Den Bewohnern der Asylunterkunft werden insgesamt 50 Straftaten zur Last gelegt. Foto: 7aktuell.de/Schmalz

Die Polizei hat am Freitagmorgen eine Asylunterkunft in Leutenbach durchsucht. In der Baracke traf sie jedoch die wenigsten der Verdächtigen an – dafür andere Männer, die dort eigentlich gar nicht sein durften.

Leutenbach - Ein Großaufgebot der Polizei erreicht die Asylunterkunft an der Ziegeleistraße in Leutenbach noch vor der Morgendämmerung, gegen 6 Uhr. Etwa 150 Mann rücken an, darunter sind Kriminalbeamte, Bereitschaftspolizisten aus Göppingen sowie Mitarbeiter des Landeskriminalamts, die sich darauf spezialisiert haben, echte von gefälschten Dokumenten zu unterscheiden. Sogar eine Beamtin der französischen Grenzpolizei ist dabei, um direkt mit den Behörden des Nachbarlands Informationen auszutauschen.

Von 51 Bewohnern sind nur 22 anwesend

Die Beamten rechnen mit viel Arbeit. „Den Bewohnern werden rund 50 Straftaten in den vergangenen Monaten vorgeworfen“, erklärt der Polizeisprecher Holger Bienert. Die Taten hätten „die ganze Palette“ umfasst: von Sachbeschädigungen, Beleidigungen, Körperverletzungen und Hausfriedensbrüchen, die sich im Inneren der Unterkunft zugetragen haben sollen, über Diebstähle, Hehlerei und Drogenhandel. Die Polizisten haben den Verdacht, dass Bewohner, aber auch Leute von außerhalb die Baracke an der Ziegeleistraße als Basis für Straftaten nutzen. Fünf Durchsuchungsbeschlüsse haben sie in der Tasche, zudem sollen sie vier Haftbefehle wegen anderer Delikte, etwa nicht bezahlter Geldstrafen, vollstrecken.

Gegen 9 Uhr ist die Razzia vorbei – viel schneller als geplant. Für die Polizei ist das allerdings kein Grund zur Zufriedenheit. Denn von den 51  in der Unterkunft gemeldeten Männern, die vor allem aus Gambia stammen, sind viele gar nicht anwesend. Die Polizei stößt auf 34 Männer, von denen zwölf gar nicht in der Baracke sein dürften. Von den fünf mutmaßlichen Drogendealern ist lediglich einer in der Unterkunft, von den vier Männern, gegen die Haftbefehle vorliegen, gar keiner. Dass Asylbewerber sich absetzen, ist offenbar keine Seltenheit: Laut einem aktuellen Bericht der Süddeutschen Zeitung sind bundesweit rund 130 000 Menschen nicht in der Asylunterkunft angekommen, welche ihnen zugewiesen worden war.

Bewohner sind jetzt zur Festnahme ausgeschrieben

Durchsucht werden die Wohnungen in der Leutenbacher Unterkunft trotzdem. Das Fazit der Aktion fällt ernüchternd aus: Elf unerlaubterweise Anwesende bekommen eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, ein Gambier steht zudem im Verdacht, sich illegal in Deutschland aufzuhalten. Die Polizisten finden zwei geringe Mengen an Marihuana, zwei gestohlene Handys und italienische Ausweispapiere, die ebenfalls geklaut worden sein könnten.

Die Unterkunft zwischen der Ziegeleistraße und der Winnender Straße steht nicht zum ersten Mal im Fokus von Ermittlungen: Bei kleineren Durchsuchungen in der Vergangenheit hatte die Polizei dort mehrfach Diebesgut aus Einbrüchen und Diebstählen entdeckt. Laut der Polizei ist die Hälfte der Bewohner bereits strafrechtlich in Erscheinung getreten, vier Männer sitzen schon im Gefängnis.

Die verschwundenen Bewohner sind jetzt zur Festnahme ausgeschrieben. „Erfahrungsgemäß gehen die uns früher oder später ins Netz“, meint der Polizeisprecher Bienert. In der Unterkunft seien die Beamten wohl nicht zum letzten Mal gewesen.