Auch musikalisch können sich die Passanten erproben, zum Beispiel beim Trommeln. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Lernen muss nicht im Seminarraum stattfinden: Die Volkshochschule Stuttgart beschreitet mit ihrem Konzept „Lernende Stadt – lernen in der Stadt“ neue Wege. Am 22. September können Interessierte auf dem Marienplatz testen, wie interessant Wissensvermehrung sein kann.

S-Süd - Der Marienplatz verwandelt sich in einen Campus. Am 22. September startet die Volkshochschule (VHS) ein Pilotprojekt zum lebenslangen Lernen. „Wir gehen mit großen Erwartungen daran, auch Menschen anzusprechen, die nicht zu unserer Klientel gehören“, kündigt Cornelia Merk von der VHS an. Gemäß ihrem Jahresthema „Lernende Stadt –lernen in der Stadt“ wird die Einrichtung einen Tag lang Bildungsangebote in ungewohnter Form für die die Passanten kostenlos anbieten.

Zum Beispiel Sport: Man muss nicht in einer Turnhalle oder einem Studio schwitzen, sondern Bewegung kann auch ganz elegant sein: Ob sie der Tango-, Walzer- oder Zumbatyp sind, können die Besucher testen. Damit sollen auch Bewegungsmuffel aus der Reserve gelockt werden.

Ihr Englisch können Interessierte bei einem kleinen Plausch am Stand mit dem Sprachdozenten üben und testen. Wer lieber singt, kann dies im Marienplatz-Chor tun, und spontan zusammengestellte Theatergruppen bringen ihre Stücke auf die Bühne des Marienplatzes.

Erstaunliches über die Auswirkungen der Globalisierung erfahren die Teilnehmer an einem Weltverteilungsspiel, bei dem sie auf einer aufgemalten Karte Weltbevölkerung spielen können – und je nach Erdteil ihren Energie- oder Nahrungsmittelverbrauch spielerisch darstellen können. Kinder können in einem Workshop einen Trickfilm herstellen oder auf der Slackline balancieren.

Auswirkungen der Globalisierung spielen

Lernen unter freiem Himmel

„Eine Umfrage ergab, dass die Menschen gerne draußen lernen wollen“, erklärt Monika Kurz von der VHS, eine der Initiatorinnen das Konzept des „kleinen Lernfestivals“, wie sie es nennt. Angeboten werden Mitmachaktionen in den Bereichen Gesundheit, Tanz, Kultur, Spiele, Sprachen. Zwei Tage vor der Bundestagswahl können sich die Besucher am Wahlomat ausrechnen lassen, welche Partei für ihre Anliegen die richtige sein könnte. „Die Nähe zur Wahl passt besonders gut zu unserem Anliegen, denn wir wollen die Bürgerbeteiligung fördern“, sagt Cornelia Merk.

Einer der Höhepunkte wird die Taufe der hölzernen Zwei-Mann-Arche durch die Kinderbeauftrage der Stadt, Maria Haller-Kindler, sein. Das Boot wurde von behinderten und nicht behinderten Menschen in der Holzwerkstatt des Behindertenzentrums gemeinsam gebaut und ist somit ein Beispiel für gelungene Inklusion und gemeinsames Lernen durch die Realisierung eines Projekts.

Lebenslanges Lernen

Das eintägige Lernfestival auf dem Marienplatz ist die Umsetzung des Mottos des Unesco- Programms der „Learning Cities“. Es soll eine Antwort auf die großen Herausforderungen geben, vor denen Städte weltweit stehen, wenn es um soziale Fragen, um Inklusion, um kulturelle Unterschiede und die Ökologie geht.

Diese Herausforderungen sind nur mit lebenslangem Lernen und der Beteiligung der Bürger zu meistern, so die These der VHS. Sie liefert die Grundidee für das Pilotprojekt mit dem neue Kreise als Teilnehmer an am Kursprogramm gewonnen werden sollen. Auch dort werden die Lernformen laufend weiter entwickelt. „Wir wollen weg von der klassischen Seminarsituation“, sagt Cornelia Merk.

Wie die Alternativen dazu aussehen können, wird am Freitag, 22. September, 14 bis 20 Uhr, auf dem Marienplatz zu sehen sein. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Aber das Lernfestival findet auf alle Fälle statt.