Mit Trauerkarten machen Judith Wolf und Martin Wach derzeit auf absichtlich makabere Weise auf die Not aufmerksam. Foto: Fatma Tetik

Die Trauerkarten sind schon gedruckt: Der Jugendfarm in Echterdingen droht das Aus. Wenn bald nichts geschieht, um dies zu verhindern. Einen Vorgeschmack auf das Aus gibt es schon nächste Woche...

Echterdingen - Die Sonne strahlt, ein Mädchen führt ein Pferd auf die Koppel, fröhlich und unbeschwert rennen Kinder über den Hof, andere werkeln oder unterhalten sich einfach nur. All dies könnte bald der Vergangenheit angehören, denn über der Jugendfarm Echterdingen ziehen dunkle Wolken auf. Die beliebte Farm, die vor 34 Jahren auf Initiative von Eltern gegründet worden ist, steht vor dem Aus.

Grund dafür sind die anstehenden Wahlen für den Vereinsvorstand im nächsten Jahr. Der aktuell amtierende Vorstand steht für eine weitere Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung. Judith Wolf ist bereits seit zehn Jahren Vorsitzende des Jugendfarm-Vereins. Mit ihr hören auch die zweite Vorsitzende Susann Hahn und der Kassenwart Martin Wach auf; beide engagieren sich seit drei, vier Jahren ehrenamtlich. Alle drei nennen berufliche und familiäre Gründe für den Entschluss.

Es fehlt an Kandidaten für den Vorstand

Die Amtsperiode des auf zwei Jahre gewählten Vorstands endet 2018. Sollte bei der Mitgliederversammlung im neuen Jahr niemand für den Vorstand kandidieren, müsste der Verein aufgelöst und die Farm folglich geschlossen werden. Gegenüber dieser Zeitung schildern Judith Wolf und Martin Wach die dramatische Situation, in der der Jugendfarm-Verein steckt. „Wir finden keine Interessenten für einen neuen Vorstand“, sagt Wolf. Um einer Schließung vorzubeugen, sei man frühzeitig und gezielt mit Vereinsmitgliedern und Eltern der Farmkinder in Kontakt getreten und habe intensive Gespräche geführt. „Leider hat das zu keinem positiven Ergebnis geführt“, sagt Wach. Die Menschen scheuten sich grundsätzlich davor, personelle und finanzielle Verantwortung zu übernehmen, und führten Zeit- und Erfahrungsmangel als Gründe vor.

Der Sachverhalt ist der Stadt und dem Stadtjugendring bekannt, denn neben dem offenen Bereich bietet die Jugendfarm vielfältige Kooperationen mit Schulen in Leinfelden-Echterdingen sowie die Schulkind- und Ferienbetreuung an. „Wir haben eine kontinuierlich steigende Kinderzahl in der Jugendfarm“, berichtet Judith Wolf.

Dramatischer Appell auf der Facebook-Seite

„Die Jugendfarm ist ein wertvoller und unverzichtbarer Bestandteil der Angebote für Kinder und Jugendliche in Echterdingen und in der gesamten Stadt Leinfelden-Echterdingen“, sagt der Geschäftsführer des Stadtjugendrings (SJR), Frank Stüber. Die Jugendfarm ist eine Mitgliedsorganisation im Stadtjugendring. „Durch die zusätzlichen Bereiche neben dem offenen Betrieb ist der gesamte Aufgabenbereich auf der Jugendfarm über die Jahre hinweg immens gestiegen. Das ist ein Riesenpaket für das Ehrenamt“, sagt Stüber. Daher sei es schwierig, Ehrenamtliche zu finden, die sich einbringen möchten oder können.

Um Eltern und Mitglieder über die Notlage und die drohende Schließung der Farm zu informieren, hat der Vorstand einen dramatischen Appell auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. In Kooperation mit Oberbürgermeister Roland Klenk und der Stadtverwaltung ist zudem ein Brandbrief aufgesetzt worden, der an sämtliche Schulen verschickt worden ist. Gemeinsam will man sich nun bemühen, neue Aktive für einen künftigen Jugendfarm-Vorstand zu finden. Der Stadtjugendring unterstützt die Initiative. Kinder, die die Jugendfarm besuchen, erhalten neben dem Brief auch eine Karte für ihre Eltern. Diese ist einer Traueranzeige nachempfunden und soll auf durchaus makabre Weise den schleichenden Tod der Farm symbolisieren. Das Letzte, was sie wollten, sei, dass die Jugendfarm geschlossen werden müsse, sagen Judith Wolf und Martin Wach.

Farm-Vorstand will alle wachrütteln

Einen kleinen Vorgeschmack auf eine künftige Freizeitgestaltung ohne Jugendfarm gibt es bereits in der nächsten Woche: Der offene Bereich der Farm bleibt in der Zeit vom 24. bis 28. Oktober geschlossen. Die Schulkindbetreuung und die Schulkooperationen finden in dieser Woche hingegen statt. Sie wollen mit dieser Aktion alle wachrütteln und zeigen, was den Kindern und Jugendlichen künftig fehlen würde, erklärt das Vorstandsteam.

Mitmachen:

Wer sich im Vorstand der Jugendfarm Echterdingen engagieren möchte oder Fragen zur Arbeit hat, kann sich beim Vorstand der Farm melden. Die E-Mail-Adresse lautet vorstand@jufa-le.de.