Die Realität ist Ines Witkas Inspirationsquell Foto: Rebecca Anna Fritzsche

Die Stuttgarter Autorin Ines Witka hat ihren ersten Roman „Perle um Perle“ vorgestellt. Darin reihen sich erotische Miniaturen aneinander wie die Perlen einer Kette.

S-West - Es ist für die Autorin Ines Witka bereits die zweite Buchpremiere in der Erotikboutique Frau Blum an der Reuchlinstraße gewesen: „Vor einem Jahr hat sie bereits das Buch ‚Dirty Writing‘ bei uns vorgestellt“, sagte Mascha Hülsewig, mit Alexandra Steinmann Inhaberin der ungewöhnlichen Boutique. Das Buch gibt praktische Tipps zum erotischen Schreiben. Das sei so gut angekommen, dass Ines Witka am vergangenen Freitag wieder zu Gast war. Diesmal hat die Autorin „Perle um Perle“ vorgestellt, ihren ersten Roman. Er handelt von Margarete, die im Schaufenster eines Antiquitätenhändlers eine Perlenkette sieht, die sie gerne haben möchte. Der Antiquitätenhändler Ignatz Steinfels bietet ihr einen Handel an: Für jede Perle soll sie ihm eine sinnliche Geschichte erzählen. Margarete lässt sich darauf ein. Sie ist eigentlich ein eher schüchterner Typ, wird nun aber wagemutig. Beispielsweise kauft sie sich einen Vibrator, beginnt, erotische Träume zu haben, oder überlegt, in einen Swingerclub zu gehen, um anschließend Steinfels davon zu erzählen.

Anregendes Prickeln

Aus dem Buch las Ines Witka mehrere Stellen vor und kam auch dem Wunsch aus dem Zuschauerraum nach, „was Verschärftes“ vorzutragen. Eines stellte sie aber gleich klar: „Es wird nicht gepoppt oder gevögelt, keine Frau wird hart rangenommen“, so Witka. „Mein Buch soll ein anregendes Prickeln auslösen, dafür lesen wir solche Bücher ja, damit wir uns davontreiben lassen können.“

Witka konzentriert sich daher auf die Sinneseindrücke ihrer Protagonistin, schreibt vom Fühlen, Schmecken, Hören, Tasten, von nach Vanille riechendem Tee, kratziger Wolle auf der Haut, von Rauschgefühlen und brennendem Verlangen.

Im Gespräch mit Sunita Sukhana vom Tübinger Konkursbuch-Verlag, in dem „Perle um Perle“ erschienen ist, berichtete Witka auch von der Arbeit an ihrem Roman. Etwa, dass auch ihre Kunstsemester, die sie in den 1980er-Jahren absolviert hat, eingeflossen seien – so etwa in die Beschreibung der Gemälde, die der Antiquitätenhändler Margarete zeigt, oder in dessen Schilderungen der Abbildungen von Liebesakten, die an den Wänden von Pompeji zu sehen sind. Den Callboy, der im Buch auftaucht, gebe es wirklich, verriet Witka dem Publikum. Über ihn habe sie in ihrem Buch „Stell dir vor, ich habe eine heimliche Geliebte“ geschrieben, für das sie Männer und Frauen interviewt hat, die als Escort arbeiten. „Eigentlich ist das ganze Leben eine Recherche“, resümierte Ines Witka.

Assoziationen zu Antiquitäten

Sunita Sukhanas Frage, warum der Roman ausgerechnet in einem Antiquitätenhandel spielt, konnte die Autorin leicht beantworten: „Es ist ein Ort, der sich verändert, er reagiert auf das, was zwischen Margarete und Steinfels passiert“, sagte Witka. „Es durfte kein banaler Ort sein, er musste auch zur Inspiration dienen.“

Wie die Geschichte ausgeht, wollte Ines Witka auf Nachfrage aus dem dicht gedrängten Zuschauerraum natürlich nicht verraten. Lediglich einen kleinen Tipp gab sie: „Steinfels ist ein Mann des 19. Jahrhunderts, und Margarete ist doch eine moderne Frau des 21. Jahrhunderts.“