Einmütig: Fritz Kuhn, Winfried Hermann, Roland Pofalla und Manfred Leger (v.l.) Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Projektpartner bei Stuttgart 21 haben über das umstrittene Millliardenprojekt hinaus Verbesserungen im Nahverkehr ins Auge gefasst. So wollen sie sich dafür einsetzen, dass die Wendlinger Kurve verbessert wird und prüfen Pläne für den Erhalt der Gäubahntrasse.

Stuttgart - Die Projektpartner von Stuttgart 21 sind sich einig, dass sie über den vereinbarten Rahmen des umstrittenen Milliardenvorhabens hinaus Möglichkeiten zur Verbesserung des Nahverkehrs im Großraum prüfen wollen. So soll zügig geklärt werden, ob die sogenannte Wendlinger Kurve, über die der Zugverkehr Richtung Tübingen abgewickelt wird, doch schon parallel zu dem Großprojekt umfangreicher ausgebaut werden könnte, um an der Stelle die Kapazität zu erhöhen. Auch verschiedene Varianten zum Erhalt der Gäubahn in Stuttgart bleiben auf der Tagesordnung.

Die Stimmung war ausgezeichnet, als sich Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) und Regionaldirektorin Nicola Schelling nach der Sitzung des Lenkungskreises am Freitag erstmals mit dem neuen DB-Infrastrukturvorstand und früheren Kanzleramtschef Roland Pofalla zum Stand der Dinge bei Stuttgart 21 äußerten. Alle lobten die konstruktiven Gespräche.

Zwei Jahre hinter dem Zeitplan her

Man gehe weiter von Kosten zwischen 6,3 und 6,7 Milliarden Euro aus, sagte Winfried Hermann. Von den zwei Jahren, die das Projekt hinter dem Zeitplan herhinkt, will man ein Jahr wettmachen, vielleicht sogar mehr. Und die Tunnelbauer hätten schon 75 Prozent der schwierigen Bereiche im Stuttgarter Untergrund mit Anhydrit-Vorkommen hinter sich, „ohne nennenswerte Probleme“, so Hermann. Manfred Leger, der Geschäftsführer der Projektgesellschaft, präzisierte: Im Feuerbacher Tunnel habe es an einer Stelle eine wieder abgeklungene Hebung des Grundes von 13 Millimetern gegeben.

Die seit Langem diskutierte Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, den Anschluss der neuen Schnellbahntrasse nach Ulm an die Strecke Plochingen-Tübingen in Wendelingen zweigleisig und kreuzungsfrei zu bauen, wollen die Projektpartner bald beantworten und klären, ob und wie dies zu finanzieren wäre. 70 bis 80 Millionen Euro wären nötig, so Verkehrsminister Hermann. Die Projektpartner sind für eine zügige Realisierung.

Was wird aus der Panoramastrecke?

Auch die Sicherung der Stuttgarter Panoramastrecke der Gäubahn für den Schienennahverkehr soll weiter geprüft werden. Zunächst könnte diese nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 einfach bis zum Nordbahnhof im Westen weiterbetrieben werden, um dann längerfristig eine Verbindung nach Feuerbach oder Bad Cannstatt herzustellen. Schon die Weiterführung der Schienenverbindung, die ja heute im Eigentum der Stadt ist, bis zum Eckardshaldenweg oder zur Löwentorbrücke würde einen zusätzlichen Nahverkehrsanschluss schaffen.

Oberbürgermeister Kuhn will „innerhalb dieses Jahres“ wissen, wann Stuttgart 21 fertig wird, „ob 2022, 2023 oder wann auch immer“. Man habe schließlich in der Stadt „Anschlussprojekte“ wie die Oper oder die Internationale Bauausstellung, für die der Termin elementar sei. Roland Pofalla sagte zu, „in den nächsten zwölf Monaten“ den Termin für die Inbetriebnahme zu nennen. Pofalla relativierte bei seinem Auftritt die Bedeutung von Stuttgart 21 für die Bahn. Es sei eines der zehn größten Projekte des Konzerns, aber nicht das größte. Dies sei die Verbindung München-Berlin mit Kosten von zehn Milliarden Euro. Das gesamte aktuelle Bauvolumen betrage 95 Milliarden Euro.