Ein Baggerfahrer räumt derzeit das ehemalige Georgii-Kobold-Areal in Unteraichen frei. Die Daimler AG will in Nachbarschaft eines Hochhauses Büroflächen schaffen. Foto: Natalie Kanter

Anwohner des Georgii-Kobold-Areals fordern Information zum Bauvorhaben der Daimler AG in Leinfelden-Unteraichen ein. Das Unternehmen gibt sich dazu allerdings weiterhin bedeckt. Die Anwohner nennen ganz konkrete Ängste.

Leinfelden - Es quietscht, rumpelt und scheppert: Bauarbeiter verrichten am Unteraichener Fasanenweg lautstark ihr Werk. Ein Bagger schiebt wenige Meter vom Stadtbahnhalt „Leinfelden Frank“ einen Container über das ehemalige Georgii-Kobold-Areal. Ein Radlader drückt seine Schaufel durch das Erdreich. Lastwagenfahrer schütten geräuschvoll neue Erde auf das Gelände, das einer Mondlandschaft gleicht. Es wird zurückgebaut, denn es soll plan übergeben werden.

Wie bereits berichtet, hat die Daimler AG den mehr als 20 000 Quadratmeter großen Grund und Boden gekauft. Die Firma will dort ein Bürogebäude errichten. Zu den Details des Bauvorhabens hat sich das Unternehmen bisher nicht öffentlich geäußert. Auch eine neue Anfrage unserer Zeitung ändert daran nichts. „Die Planungen für Leinfelden laufen noch“, sagt Silke Walters, Pressesprecherin der Daimler AG. Es gebe zwar Ideen, aber noch keine konkreten oder gar genehmigten Baupläne. Sie verrät aber immerhin, dass die Firma an den Standorten Vaihingen und Leinfelden-Unteraichen insgesamt mehr als 5000 Mitarbeiter unterbringen will.

In Vaihingen soll der Bau demnächst starten

Auf dem Gelände am Vaihinger Wallgraben soll laut Walters demnächst der Bau starten. Das Unternehmen plant, auf dem früheren Areal des Buchgroßhändlers Koch, Neff & Volckmar GmbH Platz für bis zu 4200 Mitarbeiter zu schaffen. Demnach würden dann am Standort Unteraichen künftig bis zu 1000 Menschen arbeiten. Dazu sagt Walters: Wie viele Mitarbeiter es am Fasanenweg tatsächlich einmal sein werden, könne man heute noch nicht sagen.

Auch die städtische Baubürgermeisterin Eva Noller gibt sich bei diesem Thema zugeknöpft. Eine Delegation des Unternehmens habe zwar die Verwaltungsspitze darüber informiert, dass man auf dem Gelände bauen wolle. „Wir haben aber keine genauen Daten“, sagt sie unserer Zeitung. Aus Kreisen des Gemeinderates heißt es: „Wir kennen keine Pläne – nichts.“

„Wie viele Arbeitsplätze es sein werden, welche Sparte – das alles wissen wir nicht“, hatte Noller auch am Rande der jüngsten Gemeinderatssitzung gesagt. Der Anlass: Anwohner des benachbarten Hochhauses sind in Sorge. Ein Mann nutzte die Bürgerfragestunde des Gemeinderates, um sehr viele Denkanstöße zu geben: „Was ist dort genau geplant? Wie soll dort gebaut werden? Muss das Grundwasser dafür abgesenkt werden?“, wollte er wissen.

Angst um benachbartes Hochhaus

Der Mann befürchtet, dass das Hochhaus in der Mitte absacken könnte und Risse entstehen könnten. Und sagte: „Wir brauchen weitere Information.“ Auch um möglicherweise ein Beweissicherungsverfahren einzuleiten. Er wollte auch wissen, ob auf dem Gelände mit Altlasten gerechnet werden muss.

Weil vermutlich viele der Daimler-Mitarbeiter mit der Stadtbahn zu ihrem Arbeitsplatz fahren werden, fragen sich die Anwohner auch, wie mit dem zusätzlichen „Fahrzeugverkehr“, umgegangen wird. Bereits jetzt seien die Züge voll. Die Stadtbahn fährt dort alle 20 Minuten ab.

Diesen Takt auf einen Zehn-Minuten-Takt zu verkürzen, gehe nicht mehr, informierte die Baubürgermeisterin in der Sitzung. „Die Stadt hätte 200 000 Euro pro Jahr zuschießen müssen“, ergänzte Oberbürgermeister Roland Klenk. Der Gemeinderat hat sich dagegen entschieden. Die SSB haben laut Noller die Kapazitätslücken anders gefüllt. Sie haben sie für die Verlängerung der U 12 nach Dürrlewang genutzt.

„Eine Möglichkeit der Entspannung gebe es“, regte OB Klenk an. „Die SSB könnten längere Züge einsetzen.“ Lange Züge sollen auch am geplanten Halt an der Leinfeldener Markomannenstraße eingesetzt werden. „Hier sind wir in konkreten Gesprächen mit den SSB“, so Noller.