen wir auch und gerade die Produktion von Zukunftstechnologien“, sagte Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht. Auch die Bundesregierung müsse mit dafür sorgen, dass in Deutschland Batteriezellen für Elektroautos wirtschaftlich gefertigt werden könnten. Andernfalls würden Innovationen zwar in Deutschland entwickelt, aber immer weniger produziert.

Nach Plasmabildschirmen und Solarzellen drohe ein weiterer Verlust von Innovationsführerschaft in einer wichtigen Schlüsseltechnologie. „Zur Sicherung von Innovation und Produktion von Batteriezellen in Deutschland ist ein abgestimmter Aktionsplan von Bundesregierung und Industrie nötig“, forderte auch Jörg Hofmann, Zweiter Vorsitzender der IG Metall.