Übergabe der 11 000 Unterschriften (v. li.): Matthias Vincon, Peter Pätzold, Sören Heitmann, Melanie Migle Kundrot und Isabelle Willnauer. Foto: Martin Haar

Günstiger Wohnraum statt Spekulationsobjekt: Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) zeigt große Sympathie für das Leuchtturmprojekt für faires Wohnen.

S-Mitte - Aus dem Stand hat das Leuchtturmprojekt für faires Wohnen in Stuttgart eine hohe Aufmerksamkeit in der Stadt erreicht. Das Vorhaben, aus dem alten Offizierskasino am Römerkastell Mietwohnungen zu machen, scheiterte zwar. Aber am Ende hatten die Initiatoren über eine Internet-Petition 11 000 Sympathisanten gewonnen.

Alle scheinen von dieser Idee fasziniert zu sein: Das Leuchtturmprojekt erwirbt ein Haus, wird aber nicht zum Eigentümer. Das Haus gehört dann einer GmbH: dem Stuttgarter Verein und dem Mietshäuser Syndikat, das in Deutschland bereits 112 Projekte dieser Art realisiert hat. Die Mieten werden zunächst für Zins und Tilgung des Immobiliendarlehens verwendet; später fließen sie in einen Fond des Mietshäuser Syndikats. Die Mieten sollen dann etwa 50 Prozent unter den Vergleichsmieten der Stadt liegen. Genau nach diesem Muster sollte am Hallschlag bezahlbares Wohnen realisiert werden.

Wichtiges Etappenziel erreicht

Die Vision klingt so verlockend, dass die Initiative 11 000 und einen weiteren Sympathisanten hat. Der prominente Neuzugang heißt Peter Pätzold (Grüne) und ist Baubürgermeister der Stadt. Damit haben die Initiatoren des Leuchtturmprojektes ein wichtiges Etappenziel erreicht. „Wir wollten ihn für unsere Idee einer solidarischen Wohnform für Stuttgart gewinnen“, sagt Isabelle Willnauer, Matthias Vincon, Melanie Migle Kundrot und Sören Heitmann bei der Übergabe der 11 000 Stimmen in Pätzolds Büro. „Wir hoffen nun auf seine tatkräftige Unterstützung.“

Dabei sind einem Bürgermeister enge Grenzen gesetzt. Das Amt lässt die gewünschte Hilfe nicht zu. Pätzold kann nicht über städtische Immobilien verfügen oder sie vermitteln. Aber das Wohlwollen des Baubürgermeisters ist der Initiative sicher. Und sein Bedauern, dass es mit dem ersten Projekt am Römerkastell nichts geworden ist. „Das Verfahren war einfach zu weit fortgeschritten“, sagt Pätzold, der die Aktivitäten des Mietshäuser Syndikats bereits seit langer Zeit aufmerksam verfolgt und die Projekte von seinem Bürgermeister-Kollegen aus Tübingen kennt. „Das Konzept hat Charme“, bekräftigt Pätzold, „zudem brauchen wir bezahlbare Mietwohnungen in der Stadt.“

Pätzold gibt gute Ratschläge

Genauso gut kennt er aber auch die grundsätzlichen Probleme beim Wohnungsbau. „Wo findet man heute geeignete Flächen oder Objekte?“ Mit dieser Frage muss sich nun auch das Leuchtturmprojekt auseinandersetzen. Immerhin: Peter Pätzold gab den Mitgliedern der Initiative gute Ratschläge und nannte Ansprechpartner bei der Stadt, die bei der Suche nach geeigneten Immobilien helfen könnten. „Sie müssen wie eine Art Trüffelschwein suchen, um ein Startprojekt zu finden“, sagt der Bürgermeister. Wenn die Initiative erst einmal solch ein „Vorzeigeprojekt“ hätte, würden die Dinge leichter laufen. Weiter versprach er, die Sache auch dem Gemeinderat vorzustellen.

Für die vier Initiatoren des Leuchtturmprojektes waren dies hoffnungsvolle Zeichen. „Das nenne ich mal ein gutes Gespräch“, sagte Isabelle Willnauer und versprach dem Baubürgermeister: „Wenn wir mal unser erstes Wohnprojekt verwirklicht haben sollten, dürfen sie auch bei uns einziehen.“