Der Ire Gabriel Prunty bringt den Flüchtlingen Englisch bei. Foto: Natalie Kanter

Gabriel Prunty bessert auf dem Renault-Gelände in Echterdingen die Englischkenntnisse von Flüchtlingen auf. Und das zum Nulltarif.

Echterdingen - Über Gabriel Prunty lässt sich einiges sagen. Dass er leidenschaftlich gern Englisch spricht. Dass er für seine Arbeit brennt. Und dass er ein ulkiger Vogel ist. Und so unterrichtet der Business-English-Coach aus Leinfelden-Echterdingen auch – mit viel Humor. In seinen Kursen bleibt kein Auge trocken und kein Mundwinkel hängen.

„We train your brain to think in English“, das ist der Leitspruch seines Unternehmens an der Echterdinger Humboldt-straße. Der 53-Jährige bringt seine Schüler spielerisch dazu, dass sie sich in jeder beruflichen Situation gut und selbstbewusst ausdrücken können. Weil das Gehirn auf die englische Sprache umgeschaltet hat. „Wer ständig versucht zu übersetzen, der blockiert sich selbst“, sagt Prunty.

Er schenkt seine Freizeit und sein Wissen

Die Kurse seines Teams sind hochwertig und normalerweise nicht kostenlos zu haben. Einmal im Monat aber packt der Coach gemeinsam mit seinem Bruder Paul und anderen Muttersprachlern – wie der Amerikanerin Kacy Crystal-Spörer – sein Wissen über effektive Lernmethoden ein und auf dem Echterdinger Renault-Gelände wieder aus. Flüchtlinge aus dem Stadtgebiet mit unterschiedlichem Sprachniveau sitzen ihm dann zwei Stunden lang gegenüber.

Für diesen Kurs verlangt Gabriel Prunty keinen Cent. Der gebürtige Ire opfert vielmehr ein Stück Freizeit, um Menschen, die in Deutschland neu durchstarten wollen, verhandlungssicheres Englisch beizubringen. Flüchtlinge erhalten die Möglichkeit, ihren Wortschatz zu erweitern, ihre Grammatikkenntnisse aufzufrischen und ihren Sprachfluss zu verbessern.

Diesmal hat der Trainer zum Warmwerden ein Spiel mitgebracht. Jeder Teilnehmer enthält eine Handvoll Karten mit englischen Vokabeln darauf. Einer erklärt die Bedeutung des Wortes mit ganz einfachen Sätzen – damit jeder mitkommt. Die anderen müssen erraten, welcher Begriff oder welches Verb gesucht wird. Gabriel Prunty gibt das Tempo vor. Er korrigiert, wenn es nötig ist und freut sich wie ein Kind, wenn das Rätsel gelöst ist. Untermalt wird jeder Treffer lautstark. Dazu bringt er einen grünen Spielball zum Quietschen.

Verhandlungssicheres Englisch

Gabriel Prunty könnte in dieser Zeit auch Sport treiben, Freunde treffen oder einfach nichts tun. Er hat sich aber entschieden, Flüchtlingen aus Afghanistan und aus Syrien Englisch beizubringen. Warum? „In allen Stellenanzeigen ist von verhandlungssicherem Englisch die Rede“, sagt er. Auch wer an einer deutschen Universität studieren oder einen Doktor machen will, muss über gute Englischkenntnisse verfügen. Der Arbeitskreis Asyl L.-E. hatte den Business-English-Coach angesprochen, ob er nicht helfen will. Und bei ihm offene Türen eingerannt.

Der Mann, der selbst vor 30 Jahren in Deutschland ganz neu angefangen hat, will etwas zurückgeben. „Das ist nur anständig“, sagt er. Er ist in Dublin aufgewachsen und in den 1980er Jahren ausgewandert. „Weil ich ein Freigeist bin“, begründet Gabriel Prunty seine damalige Entscheidung. Er wollte die Welt sehen. Kein Wort Deutsch habe er gesprochen, als er nach Deutschland kam. Er habe also eine gewisse Ahnung davon, was es bedeutet mit einer Sprache zu kämpfen. „Man kann in Deutschland viel erreichen, wenn man fleißig ist“, sagt Gabriel Prunty heute rückblickend.