Die Stadt, Unternehmer, Schulen und Büchereien ziehen für die Leseförderung in Leinfelden-Echterdingen an einem Strang. Foto: Natalie Kanter

Am Wochenende beginnt in der Großen Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen wieder die Lesezeit.

Leinfelden-Echterdingen - Wann die beste Jahreszeit ist, um ein Buch in die Hand zu nehmen, das ist Ansichtssache. Uwe Janssen, Vorsitzender des Fördervereins Stadtbücherei, steckt auch im Hochsommer auf seiner Terrasse gerne die Nase in gute Literatur. Oberbürgermeister Roland Klenk dagegen hat insbesondere dann Lust nach Lesestoff, wenn die Tage kürzer werden. Dazu passt, dass am Wochenende die „Lesezeit in L.-E.“ beginnt.

Theater für Groß und Klein, Kabarett, Bücherflohmärkte, Bilderbuchkino, Vorlesewettbewerbe, Literaturkreise: Die Große Kreisstadt wird auch diesen Herbst dazu nutzen, um mit einem bunten Veranstaltungsreigen möglichst viele – insbesondere Kinder und Jugendliche – für das Lesen zu begeistern.

Bereits zum sechsten Mal ziehen Mitarbeiter des Kulturamtes und der Stadtbücherei gemeinsam mit Schulen, Kindergärten, Volkshochschule, Buchhandlungen und Einzelhändlern an einem Strang. Das Programm liegt in neuer Aufmachung druckfrisch auf dem Tisch. 62 Veranstaltungen werden diesmal angeboten. „Reinschauen lohnt sich“, sagt Dorothea Veit, die Vizeleiterin des Kulturamtes. Die Überschrift lautet: „Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen.“ Dieser Satz freilich ist nicht neu, sondern stammt von dem römischen Politiker und Philosophen Marcus Tullius Cicero.

Fünf Kinder- und Jugendbuchautorinnen reisen an. Darunter ist die Böblinger Sachbuchautorin Bärbel Oftring. Die Biologin hat unter anderem ein witziges Buch über Spinnen geschrieben. Stefanie Höfler aus Esslingen hat dagegen die Freundschaftsgeschichte „Mein Sommer mit Mucks“ verfasst und wurde damit in diesem Jahr für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Schriftstellerinnen stehen von 10. Oktober an 1100 Schülern aus Leinfelden-Echterdingen Rede und Antwort. In den Stadtbüchereien werden sie aus ihren Werken lesen, von ihrer Arbeit und von ihrem Leben erzählen. „Wenn dann wieder der Lesefunke überspringt und der Lesehimmel explodiert, dann haben wir unser Ziel erreicht“, sagt Judith Wisotzki, Mitarbeiter in der Stadtbücherei. „Auch die Orthografie lernt man am besten durchs Lesen“, ergänzt Wolfgang Krause, Leiter des Echterdinger Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums.

Zum Auftakt der Lesezeit am Wochenende gehört der kulinarisch-literarische Abend „Ein Bauch spaziert durch Paris“, Meisterkoch Vincent Klink geht am Sonntag, 25. September, im Großen Saal der Filderhalle auf kulinarische Entdeckungsreise. Patrick Bebelaar begleitet ihn musikalisch. Den Schlusspunkt wird Ende November Werner Tiki Küstenmacher setzen. Er liest dann in der Echterdinger Zehntscheuer aus seinem Buch „Limbi – der Weg zum Glück führt durch das Gehirn“ vor. Sein bislang größter Erfolg war das Buch „simplify your life“, in dem er Anleitungen gibt, das Leben zu vereinfachen. Dazwischen, genau genommen am Sonntag, 9. Oktober, gibt es Grund zum Feiern in der Zehntscheuer. Das sanierte Haus an der Maiergasse wird 20 Jahre alt. Kindergarten, Treff und Bücherei öffnen von 12 Uhr an ihre Tore.

Der fast schon obligatorische Literaturabend im Echterdinger Gymnasium fehlt bei der sechsten Auflage der Lesezeit. Die Schule will sich laut Rektor Krause auf ihr 50-Jahr-Jubiläum im kommenden Jahr vorbereiten. Auch eine Fortsetzung der Aktion „Ein Buch bewegt LE“, bei der die Bürgerstiftung der Mitinitiator war, wird es zumindest in diesem Herbst nicht geben.

Die Echterdinger Gewerbetreibenden begleiten die Lesezeit – wie bereits 2015 – mit Kalligrafie auf ihren Schaufenstern. Balthazar Minh Pannwitz, ein freischaffender Künstler, hübscht die Auslagen der Geschäfte mit Sinnsprüchen auf. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ von Antoine de Saint-Exupéry ist beispielsweise auf dem Glas eines Schuhladens zu lesen.