Elektroautos brauchen viel Strom, nicht alle Leitungen reichen dafür. Foto: dpa

In diesem Jahr sollen unter anderem auf der Gänsheide stärkere Leitungen verlegt werden. Bauherren werden von den Netzbetreibern ganz konkret nach eventuellen Plänen für Ladesäulen gefragt.

S-Ost - Die weiter zunehmende Zahl von Elektroautos auch in Stuttgart ist eine Herausforderung für das Stromnetz in der Landeshauptstadt. Wenn sich in den kommenden Jahren immer mehr Stuttgarter ein Elektroauto kaufen, werden sie auch für entsprechende Ladestationen in ihren eigenen Garagen oder auch in den Tiefgaragen von Mehrfamilienhäusern sorgen. Vor allem sogenannte Schnellladesäulen mit bis zu 43 Kilowatt ziehen so viel Strom aus dem Netz, dass die vorhandenen Stromleitungen nicht überall ausreichen und deswegen aufgerüstet werden müssen. Im Hinblick auf diese erwartete Entwicklung verlegen die hiesigen Netzbetreiber Netze BW und die Stuttgart Netze in diesem Jahr unter anderem im Stuttgarter Osten neue Leitungen, um mögliche Engpässe zu verhindern.

Elf geplante Baustellen

Die Betreiber der Stuttgarter Strom-, Gas- und Wassernetze investieren jedes Jahr zweistellige Millionenbeträge, um pro Jahr etwa ein Prozent der viele tausend Kilometer langen Leitungs- und Kanalnetze in der Stadt zu sanieren oder zu erneuern. Im Stuttgarter Osten sollen in diesem Jahr gleich an elf Stellen Stromleitungen erneuert werden – zum einen, weil manche von ihnen mehr als 60 Jahre alt sind und es einfach Zeit dafür wird, zum anderen aber auch im Vorgriff auf den erwarteten Boom bei der Elektromobilität mit dem entsprechend höheren Bedarf an Ladesäulen.

Der Stuttgarter Planungsteamleiter der beiden Netzbetreiber, Gunther Stoltz, hat jetzt im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost die geplanten Baumaßnahmen vorgestellt und auf die Problematik hingewiesen. So sollen beispielsweise an der Wagenburgstraße im Bereich des Wagenburg-Gymnasiums im Hinblick auf die E-Mobilität stärkere Stromkabel verlegt werden, eine ähnliche Aufrüstung ist in der Gänsheidestraße etwa vom Bubenbad bis hinauf zur sogenannten Spinne, also der Kreuzung mit der Planckstraße, geplant.

Schnellladesäulen ziehen viel Strom

Wo es möglich ist, werden die Leitungsarbeiten mit ohnehin geplanten Straßenbauarbeiten verbunden, um die unvermeidlichen Beeinträchtigungen für die Anwohner und die Verkehrsteilnehmer so gering wie möglich zu halten. So ist für dieses Jahr die Umgestaltung der Straße Staibenäcker – einer in die Schwarenbergstraße einmündenden Sackgasse im Stadtteil Ostheim geplant. Dies ist eine seit Längerem geplante Maßnahme im Rahmen der Stadtentwicklungspauschale (Step). Mit den Bauarbeiten soll voraussichtlich Ende Mai begonnen werden. Bevor die Straße einen neuen Belag bekommt, werden die unter der Straße liegenden Stromkabel erneuert. Und vorher wird versucht, den künftigen Strombedarf in dem Bereich realistisch einzuschätzen, damit nicht wenige Monate nach der Erneuerung der Straße schon wieder aufgerissen wird.

Gunther Stoltz: „Im Zuge der Elektromobilität könnte es passieren, dass ein Anwohner in seiner Tiefgarage mehrere Lademöglichkeiten für Elektro-Fahrzeuge installieren will. Dafür reichen aber die Leitungen nicht, schlimmstenfalls müsste die Straße dann wieder aufgerissen werden.“ Sind in einem Bereich gleich mehrere Schnellladesäulen geplant, die beispielsweise einen großen Tesla in kürzester Zeit laden sollen, müsste dafür sogar eine eigene kleine Umspannstation eingerichtet werden. Die Bauherren von Neubauten im Stadtgebiet werden von den Netzbetreibern laut Stoltz inzwischen explizit nach ihren Anforderungen im Bereich Elektromobilität gefragt, um frühzeitig die entsprechenden Kapazitäten schaffen zu können. „Die sind da aber eher zurückhaltend, weil sie auch dafür bezahlen müssten“, sagt Stoltz. „Und wenn der Kunde nichts anmeldet, wird auch nichts verlegt.“ Das Thema wird die Netzbetreiber in den kommenden Jahren noch intensiv beschäftigen.