David Woerner steuert Foto: Heiss

Technik nicht nur zu unterrichten, sondern erlebbar zu machen ist das Ziel der Lehrkräfte im Elektro Technologie Zentrum an der Krefelder Straße. Rund 800 Teilnehmer werden dort jährlich in Elektrotechnik, Informationstechnik und Mechatronik geschult.

Bad Cannstatt - Lichtschalter sucht man in der obersten Etage vergeblich. Wie von Geisterhand erhellen sich die Leuchtröhren an der Decke, gleichzeitig fährt die Jalousie ein Stück weit herunter. Es ist aber kein Geist, der im Elektro Technologie Zentrum (ETZ) unsichtbare Knöpfe bedient. Die Elektrik wird vielmehr über hochsensible Sensoren gesteuert, die auf Bewegungen und Sonnenlicht reagieren. Und die kann man sehen, wendet man den Blick gen Zimmerdecke.

Ganz bewusst habe man sich bei der Aufstockung des Gebäudes in der Krefelder Straße 12 dafür entschieden, weder Leitungen und Kabel noch Sensoren und Verteilerkästen hinter die Wand zu verlegen: „Wir wollen Technik nicht nur unterrichten, sondern erlebbar machen“, sagt der Geschäftsführer Jürgen Jarosch und zeigt auf die kleinen weißen Kästchen, die an der Decke montiert sind.

Haustechnik kann in den Unterricht integriert werden

Der ganze Gebäudekomplex des ETZ, zu dem neben dem Neubau auch die alte, sanierte Villa Streicher gehört, ist automatisiert und versorgt sich selbst mit Strom und Wärme. Möglich ist das durch Wärmepumpen, Wärmekörbe im Garten sowie die Photovoltaikanlage auf dem Dach und an der Front des Gebäudes an der Krefelder Straße, das im Jahr 1993 gebaut wurde und den Altbau ein paar Straßen weiter ersetzte, in dem das ETZ zuvor untergebracht war. Theoretisch können die Lehrkräfte die gesamte Haustechnik sogar in ihren Unterricht integrieren.

Rund 800 Teilnehmer werden jedes Jahr in Bad Cannstatt geschult. Die meisten besuchen Kurse zur Fort- und Weiterbildung oder Umschulung in den Bereichen Elektrotechnik, Informationstechnik und Mechatronik. Ausgebildet werden unter anderem Meister und Fachwirte verschiedener Fachbereiche sowie Klimaschutzmanager und Gebäudeenergieberater.

Lehrkräfte entwickeln Inhalte und pädagogische Konzepte

Ein Viertel der Teilnehmer sind Auszubildende, die im ETZ den überbetrieblichen Teil ihrer Ausbildung absolvieren. „Wir ergänzen die Betriebe, die gerade im Handwerk häufig recht klein sind und nicht das ganze Berufsbild abdecken können“, sagt Jarosch. Alle Kurse in dem Bildungszentrum seien äußerst praxisbezogen: „Lernen am Kunden“ nennt der Geschäftsführer das Konzept, nach dem die Dozenten vorgehen. „Wir simulieren reale Fälle. Die Auszubildenden fertigen Materiallisten an, machen Kostenkalkulationen und übernehmen die Planung.“

Die Inhalte, die gelehrt werden, werden wie die Konzepte größtenteils von den 60 Lehrkräften im Haus entwickelt, von denen die meisten Ingenieure, Pädagogen und Ökonomen sind. Unter anderem verfügt das ETZ auch über eine eigene Online-Ausbildungsplattform. Unterrichtet werden Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg, zum Teil kommen die Schüler auch aus anderen Bundesländern. Für diejenigen, die eine weite Anreise haben, gibt es in der ehemaligen Fabrikantenvilla sowie im Hauptgebäude 30 Übernachtungsplätze. Die reichen jedoch bei weitem nicht aus, sagt der Geschäftsführer. Nicht nur, aber auch aus diesem Grund werde das sogenannte Blendid Learning zunehmend wichtiger. Beim onlinegestützten Lernen werden Präsenzphasen im ETZ kombiniert mit Onlinetrainings in virtuellen Klassenzimmern mit tutorieller Betreuung.