Vereine, Organisationen und auch das Musikschul-Team Leinfelden-Echterdingen sind die Mithilfe ehrenamtlicher Kräfte angewiesen. Foto: Archiv Norbert J. Leven

Die Stadt und städtische Einrichtungen beklagen einen Rückgang des bürgerschaftlichen Engagements. OB Roland Klenk will Ehrenamtliche an den runden Tisch holen.

Leinfelden-Echterdingen - Roland Klenk will Vereine und andere ehrenamtliche Organisationen stützen, wo es nur geht. Das hat der Oberbürgermeister im Wahlkampf den Bürgern von Leinfelden-Echterdingen versprochen. Wenige Tage nach seiner Wiederwahl lässt der Rathauschef nun wissen, dass diesen Worten auch Taten folgen sollen. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates hat er angekündigt, alle Ehrenamtlichen der Großen Kreisstadt an einen runden Tisch holen zu wollen, um zu klären, wo der Schuh drückt.

Denn immer mehr Bürgern fehlt schlichtweg die Zeit, weitere Aufgaben neben Job und Familie auszuüben. Welche Folgen dies für Vereine und Organisationen haben kann, hat sich bei der Echterdinger Jugendfarm gezeigt. Der Kinder- und Jugendeinrichtung droht das Aus, wenn bei der Mitgliederversammlung im kommenden Jahr niemand für den Vorstand des Vereins kandieren wird. Der aktuell amtierende Vorstand steht für eine weitere Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung. Mittlerweile gibt es aber Interessenten für das Amt.

Keine Zeit für zusätzliche Aufgaben

Ein anderes Beispiel ist die städtische Musikschule. Auch diese Schule beklagt einen Rückgang des ehrenamtlichen Engagements. „Das Interesse der Eltern endet häufig dort, wo sie ihr Kind im wohn- oder schulnahen Umfeld möglichst kostengünstig und ohne weitere Komplikationen musikalisch betreut wissen. Zeit für zusätzliche Aufgaben bleibt selten“, heißt es in einem Papier, mit dem sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschäftigt hat. Die Entwicklung hat sich laut Christine Weiler, der Leiterin der Musikschule, im Verlauf der vergangenen 20 Jahren angebahnt. So schlimm wie die Echterdinger Jugendfarm habe es die Musikschule bisher aber nicht getroffen. Was daran liege, dass eine Frau 25 Jahre lang bereit war, den Vorsitz der Eltern- und Schülervertretung der Musikschule zu übernehmen.

Die städtische Einrichtung hat nun das Statut des ehrenamtlichen Gremiums überarbeitet. Es wird nun nicht mehr jährlich, sondern nur noch alle zwei Jahre gewählt. Christine Weiler sagt dazu: „Davon erhoffen wir uns etwas mehr Stabilität.“ Zudem wurde die Mindestanzahl der Ehrenamtlichen verringert. Der Gemeinderat gab dafür einhellig grünes Licht.

Zum Hintergrund: Die Eltern- und Schülervertretung der Musikschule wirkt bei der inhaltlichen Entwicklung der Einrichtung mit. Das Gremium wird in Finanzdingen befragt – beispielsweise, wenn eine Anpassung der Entgelte notwendig ist. Die Ehrenamtlichen haben auch die Aufgabe zwischen den Familien und der Musikschule zu vermitteln. Und sie sorgen nicht zuletzt bei den Festen der Musikschule für Kaffee und Kuchen.

OB Klenk will präventiv vorgehen

„Der Anlass ist ein trauriger“, sagte Oberbürgermeister Roland Klenk in der Gemeinderatssitzung. Die Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft einzusetzen, gehe allgemein zurück. In Richtung der Stadträte sagte er: „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir präventiv etwas dagegen tun können.“ Er habe zwar derzeit auch keine schnelle Lösung parat. „Wir sollten aber zumindest den Versuch wagen, hier ein bisschen gegenzusteuern.“

Stadträte unterschiedlicher Couleur stießen ins gleiche Horn. „Immer weniger Eltern sind bereit, mitzuarbeiten“, sagte Claudia Moosmann (Freunde der Filderpiraten). „Alle spüren einen Rückgang des Ehrenamtes“, erklärte Barbara Sinner-Bartels (SPD). „Die Leute engagieren sich nur noch punktuell. Wir brauchen aber ein Ehrenamt, das auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.“ Auch Wolfgang Haug (FDP) bestätigte: „Das Ehrenamt ist brüchig geworden.“