Die Karlsruher Straße ist ein beliebter Gratis-Parkplatz. Bei den Anwohnern löst dies Empörung aus. Unlängst ist sogar ein Protest-Flugblatt aufgetaucht. Foto: Sabrina Höbel

Falschparker, auswärtige Kennzeichen und insgesamt zu wenige Stellplätze sind ein altbekanntes Thema in Leinfelden-Echterdingen. Laut Ordnungsamt wollen sich viele Autofahrer in den Seitenstraßen die Parkgebühr sparen.

Leinfelden-Echterdingen - Es ist eine bunte Mischung an Nummernschildern. Autos aus Ulm, Offenbach, Erlangen, Freudenstadt, sogar aus Italien und Spanien stehen an der Karlsruher Straße in Echterdingen. Das Kennzeichen des Landkreises Esslingen – das Fahrzeuge aus Leinfelden-Echterdingen haben – ist indes selten vertreten. Unlängst wurden Flugblätter in die Briefkästen der Bewohner geworfen mit dem Aufruf, „sämtliche Parker mit fremden Kennzeichen dem Ordnungsamt zu melden“.

Dass Parkplätze in Echterdingen rar sind, ist ein altbekanntes Problem. „Viele Leute wollen sich die Parkgebühren an Flughafen und Messe sparen“, sagt Gerd Maier, der Leiter des Ordnungsamtes Leinfelden-Echterdingen. Deshalb weichen einige in Straßen aus, wo parken nichts kostet. Hinzu komme, das viele Gewerbebetriebe in jenem Gebiet beheimatet sind, deren Beschäftigte mit dem Auto kommen. „Dasselbe Thema haben wir auch in Leinfelden und Oberaichen“, so Maier.

Besonders die Karlsruher Straße, die nur rund 500 Meter vom S-Bahnhof Echterdingen entfernt liegt, sei von dem Parkproblem betroffen. „Die Straße ist immer voller Autos, man findet selten einen Platz“, sagt ein Anlieger zu dem Thema.

Für Anwohner gibt es eine Sondergenehmigung

Anwohner haben keinen Anspruch auf einen Stellplatz an der Karlsruher Straße. Sie können das Auto in Tiefgaragen stellen, und es gibt eine Ausnahmegenehmigung. Diese erlaubt es, an der Straße zu parken. „Die Genehmigung kann man kostenlos beantragen und ist dann praktisch Dauerparker“, erklärt Maier. Mit Parkscheibe darf jeder zehn Stunden in den Parkbuchten und am Straßenrand stehen.

Stundenlang kostenlos parken, das reizt auch viele Sparparker von außerhalb. Einen Unbekannten, der mutmaßlich an der Karlsruher Straße wohnt, haben die fremden Kennzeichen offenbar so erbost, dass er ein Flugblatt in die Briefkästen seiner Nachbarn warf. „Seit geraumer Zeit parken sehr viele fremde Fahrzeuge in Ihrer Straße“, beginnt das Schreiben. Der Verfasser des Flyers verdächtigt Shuttleservices, dass sie Fahrzeuge von Urlaubern an der Straße abstellen. Denen müsse „die betrügerische Machenschaft entzogen werden“. Deshalb sollen alle Fahrzeuge mit fremden Kennzeichen dem Ordnungsamt gemeldet werden, fordert der Verfasser.

Auch Harald Amelung fand den ominösen Zettel ohne Absender in seinem Briefkasten und hat ein Foto davon per Kurznachrichtendienst Twitter gepostet. Die Stadträtin Sabine Onayli teilte den Aufruf auf dem Portal, allerdings nicht zur Unterstützung, sondern aus Empörung: „Ich finde es seltsam, wenn man solche Zettel verteilt und dann auch noch anonym.“ Onayli sei das Parkraumproblem in Echterdingen bekannt, sie sieht eine Lösung im Dialog mit Stadt und Flughafen.

20 bis 30 Strafzettel am Tag

Amelung, der das gefundene Flugblatt im Internet veröffentlicht hat, kann das Problem des anonymen Schreibers nicht nachvollziehen. „Mich stören viel mehr die ganzen Falschparker, die oft in der Zufahrt zur Straße stehen“, sagt der Anlieger. Er hat jedenfalls nicht beim Ordnungsamt angerufen. Einem anderen Anwohner sind die Falschparker ebenfalls schon aufgefallen: „Ich sehe jeden Tag 20 bis 30 Strafzettel, die Stadt hat hier eine gute Einnahmequelle gefunden.“ Lediglich zwei Hinweisschilder am Anfang und am Ende der Straße geben Auskunft über die Parkscheibenregelung, das sei einfach zu wenig.

Gerd Maier vom Ordnungsamt hat eine andere Theorie: „Für viele Fahrer ist es ein Glücksspiel. Selbst wenn sie einen Strafzettel bekommen, ist das für sie günstiger, als die Parkgebühren zu zahlen.“ Derzeit arbeite die Stadt an einem Mobilitätskonzept. Auch das Thema Parken stehe auf der Agenda.

Gegen die Autos mit Nummernschildern von außerhalb wolle das Ordnungsamt nichts unternehmen. „Viele Leute haben ein fremdes Kennzeichen und wohnen trotzdem hier“, sagt der Amtsleiter. Systeme wie Leasing oder Dienstwagen seien oft verantwortlich für die bunte Mischung an Nummernschildern. Die anderen Bewohner der Karlsruher Straße hat der Brief wohl auch eher kalt gelassen. „Bisher sind nur wenige Anzeigen aufgrund dieser Schreiben eingegangen“, sagt Maier.