Acht Jahre lang hat Alexander Ludwig in Leinfelden-Echterdingen gewirkt. Nun ist er sein eigener Chef und hat eine Mitarbeiterin. Foto: Archiv Natalie Kanter

Ex-Bürgermeister Alexander Ludwig hat sich selbstständig gemacht. Er berät Städte und Gemeinden.

Leinfelden-Echterdingen - Alexander Ludwig wäre gerne noch etwas in Leinfelden-Echterdingen geblieben. Wäre es nach ihm gegangen, würde er, und eben nicht sein Nachfolger Carl-Gustav Kalbfell, weiter Verantwortung für die Kultur, das Soziale, die Schulen, die Vereine und die öffentliche Sicherheit der Großen Kreisstadt tragen. Sein Weggang war – zumindest für ihn – ungewollt. Ein starkes Jahr später sagt der Ex-Bürgermeister erneut: „Es waren tolle acht Jahre.“ Er sagt aber auch: „In jeder Krise steckt eine Chance.“

Ludwig meint das ganz wörtlich. Er hat die viele freie Zeit, die er nach seiner Abwahl im Mai vergangenen Jahres hatte, genutzt, sich selbstständig zu machen. Er berät Städte und Gemeinden in Personaldingen. Er gibt Tipps, wie Kommunen ihre Organisationsstruktur besser aufstellen können. Ähnliche Aufgaben hatte er bereits vor seiner Zeit in Leinfelden-Echterdingen bei der Stadt Ludwigsburg inne.

Zur Erinnerung: Die Mehrheit des Gemeinderates von Leinfelden-Echterdingen hatte sich bei der Wahl des Beigeordneten gegen Ludwig und für Kalbfell entschieden. Insbesondere die CDU-Fraktion hatte einen Wechsel angestrebt. Die jetzige Fraktionsvorsitzende Ilona Koch hatte den grünen Bürgermeister für „unwählbar“ erklärt – und sich auf die Suche nach einem Bewerber und einer Mehrheit für einen Wechsel begeben. Sie wurde zwar fündig, konnte ihren Favoriten aber nicht durchsetzen. Stattdessen stiegen in den Vorstellungsrunden bei den Fraktionen die Chancen des Regierungsdirektors Kalbfell. Der promovierte Jurist arbeitete bis zu seiner Wahl im baden-württembergischen Sozialministerium und war als stellvertretender Leiter des Referats Politik für Menschen mit Behinderung tätig. Der 39-Jährige stammt aus Reutlingen, ist ein Liberaler und hat drei Kinder.

Zurück zu Ludwig: Der ehemalige Dezernatsleiter hat sich ein Büro in Weissach im Tal – im Haus seiner Familie eingerichtet. Für Frau und Kinder hat er nun etwas mehr Zeit. Die Wochenenden und viele Abende sind frei von Arbeit. Doch auch als Selbstständiger ist er viel unterwegs.

Der fast 53-Jährige betreut Kunden in Baden-Württemberg, in Hessen und in Bayern. Was bedeutet, dass er teilweise auch mehrere Tage nicht nach Hause kommt. Wie das Geschäft läuft? Er sagt: „Ich bin zufrieden. Und gut beschäftigt.“ Darunter leide auch schon wieder die Pflege seiner 40 Obst- und Nussbäume, die in Weissach im Tal auf einer Wiese wachsen.

Im Januar hat er eine Mitarbeiterin eingestellt – die auch von zu Hause aus arbeitet. Die Zusammenarbeit mit ihr klappe prima, auch wenn sie ein paar Ortschaften weiter weg wohne. Die meisten seiner Aufträge bekommt Ludwig von einer Agentur, die sich auf die Beratung von Kommunen spezialisiert hat. „Deshalb muss ich kaum selbst Akquise betreiben“, erklärt er.