Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). (Archivfoto) Foto: dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bechlossen, den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent zu belassen. Noch im März will die EZB Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Umfang von monatlich 60 Milliarden Euro zu kaufen.

Nikosia/Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) legt im Kampf gegen sinkende Preise vorerst nicht nochmals nach. Der EZB-Rat beschloss bei einer Sitzung in Zyperns Hauptstadt Nikosia, den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent zu belassen, wie die Notenbank mitteilte.

Auch andere zusätzliche Maßnahmen gegen den Preisrückgang im Euroraum halten Experten für unwahrscheinlich. Im Februar lag die jährliche Inflationsrate bei minus 0,3 Prozent nach minus 0,6 Prozent im Januar. Damit bleibt die Rate immer noch weit vom Zielwert der Notenbank "nahe, aber unter 2 Prozent" entfernt.

Die EZB hatte gerade erst auf ihrer Januar-Sitzung einen historischen Schritt angekündigt: Noch in diesem Monat will sie damit beginnen, Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Umfang von monatlich 60 Milliarden Euro zu kaufen. Das soll helfen, die Wachstumsflaute zu bekämpfen und die Inflation nach oben zu treiben. Die Währungshüter wollen ein Abrutschen in die Deflation vermeiden - also auf breiter Front sinkende Preise. Denn das könnte die Konjunktur abwürgen.

EZB-Präsident Mario Draghi dürfte am Nachmittag weitere Details zu dem mehr als eine Billion Euro schweren Programm bekanntgeben.

Geldschwemme soll Inflation erhöhen

Mit Spannung wird zudem erwartet, wie Draghi die EZB-Wirtschaftsprognosen anpassen wird. Für 2015 rechnen Ökonomen damit, dass die Notenbank ihre Wachstumsaussichten nach oben, ihre Inflationserwartung aber noch mal deutlich nach unten korrigieren wird. Denn in der jüngsten Prognose vom Dezember war der Sturzflug der Ölpreise noch nicht vollständig erfasst. Die Commerzbank rechnet damit, dass die bisherige Inflationserwartung von 0,7 Prozent auf minus 0,1 Prozent zurückgenommen wird. Die Wachstumsprognose dürfte wegen des billigen Öls und des schwachen Euro von 1,0 auf 1,3 Prozent angehoben werden.

Vor dem Hintergrund des Anleihekaufprogramms könnte die EZB den Inflationsausblick in den Folgejahren aber nach oben korrigieren. Denn Ziel der Geldflut ist es, den Preisauftrieb zu beschleunigen. Erstmals blickt die EZB bei ihren Prognosen bis ins Jahr 2017.

Zudem dürfte der EZB-Rat in Nikosia den Umgang mit Forderungen der griechischen Regierung besprechen. Athen hatte angekündigt, mit der Zentralbank über die Rückzahlung demnächst auslaufender Anleihen verhandeln zu wollen.

Zudem geht es um die Frage, ob griechische Banken als Pfand für Zentralbankgeld wieder Anleihen ihres Landes hinterlegen dürfen. Draghi hatte kürzlich gesagt, dass dafür ein erfolgreicher Abschluss des laufenden Hilfsprogramms sichergestellt sein müsse. Daher rechnen Experten noch nicht mit diesem Schritt.

Nach dem politischen Kurswechsel in Athen hatte die Notenbank zum 11. Februar die Annahme der Staatspapiere auf Eis gelegt. Zur Begründung hieß es seinerzeit: "Die Entscheidung des EZB-Rats beruht auf der Tatsache, dass derzeit nicht von einem erfolgreichen Abschluss der Überprüfung des Anpassungsprogramms ausgegangen werden kann."